SZ: Welches Geräusch mögen Sie besonders gerne?
Thomas Kusitzky: Einen Klang aus meiner Kindheit. Ich komme aus einer ländlichen Gegend in der Nähe des Schwarzwaldes. Dort hörte ich am Wochenende im Sommer immer in der Ferne die Propellermaschinen der Hobbypiloten. Auch wenn viele das Motorengeräusch als störend empfinden - ich verbinde es mit schönem Wetter und Freizeit.
Viele empfinden Verkehrslärm sogar als belastend - einer aktuellen Studie zufolge stört er sogar jeden zweiten Großstadtbewohner.
Meiner Meinung nach ist Verkehrslärm ein Problem, weil er ständig präsent ist. Man kann vor ihm schlecht fliehen. Hinzu kommen die negativen Assoziationen, die man damit verbindet - Abgase, die die Gesundheit gefährden, beispielsweise.
Trotzdem ziehen immer mehr Menschen in die Stadt, sogar in laute Szeneviertel. Wie kommt das?
Menschen nehmen Klänge sehr unterschiedlich wahr, je nachdem in welcher Stimmung und Lebensphase sie gerade sind. Ich glaube, dass gerade junge Menschen das ständige urbane Rumoren als positiv empfinden, weil sie das Gefühl haben, dass etwas um sie herum passiert. Werden sie älter, verändert sich oft auch ihre Einstellung dazu - und der Klang des Viertels wandelt sich mit den Lebensgewohnheiten seiner Bewohner.
Wie meinen Sie das?
Die Bewohner eines Viertels handeln aus, wie ihre Nachbarschaft klingt. Wo viele junge Menschen wohnen, wird eher toleriert, wenn noch spät abends viele Leute auf der Straße zu hören sind. Wenn sie aber älter werden und beispielsweise Kinder bekommen, wünschen sie sich am Abend vielleicht mehr Ruhe. Entweder ihre Nachbarschaft passt sich langsam an, weil diese Generation nun in der Überzahl ist, es kommt zu Konflikten oder die Familie entscheidet sich für einen Umzug.
Bei der Stadtplanung spielen die Ergebnisse der Klangforschung eine immer wichtigere Rolle. Woher kommt das?
Stadtplaner interessieren sich nicht mehr nur dafür, ob es in einer Umgebung zu laut ist. Immer häufiger geht es auch darum, welche Klänge Identität stiften oder als angenehm empfunden werden. Es könnte zum Beispiel eine falsche Entscheidung sein, eine alte, quietschende Straßenbahn aus Lärmschutzgründen zu ersetzen, da ihr Klang als charakteristisch und Teil der Heimat empfunden wird.