Kompakter Schädel, kurz geschorene Haare, tief liegende Augen, leerer Blick: Klaus G. sieht aus wie ein Boxer, der in die Jahre gekommen ist, wie ein Typ aus dem Milieu, Türsteher, Geldeintreiber, Zuhälter oder alles auf einmal. Und dann wirft er auch noch eine schwarze Sporttasche auf den Tisch und stapelt ein Buch nach dem anderen hinein. Genau so könnte es ausgesehen haben, damals, als er die Geldbündel verstaute; der Reißverschluss geht gerade noch zu. Die Bücher tragen alle den gleichen langen Titel: "7 Morde, 50 Jahre Haft, 1 Leben danach: Der ,Mittagsmörder' Klaus G. - die wahre Geschichte eines Serientäters" (Felix Hutt, Heyne). Zehn Stück kriegt er, hat der Verlag gesagt. Ist ja sein Leben, um das es hier geht. Sein verpfuschtes Leben auf 220 Seiten. Die Szene hat sich vor wenigen Tagen in einem Münchner Verlagshaus abgespielt. Und trotzdem, träfe man Klaus G. an der Käsetheke, würde er einem nicht auffallen. Er sieht verwegen aus, das schon, auch wirkt er ein bisschen sonderbar, aber wer tut das nicht? Er Mann von 77 Jahren, der nur aussieht wie ein Verbrecher, wie ein Mörder, weil man weiß, dass er einer ist. Breitbeinig sitzt er da, die kräftigen Handgelenke auf die Knie gestützt, und wartet auf die Fragen; neben ihm liegt eine Sonnenbrille, die braucht er nachher für die Fotos, niemand soll ihn erkennen. "Das ist mir wichtig", sagt er, "damit ich den Menschen in die Augen schauen kann, wenn wir uns in der Kirche den Friedensgruß geben."
Klaus G.:Sieben Tode und ein Leben
Lesezeit: 8 Min.
50 Jahre saß der "Mittagsmörder" Klaus G. im Gefängnis, weil er mehrere Menschen bei Raubüberfällen erschossen hatte. Nun ist er frei. Was fängt so einer mit dem Leben an?
Von Tobias Haberl
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