Galliano pöbelt gegen Juden:Macht Stress rassistisch?

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Der britische Stardesigner John Galliano wurde verhaftet, weil er rassistische Pöbeleien gegen Juden von sich gegeben hat. Ein Polizist meint, die bevorstehende Modewoche in Paris sei der Auslöser gewesen.

John Galliano hat es in Paris mit der Polizei zu tun bekommen: Wie aus Polizeikreisen in der französischen Hauptstadt verlautete, sei der britische Stardesigner am Donnerstagabend ausfallend und sogar "leicht handgreiflich" geworden und habe "judenfeindliche Beschimpfungen" ausgestoßen.

John Galliano ist in dem Pariser Szeneviertel Marais wohl bekannt. Was ihn zu seinen rassistischen Äußerungen bewegt haben könnte, ist nicht bekannt. (Foto: Francois Guillot/AFP)

Galliano habe in einer Bar im Szeneviertel Marais etwas getrunken und daraufhin ein Paar angepöbelt, das auf der Terrasse eines Cafés gesessen habe. Was den 50-Jährigen dazu bewogen habe, sei unklar.

Zwar war der Designer nicht mehr ganz nüchtern, aber auch nicht volltrunken: Als die Polizei Galliano vorübergehend mit auf die Wache nahm, stellte man fest, dass er 1,1 Promille Alkohol im Blut hatte.

Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft kam der Brite danach wieder auf freien Fuß. Die Polizei begleitete ihn nach Hause, ohne Anklage zu erheben.

In einem Bericht beruft sich das Onlineportal der britischen Tageszeitung Guardian auf einen Polizisten, der vermutet, der Ausbruch sei womöglich durch Stress ausgelöst worden: Kommende Woche steht die Pariser Fashion Week an, in deren Zentrum des Interesses stets die Kollektion des Hauses Dior steht. Galliano, der seit mehr als 20 Jahren in Paris lebt, übernahm 1996 für das Label die Position als Chefdesigner.

War es also der Alkohol, der Stress - oder ist Galliano gar ein Rassist? Das Modehaus selbst wollte zu dem Vorfall keine Stellung nehmen.

In dem Szeneviertel, das sich im historischen Zentrum der jüdischen Gemeinde befindet, ist Galliano ein gewohnter Anblick. Meist fährt der Designer in einem leuchtend gelben Taxi durch die Straßen. Während der Nazi-Besatzung war die Gegend häufig Ziel von Deportationen, inzwischen haben sich in den engen Gassen zahlreiche Modeläden und Bars angesiedelt, Marais entwickelte sich außerdem zu einem angesagten Schwulen- und Lesbenviertel.

Könnte sein, dass sich der Modemacher in der nächsten Zeit ein anderes Viertel suchen muss, um sich in seinem skurrilen Taxi auf die Suche nach einer angesagten Bar zu begeben.

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