Interview mit den "Huberbuam":"Es geht darum, Spaß zu haben"

Dem Kindesalter sind sie längst entwachsen. Trotzdem kennt man sie überall nur als die "Huberbuam": Der 40-jährige Thomas Huber und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander gehören zu den weltweit besten Extrembergsteigern - doch sie haben auch ein Herz für Freizeit-Kletterer.

Josef Grübl

Zuhause sind sie in den oberbayerischen Alpen, doch ihre Expeditionen führen sie ebenso ins kalifornische Yosemite Valley wie nach Patagonien, ins Karakorum-Gebirge Pakistans oder nach Nepal. Sie verblüffen regelmäßig durch spektakuläre Aktionen - wie zuletzt die Speed-Begehung des El Capitans, der wohl mächtigsten Felswand der Welt. Diesen Rekordversuch zeigt auch der Film "Am Limit", der am 22. März in den deutschen Kinos anläuft. Die Doku zeichnet das Porträt zweier ungleicher Extremsportler, denen Neid und Missgunst ebenso wenig fremd sind wie Vertrauen und ein ausgeprägter Familiensinn.

Einer der Huberbuam am Limit

Einer der "Huberbuam" am Limit.

(Foto: Foto: Kinowelt)

wohlfühlen: Woher kommt denn eure Liebe zum Bergsteigen?

Alexander Huber: Wir hatten einfach bergbegeisterte Eltern und die haben es sich nicht nehmen lassen, uns seit frühester Kindheit mit in die Berge zu bringen. Gerade der Vater war ein extremer Bergsteiger - der hat uns nicht nur zum Skitouren- Gehen mitgenommen, sondern auch zum Klettern.

Thomas Huber: Ich erinnere mich da gerne zurück. Als wir zehn waren, haben die Leute über uns gesagt: "Die Huberbuam sind zwar Lausbuben, aber sie sind gut im Klettern."

wohlfühlen: Wurde damals anders geklettert als heute?

Alexander Huber: Das Freiklettern hat es damals zwar schon gegeben, zum Beispiel im amerikanischen Yosemite Valley oder in der Sächsischen Schweiz bei Dresden. In den Alpen war es aber noch wenig populär. Da hat man einfach versucht, die Wände hochzukommen. Egal wie. In der Sächsischen Schweiz dagegen ging es irgendwann nicht mehr nur darum hochzukommen - so hoch ist es ja dort nicht. Da musste man sich schon anders sportlich motivieren, indem man die Haken nur zum Sichern benutzt hat, aber nicht zum Klettern. Wenn man nur an der natürlichen Felsoberfläche klettert, betrachtet man das Ganze nicht nur als Erlebnis, sondern auch als Sport.

wohlfühlen: Wie seht ihr die Entwicklung des Bergsteigens zum Massensport? Kann man in den Bergen noch ungestört klettern?

Alexander Huber: Wenn es um das Abenteuer Klettern als sportliche Herausforderung geht, dann sind heute auch nicht mehr Bergsteiger unterwegs als früher. Stark frequentiert sind dagegen die so genannten "Plaisier-Routen": Das sind Strecken, die extrem gut abgesichert sind und die es den Kletterern möglichst leicht machen, durch die Wand zu kommen. Es geht darum, Spaß zu haben und einen schönen Tag draußen zu verbringen. Dann gibt es noch die ganzen Kletterhallen in den Städten.

Thomas Huber: Das machen viele Leute nach der Arbeit, um sich sportlich zu betätigen - so wie man früher vielleicht Squash oder Badminton gespielt hat. Ich finde das Klettern in der Halle eine wunderbare Sache, auch wenn es mit dem, was wir machen, eigentlich nichts mehr zu tun hat.

Alexander Huber: Diese Leute haben nicht unbedingt das Fernziel, Kletterer in der freien Natur zu werden. Sie haben vielleicht einmal im Jahr ein Projekt, indem sie dann eine Woche in die Berge gehen. Dort können sie dann ausprobieren, was sie das ganze Jahr in der Halle praktiziert haben.

wohlfühlen: Wie kommt ihr damit klar, dass ihr trotz vieler Einzelerfolge vor allem als Brüderpaar, als die "Huberbuam", bekannt seid?

Thomas Huber: Das ist doch super. Man wird älter, ist aber immer noch ein Bub ... (lacht)

Alexander Huber: Ein Brüderpaar ist immer etwas Markantes. Da gibt es im Sport nicht so viele - daher ist das etwas Besonderes.

wohlfühlen: Ihr seid hauptberuflich Bergsteiger. Wie kann man sich so etwas vorstellen?

Alexander Huber: Ich würde das Training und den Sport als meine Leidenschaft bezeichnen, das ist nicht mein Beruf. Der Beruf ist der Moment, in dem ich meine Erlebnisse an die Öffentlichkeit trage - sei es in Buchform, mit Auftritten oder Vorträgen. Damit verdiene ich mein Geld.

wohlfühlen: Woran liegt es denn, dass ihr seit Jahren eine so treue Fangemeinde habt?

Alexander Huber: Dafür gibt es eine ganz simple Erklärung: Wir erleben stellvertretend für sie ihre Träume.

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