Kolumne "Er sagt, sie sagt" zu Hochzeit:Lassen wir es lieber gleich

Kolumne "Er sagt, sie sagt" zu Hochzeit: Er würde gern heiraten. Sie will lieber Vorbereitungen treffen.

Er würde gern heiraten. Sie will lieber Vorbereitungen treffen.

(Foto: iStockphoto)

Eigentlich könnten sie längst heiraten - findet er. Wenn es nur nicht so viel zu entscheiden gäbe - findet sie. Ein Beziehungsdrama in Dialogform.

Von Violetta Simon

Er kommt nach Hause und bleibt verwirrt vor der Kommode stehen - dort, wo er sonst immer seine Sachen ablegt, türmen sich Zeitschriften mit Frauen in weißen Gewändern und Blumenkränzen im Haar.

Er: Täuscht mich mein Eindruck oder ist der Stapel mit den Hochzeitsmagazinen zu einem Berg angewachsen?

Sie: Ich weiß auch nicht, irgendwie kam immer wieder eins dazu. Doch je mehr ich übers Heiraten lese, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass wir zu wenig darüber wissen. Worum man sich kümmern muss. Was man für eine Hochzeit so alles braucht.

Er: Immerhin haben wir uns - und einen Termin haben wir auch.

Sie: Machst du Witze? Irgendwann im August ist doch kein Termin! Bevor wir uns entscheiden, sollten wir allerdings erst einmal klären, wo wir feiern wollen - und ob die Location an dem Tag noch frei ist.

Er: Und woran hattest du gedacht? Ich fände ja unsere Lieblingskneipe nicht schlecht.

Sie: Ein bisschen außergewöhnlicher könnte es schon sein. Marion hat damals auf einem Segelschiff gefeiert, weißt du noch? Und Norbert auf einer mobilen Alm.

Er: Alm ist gut! Das Ding wurde innerhalb von drei Stunden aus Spanplatten zusammengesteckt, die Heuballen waren aufblasbar und das Bier kam in Plastikbechern. Wie wäre es mit der Scheune meiner Großmutter? Die ist authentisch und an dem Tag auch sicher nicht besetzt.

Sie: Warum nicht gleich in der Garage deiner Eltern? Ich hatte eigentlich eher an etwas Festliches gedacht. Mit Kristall-Lüstern. Und natürlich einem Haufen Blumen. Ich hätte ja wahnsinnig gerne blaue Lilien. Oder Pfingstrosen.

Er: Seit wann sind Lilien blau? Und seit wann gibt es im August Pfingstrosen?

Sie: Das ist mir egal! Ich heirate nur einmal, da muss sich der Florist eben etwas bemühen.

Er: Welcher Florist?

Sie: Na der, den ich beauftragen werde. So was braucht man. Stand in einer der Zeitschriften.

Er: Ich glaube, du solltest nicht mehr so viel in diesen Hochzeitsmagazinen schmökern.

Sie: Aber die sind wichtig! Wir haben ja noch nicht einmal die Einladungen gestaltet.

Er: Wozu, wir müssen erst einmal klären, wer überhaupt kommen soll.

Sie: Also diesen Komasäufer Jens und seine Melanie will ich nicht dabei haben.

Er: Das können wir nicht machen! Jens hat uns die komplette Küche eingebaut.

Sie: Aber dann dürfen Martina und Götz auch kommen.

Er: Wenn es unbedingt sein muss. Und nur, wenn sie ganz weit weg sitzen. Ihre Hyänen-Lache ertrag' ich nicht.

Sie: Oh Gott, wir brauchen ja auch noch Tischkärtchen. Oder sollen wir lieber Kiesel beschriften?

Er: Erst einmal brauchen wir etwas zu essen.

Sie: Stimmt, ein Cateringservice muss her. Wollen wir asiatisch, bürgerlich oder mediterran? Fleisch, vegetarisch oder vegan? Und dann müssen wir noch klären, ob es irgendwelche Allergien gibt.

Er: Ich dachte eigentlich, wir machen ein ganz normales Buffet. Meine Mutter kann uns sicher helfen.

Sie: Von wegen! Glaubst du, ich stelle mich tagelang in die Küche? Ganz sicher nicht. Ich will eine richtige Hochzeit mit allem Pipapo. Inklusive Hochzeitswalzer.

Er: Das willst du nicht, glaub' mir. Jedenfalls nicht, bevor ich einen Tanzkurs gemacht habe. Und eins sag' ich dir außerdem gleich: Ich werde auf keinen Fall einen Baum durchsägen. Oder mich sonst irgendwie zum Affen machen.

Onkel Heinz und seine Socke

Sie: Apropos Affe: Wenn dein Onkel wieder versucht, den Alleinunterhalter zu spielen oder den CD-Spieler anschleppt, stehe ich auf und gehe. Ich will einen richtigen DJ!

Er: Was soll ich denn machen - du weißt doch, wie gern Heinz bei Familienfeiern auflegt.

Sie: Und die Nummer als Bauchredner, was ist damit? Ich meine, er spricht mit einer Socke! Mit aufgenähten Knöpfen! Aber nicht auf meiner Hochzeit! Sicher nicht!

Er: Darf ich dich daran erinnern, dass das auch meine Hochzeit ist?

Sie: Und darf ich dich daran erinnern, dass wir noch nicht einmal Trauringe haben? Hast du inzwischen mit der Goldschmiedin gesprochen?

Er: Nein, wir wollten doch erst noch entscheiden, ob wir glänzendes oder mattes Gold nehmen.

Sie: Und, haben wir uns entschieden?

Er: Ich schon. Du nicht.

Sie: Ich weiß ja noch nicht einmal, ob mein Kleid schulterfrei sein soll oder ob ich eine Schleppe will.

Er: Sagtest du nicht, du willst in dem Kleid heiraten, das du zur Hochzeit deiner Schwester getragen hast?

Sie: Da hatte ich noch keine Ahnung, was man als Braut so alles anziehen kann. Was ist mit dir, was ziehst du an?

Er: Ich dachte da an einen Anzug.

Sie: Ach, wirklich. Sehr extravagant.

Er: Ich kann auch gerne die Hosenbeine abschneiden. Und pinke Socken und Sneakers dazu tragen.

Sie: Nein, kannst du nicht! Meinetwegen auf dem Junggesellenabschied mit deinen Kumpels, aber nicht auf meiner ... unserer Hochzeit!

Er: Dann machen wir am Tag zuvor also keinen Polterabend, sondern betrinken uns getrennt?

Sie: Puh. Keine Ahnung, was so üblich ist. Das müsste ich erst mal nachschlagen. Immer diese Entscheidungen.

Er: Ich glaube, mir wird das allmählich zu viel.

Sie: Du willst jetzt aber keinen Rückzieher machen, oder?

Er: Nicht doch! Aber vielleicht können wir beide einfach ein bisschen so weitermachen wie bisher? Noch haben wir ja niemanden eingeladen.

Sie: Und wenn wir einfach noch mal von vorn anfangen? Zum Beispiel beim Antrag, so in der Art: Willst du mein Mann werden?

Er: Ja, will ich. Aber nur, wenn Onkel Heinz und seine Socke auftreten dürfen!

Sie: Wenn das so ist: dann nie!

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