Der Glaube an das Christkind gehört für Kinder zur Weihnachtszeit - allerdings sollten Eltern nach Auffassung eines Theologen ihrem Nachwuchs sagen, was wirklich dahintersteckt.
"Religion darf nicht mit Täuschung und Lüge in Verbindung gebracht werden", sagte der wissenschaftliche Referent Michael Schnabel des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München in einem Gespräch mit der Agentur dpa. "Das Christkind - das sagt man den Kindern - bringt die Geschenke. Aber die Kinder sollten wissen, dass das ein Spiel ist." Eltern sollten den Kleinen daher sagen, dass in Wirklichkeit die Erwachsenen die Päckchen unter den Weihnachtsbaum legen.
Nach Ansicht des Katholiken bringt es große Schwierigkeiten mit sich, wenn Eltern ihren Sprösslingen die Mär vom Christkind erzählen, auch wenn es ein Symbol für die Geburt Jesu ist. "Dann kommt man in verschiedene Problematiken herein, die immer mehr in den Sumpf führen." Auch dass der mit einer Rute ausgestattete Nikolaus oft zur Bestrafung unartiger Kinder herhalten muss, hält der Theologe für unglücklich: "Religiöse Dinge sollten nicht mit Strafen verbunden sein."
Vielmehr sei es eine Schwäche der Eltern, wenn "sie nicht in der Lage sind, dem Kind auf andere Weise etwas beizubringen und es dann auf den Weihnachtsmann oder den Nikolaus schieben".
Wunschzettel ist in Ordnung
Angesichts der Geschenkeflut in vielen Wohnzimmern appellierte Schnabel an Familien, über Wünsche offen zu sprechen. "Wünsche bedeuten für Kinder eine Sehnsucht nach etwas. Dennoch können die Eltern auch ein bisschen steuern, dass die Wünsche nicht ins Unendliche wachsen." Dies sei vor allem dann wichtig, wenn die Mädchen und Jungen wissen, dass nicht das Christkind die Päckchen bringt, sondern die Erwachsenen dahinter stehen.
Das Schreiben eines Wunschzettels hingegen befürwortet der Theologe. "Man legt den Wunschzettel vors Fenster, damit ein Engel ihn mitnehmen kann." Auch wenn Kinder das nicht glaubten, fördere es "die Kreativität, die Spiritualität und die Mystik des Kindes".