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Für John Galliano wurde das Wort "Exzentrik" erst erfunden. Stationen aus dem Leben des Dior-Chefs. Ein Rückblick in Bildern. Von Kathrin Hollmer
Er hat den Laufsteg schon in einen Zauberwald und in eine Zirkusmanege verwandelt: Bei John Gallianos Modenschauen wird es nie langweilig. Am Ende seiner Shows schlüpft er mal ins Piratenkostüm und mal in den Raumanzug. Der exzentrische Designer, der einst die Pariser Mode aufmischte, hält sich im Gegensatz zu vielen seiner kamerascheuen Kollegen nicht im Hintergrund.
Im Bild: John Galliano bei seiner Haute-Couture-Schau im Januar 2010
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Galliano macht sich gerne zum Teil des Modespektakels. Seit seiner Abschlusskollektion am renommierten Central Saint Martins College of Art & Design in London galt er als Liebling der Modeszene - immerhin waren seine Kollektionen stets aufwendiger und sein Auftreten immer extravaganter als das der anderen Designer.
Im Bild: John Galliano zwischen seinen Models nach der Haute-Couture-Schau für Dior im Januar 2010
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Dabei begann sein Leben ganz unglamourös. Als Sohn eines englischen Klempners und einer andalusischen Hausfrau wurde er am 28. November 1960 in Gibraltar geboren und lebte dort bis zu seinem sechsten Lebensjahr. Als er mit seiner Familie nach London zog, interessierte er sich bald für Mode und Design, was er dann auch studierte. 1984 machte er seinen Abschluss mit Auszeichnung am Saint Martins College. Seine finale Kollektion war von der Französischen Revolution inspiriert und wurde in der Londoner Boutique Browns ausgestellt. Sie war sofort ausverkauft. Daraufhin machte sich Galliano als Designer selbstständig.
Im Bild: John Galliano 1990 in seinem Ateilier
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1987 wurde John Galliano als "Britischer Designer des Jahres" ausgezeichnet - eine Ehre, die ihm 1994, 1995 und 1997 erneut zuteil wurde. Bis 1990 präsentierte der Designer seine Kollektionen bei der British Fashion Week, bevor er dann zum ersten Mal in Paris zeigen durfte.
Im Bild: John Galliano neben Naomi Campbell (rechts) nach der Herbst/Winter-Modenschau für Dior 1998/99
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Als Galliano 1991 fast vor dem finanziellen Ruin stand, unterstützte ihn Kate Moss, die als Model keine Bezahlung verlangte. Die Rettung folgte 1996, als er Chefdesigner des französischen Modehauses Givenchy wurde, jedoch nur für ein Jahr. 1997 übernahm er den Posten bei Christian Dior und löste damit Gianfranco Ferré ab. Seitdem ist Galliano für die Damenlinie und Haute Couture bei Dior zuständig.
Im Bild: Naomi Campbell bei der Herbst/Winter-Modenschau von Dior 1998/99
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Seine Vorliebe für Auftritte auf dem Laufsteg begann mit dem Posten als Chefdesigner bei Dior, wo er sich ausleben konnte. Der Designer lässt es sich nicht nehmen, spätestens nach der Show selbst auf dem Defilée zu erscheinen.
Im Bild: John Galliano mit Models nach seiner Prêt-a-porter-Modenschau für Christian Dior 1997.
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Manchmal ist John Galliano aber auch Teil der Show. 2002 führte er eine seiner Kreationen selbst auf dem Laufsteg vor - und erschien als edler Häuptling mit schneeweißen Federn auf dem Kopf und ohne Oberteil. So viel Ironie kann er sich aber nicht immer leisten.
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Als Chefdesigner muss Galliano das Erbe von Christian Dior, dem Gründer des Modehauses, wahren - ohne altmodisch zu wirken. Wie schon der große Meister vor ihm, entwirft auch Galliano seine Kreationen aufwendig und lässt sie mit riesigen Hüten und auffälligen Accessoires präsentieren. Das Prinzip ging auf: Bereits nach Gallianos erster Haute-Couture-Kollektion für Dior wurde er von der International Herald Tribune als "göttlicher Wahnsinn" bezeichnet.
Im Bild: Ein Model während der Modenschau von Christian Dior im Januar 1998
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2001 wurde John Galliano für seine Leistungen in der Modewelt mit dem Titel "Commander of the British Empire" ausgezeichnet, einer der höchsten Ehrungen Großbritanniens. Zuletzt wurde er im Juni 2010 vom französischen Staatschef Nicolas Sarkozy als "Ritter der Ehrenlegion" geehrt - die ranghöchste Auszeichnung in Frankreich für militärische und zivile Verdienste.
Im Bild: John Galliano bei der Verleihung der Elle Style Awards im Juli 2000 in London.
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Auch Christian Diors als "New Look" bezeichnete Blütenkelchlinie ("Ligne Corolle") greift John Galliano immer wieder auf: Die typisch enge Taille und den wadenlangen, weitschwingenden Rock interpretiert der Designer zum Beispiel mit Tüll und Drapagen immer wieder neu.
Im Bild: Ein Model während der Modenschau von Dior im Oktober 1999
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Wie der Gründer des Modehauses spielt auch John Galliano raffiniert mit der weiblichen Silhouette. Damit ist er der ursprünglichen Idee von Christian Dior treu geblieben.
Im Bild: Haute-Couture-Schau von Christian Dior im Juli 2004
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Eine wichtige Inspirationsquelle für Galliano ist die Geschichte. Die historisch angehauchten Entwürfe überspitzt er gerne und verfremdet sie, wie bei diesem übergroßen und verformten Dreispitz-Hut von 2007.
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Nicht umsonst gilt John Galliano als Kostümbildner unter den Modemachern: Seine Kollektionen und Präsentationen stehen jedes Mal unter einem anderen, oft historischen Motto - und auch er selbst verkleidet sich gern. 2007 erschien der Designer nach der Haute-Couture-Schau für Dior als Napoleon auf dem Laufsteg.
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Schon 1984 gründete John Galliano sein eigenes Label und lanciert seitdem eine Prêt-à-porter-Linie unter seinem Namen. Die Entwürfe sind ironischer und frecher als die für Dior, was aber vor allem daran liegt, dass er für seine eigenen Kollektionen nicht der Tradition eines alteingesessenen Modehauses unterworfen ist.
Im Bild: Ein Model auf der Modenschau der John Galliano Menswear-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2010
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Mit seinen eigenen ausgefallenen Kollektionen und Präsentationen kann Galliano eine ganz andere Zielgruppe als die Dior-Stammkunden ansprechen. Und lässt damit jedes Mal Prominente wie Charlize Theron, Gwen Stefani und Dita von Teese zu seinen Fashion Shows nach Paris pilgern.
Im Bild: John Gallianos Prêt-à-porter-Schau im Oktober 2010
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"Mode reflektiert die aktuellen Stimmungen. Wir leben in einer Zeit des Wandels. Und mein Job ist es, ganz vorn dabei zu sein", sagte John Galliano einmal in einem Interview. Und wahrlich, er ist ganz vorne dabei, als Chefdesigner eines der ältesten Modehäuser überhaupt und als Avantgardist mit seinem eigenen Label.
Im Bild: John Galliano am Ende seiner Prêt-à-porter-Schau im Oktober 2010