Kein Quecksilber-Risiko:Angst vor Impfungen unbegründet

Viele Eltern fürchten, Quecksilber in Impfstoffen könnte bei Säuglingen mentale Störungen auslösen. Stimmt nicht, sagen US-Forscher.

Hanno Charisius

Hartnäckig hält sich bei vielen Eltern die Sorge, dass ein in Impfstoffen enthaltenes, quecksilberhaltiges Konservierungsmittel bei ihren Säuglingen neuropsychologische Störungen wie etwa Autismus auslösen könnte.

Doch diese Sorge sei unbegründet, berichten nun amerikanische Epidemiologen im New England Journal of Medicine (Bd.357, S.1281, 2007). In ihrer Untersuchung konnten sie keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen quecksilberhaltigen Impfstoffen und mentalen Erkrankungen im Kindesalter feststellen.

Die Forscher unterzogen 1047 Kinder im Alter zwischen sieben und zehn Jahren je 42 verschiedenen neuropsychologischen Tests. Bis auf 16 von ihnen hatten alle bis zu ihrem siebten Lebensmonat mit Impfstoffen gegen verschiedene Krankheiten durchschnittlich 112,5 Mikrogramm des Konservierungsmittels Thiomersal verabreicht bekommen.

Der keimtötende Zusatz besteht zu 49 Prozent seines Gewichts aus dem nervenschädigenden Element Quecksilber, allerdings in einer Form, die vom menschlichen Körper sehr viel schneller abgebaut wird als Quecksilber, das als Umweltgift über die Nahrungskette etwa durch Fischgerichte in den Körper gelangt.

Impfungen in Deutschland ohne Thiomersal

Die Testergebnisse zeigen ein gemischtes Bild. In manchen Prüfungen schnitten geimpfte Kinder besser ab als ungeimpfte, in anderen war es umgekehrt. "Die Effekte schlugen gleichmäßig mal in die positive, mal in die negative Richtung'', schreiben die Forscher.

In jedem Fall aber seien sie sehr klein, und neuropsychologische Defekte hätten sie in keinem Fall beobachtet. Die Schwankungen erklären sie als ein "Zufallsergebnis'' der statistischen Auswertungen.

Die Studie bestätigt, was die Weltgesundheitsorganisation WHO oder die Europäische Arzneimittelbehörde Emea schon seit Jahren verkünden: Die stichhaltigsten epidemiologischen Studien der vergangenen Jahre sprechen gegen einen Zusammenhang zwischen thiomersalhaltigen Impfstoffen und Autismus.

In Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern ist die Angst vor Quecksilber ohnedies kein Argument mehr gegen eine Schutzimpfung. Nach Angaben des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts wird in Deutschland die vollständige Grundimmunisierung von Kindern schon seit Jahren standardmäßig mit thiomersalfreien Mitteln vorgenommen.

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