Klinikum Fulda:Meldepflicht - ein Fremdwort?

Nachdem im Fuldaer Klinikum eine Salmonellen-Epidemie grassierte, waren es nun Legionellen. Aus dem ersten Skandal gelernt hat die Klinikleitung offenbar nicht.

Christoph Hickmann

Die gute Nachricht am Dienstag: Im Klinikum Fulda darf wieder geduscht werden. Die schlechte Nachricht: Es ist abermals eine Menge Vertrauen zerbrochen zwischen dem größten Krankenhaus Osthessens, seinen Patienten und der Öffentlichkeit.

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(Foto: Foto: dpa)

Nachdem in der Klinik und einem nahegelegenen Seniorenzentrum vor wenigen Wochen durch eine Salmonellen-Epidemie 270 Patienten und Mitarbeiter erkrankt sowie mindestens zwei Menschen gestorben waren, wurden Ende der vergangenen Woche erhöhte Werte von Legionellen in Trinkwasserleitungen des Klinikums gemeldet.

Einen solchen Befund gibt es in Krankenhäusern zwar häufiger - doch brisant ist, dass er trotz der Salmonellen-Erfahrungen erst mit einiger Verzögerung an die Öffentlichkeit gelangte.

Bereits am 12. Juni waren routinemäßig Wasserproben entnommen worden, am 20. Juni lagen die Befunde eines Heidelberger Labors vor, die Klinik wurde telefonisch informiert. Sieben Tage später kam es dann zu einem Gespräch mit dem Kreisgesundheitsamt, "in dem wir in einem anderen Zusammenhang auf bestehende Meldepflichten hingewiesen haben", sagte Amtsleiter Stefan Kortüm am Dienstag.

"Dabei haben wir die lapidare Mitteilung erhalten, dass es Grenzwertüberschreitungen gebe - allerdings ohne den Hinweis, dass es sich um Legionellen handelt."

Klinikum räumt Versäumnisse ein

Laut Kortüm habe man dies erst auf Nachfrage erfahren - nochmals zwei Tage später: "Das ist absolut nicht in Ordnung, die Meldefrist liegt nach der Trinkwasserverordnung bei 24 Stunden." Man werde nun alle künftigen Schritte mit der Staatsanwaltschaft abstimmen - die ohnehin noch wegen der Salmonellen ermittelt.

Bei der Klinikleitung räumt man das Versäumnis ein: "Es ist unterblieben, was in der Trinkwasserverordnung vorgesehen ist", sagte Sprecher Stefan Burkard, Gründe nannte er nicht. Doch habe man "auf operativer Ebene sofort Maßnahmen eingeleitet", etwa indem in alle Duschen spezielle Filter eingebaut wurden. Bis dies geschehen war, hätten Patienten nicht duschen dürfen.

Burkard wies darauf hin, "dass kein Patient an Legionellen erkrankt ist". Die im Wasser lebenden und besonders bei Wärme gedeihenden Bakterien können die Legionärskrankheit auslösen, werden sie über zerstäubtes Wasser eingeatmet.

Die Legionärskrankheit kann als schwere Form der Lungen- und Rippenfellentzündung verlaufen und zum Tod führen. Dem Berliner Robert-Koch-Institut zufolge infizieren sich in Deutschland jährlich etwa 6000 Menschen mit der Krankheit.

Auch aus dem hessischen Sozialministerium kommt Kritik an der Klinikleitung. Die späte Meldung an das Gesundheitsamt sei "nicht nachvollziehbar", sagte ein Sprecher. "Man hätte ja schon sensibilisiert sein müssen" - schließlich liege die Salmonellenepidemie noch nicht lang zurück. Nach Angaben der Klinik wurden allerdings Vorstand und Aufsichtsrat des Krankenhauses erst mit Verzögerung über die Befunde informiert.

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