Heiße Luft ist das wichtigste Element zwielichtiger Branchen. Auch Deutschlands erfolgreichster Foodblogger Markus Söder bläst beinahe täglich Bilder und Botschaften auf seinem Instagram-Account raus, meistens beißt er herzhaft in etwas Fettfleischiges wie Schnitzel, Döner und Bratwurst, manchmal verzehrt er vermeintlich Gesundes wie Dosenmandarinen. Diese Woche posierte er – Donald Trump hat es vorgemacht – vor der Fritteuse einer McDonald’s-Schnellküche und gab zu: „#söderisst auch gerne Fast Food.“ Wozu? Um zu zeigen, dass er kein alter weißer Mann, sondern ein mittelalter heißer Mann ist?
Wahrscheinlich ist frittiertes Fast Food der kleinste gemeinsame Nenner, mit dem Populisten potenzielle Wähler für sich erwärmen möchten. Heiß und fettig, diese Kombination spricht niedere Instinkte an und funktioniert fast immer. Wobei Bürger und Bürgerin womöglich schon einen Schritt weiter sind als Trump und Söder mit ihrer ölbasierten Burger-Anbiederung. Heißluftfritteusen gelten derzeit als heißester Scheiß in der Küche seit dem Ei des Kolumbus. In Airfryern können tiefgekühlte Fertiggerichte wie Pommes, Kroketten oder Fischstäbchen ganz ohne Fett zubereitet werden, aber auch Gemüse, Brot oder Scampi. Die Geräte entsprechen voll dem Zeitgeist: Mit heißer Luft verblüffende Ergebnisse erzielen, der Inhalt ist eigentlich wurstegal, Hauptsache, schnell, effektvoll und ohne nachzudenken.
In der Praxis sind der Fantasie und den handwerklichen Kenntnissen allerdings selbst bei einem idiotensicheren Apparat wie einer Heißluftfritteuse Grenzen gesetzt. Deshalb ploppen auf dem Buchmarkt plötzlich lauter Heißluftfritteusenkochbücher hoch wie Chicken Nuggets im siedenden Fett. Unter den 20 bestverkauften Kochbüchern des Jahres sind fünf, die sich ausschließlich mit Rezepten für die Heißluftfritteuse befassen. Sie heißen „Das ultimative Airfryer Kochbuch“, „Heiß frittiert und geil serviert“ oder „Überraschende Ideen für deinen Airfryer“. Man findet darin wenig überraschende Anleitungen, etwa wie man Eier per Gebläse gart, Apfelchips dörrt oder Würstchen heiß macht. Kochen mit der Heißluftfritteuse wird in solchen Büchern als gesund, nachhaltig, energiesparend und schlichtweg genial hochfrittiert.
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Air Fryer im Test:Die beste Heißluftfritteuse
Air Fryer ermöglichen das Zubereiten von Speisen mit weniger Fett. Doch welches Gerät ist das beste, um Pommes zu machen? Acht Produkte im Test.
Heißluftfritteusen-Influencer Rene Schmock möchte seinen Followern die Angst vor komplizierten Kochrezepten nehmen, sein Motto lautet: „Rein damit und ab geht’s!“ Wer mit kühlem Kopf darüber nachdenkt, kommt ins Grübeln. Wenn es so simpel ist, wofür braucht man dann ein Airfryer-Kochbuch? Kann man Dosenmandarinen frittieren? Und wäre es nicht viel einfacher, nachhaltiger und energiesparender, nicht noch ein neues gehyptes Küchengerät zu kaufen und stattdessen einfach die Umluftfunktion des Backofens zu benutzen? Insidertipp: Eier kann man auch gut in Wasser kochen. Das nur als Gedankenblase in die kalte Winterluft hinausgepustet, mit den wärmsten Empfehlungen.