Interview mit Bianca Jagger:"Sie drohten uns mit dem Maschinengewehr"

Lesezeit: 10 min

In den siebziger Jahren war Bianca Jagger, allein und mit ihrem Mann Mick, ein Star im New Yorker Club 54. Aber darüber möchte sie nicht mehr sprechen. Ihr Thema: Menschenrechte.

Willi Winkler

SZ: Miss Jagger, wie wird man Aktivistin für Menschenrechte?

Eine kämpferische Natur: Bianca Jagger (Foto: Foto: Reuters)

Bianca Jagger: Statt Aktivist würde ich mich lieber als Anwalt der Menschenrechte bezeichnen. Für die Entscheidung, das zu machen, war meine Mutter sehr wichtig. In ihren letzten Jahren wurde sie krank, und ich habe sie gepflegt. Meine Mutter war eine sehr mutige und inspirierende Frau und sie hat sich ihren Humor und ihre Lebensfreude bis zum Schluss bewahrt. Von früh auf lehrte sie mich die Liebe zur Natur. Ich vermisse sie sehr. Meine Mutter hatte früh geheiratet.

SZ: So wie Sie auch.

Jagger: Sie war sogar noch jünger. Sie heiratete, ohne eine Ausbildung zu haben und musste nach der Scheidung arbeiten, um uns drei Kinder durchzubringen. Doch schon als sie noch Hausfrau war, war sie sich bewusst, dass sie in Nicaragua in einer Diktatur lebte. Sie sprach immer vom Somoza-System und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Nicaragua eines Tages frei sein würde. Deshalb wusste ich schon sehr früh, wo ich lebte, und beteiligte mich an Demonstrationen gegen das Somoza-Regime. Einmal haben sie mit Tränengas auf uns geschossen, so dass wir vor der Polizei in eine Kirche flohen. Mein Vater musste kommen und mich wieder befreien.

SZ: Sie stammen doch bestimmt aus einer wohlhabenden Familie?

Jagger: Mein Vater war wohlhabend, aber nach der Scheidung war es damit für uns vorbei. Es war kein einfaches Leben, und ich schwor mir, dass ich nicht das gleiche Schicksal wie meine Mutter erleiden würde. Ich wollte studieren. Glücklicherweise erhielt ich ein Stipendium für Paris.

SZ: Wann sind Sie aus Nicaragua fort?

Jagger: Ich habe Nicaragua Mitte der sechziger Jahre verlassen, um am Pariser Institut für politische Wissenschaften zu studieren. Das war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Ich lernte Recht und Gesetz kennen, ich lernte die Demokratie und die Menschenrechte kennen und entdeckte all die Dinge, von denen eine junge Idealistin aus Nicaragua nur träumen konnte. Ich frage mich manchmal, was aus mir geworden wäre, wenn ich in den USA studiert hätte. Die französische Kultur hat mich stark geprägt.

SZ: Aber dann haben Sie geheiratet.

Jagger: Dann habe ich geheiratet. Als wir 1972 in England Weihnachten feierten, hörte ich, wie im Fernsehen etwas über ein fürchterliches Erdbeben in Managua kam. Ich konnte meine Eltern nicht erreichen und füchtete schon das Schlimmste, deshalb beschlossen wir, gleich am nächsten Tag hinzufliegen. Es gab keine Direktflüge, deshalb reisten wir über Jamaika, wo wir ein Privatflugzeug mieteten und mit einigen Medikamenten weiterflogen.

Als wir schließlich ankamen, sahen wir, dass das Flughafengebäude zerstört war und die ganzen Hilfslieferungen auf dem Rollfeld abgeladen waren. Ich erinnere mich noch, wie ich in den Trümmern herumging. Teile der Stadt brannten noch immer, und in der Luft lag der unerträgliche Gestank von verbranntem Fleisch. Das Managua, das ich kannte, war zerstört. Bei diesem Erdbeben sind zehntausend Menschen gestorben.

Ich konnte meine Eltern nicht finden und gab über Radio eine Suchanzeige durch; erst drei Tage später habe ich sie in einer anderen Stadt gefunden. Nach meiner Rückkehr nach London überredete ich Mick und die Rolling Stones zu einem Konzert für die Erdbebenopfer.

SZ: Eins der wenigen Rolling-StonesKonzerte mit freiem Eintritt.

Jagger: Nein, sie haben Eintritt verlangt, aber die Einnahmen gingen vollständig an die Erdbebenopfer. Es war vermutlich eines der ersten Benefizkonzerte; es erbrachte mehr als 200.000 Dollar. Ich fuhr mit der Absicht wieder nach Nicaragua, dort eine kleine Kinderklinik aufzubauen, aber Mrs. Somoza erlaubte es nicht. Sie hatten Angst, dass die weitreichende Korruption von Anastasio Somoza auffliegen würde. Somoza und seine Leute hatten sich das meiste der 60 Millionen Dollar, die die US-Regierung an Nicaragua geleistet hatte, selber in die Tasche gesteckt. Dieser Betrug brachte das Fass zum Überlaufen, und Somoza wurde gestürzt. Der Sturz des Diktators Somoza fiel mit meiner Scheidung zusammen.

SZ: 1979 sind also gleich zwei Diktatoren gestürzt worden.

Jagger: Nein, das habe ich nicht gesagt, Sie legen mir Worte in den Mund.

SZ: Ihr Ehemann war ein sehr gutmütiger Diktator.

Jagger: Nein, das haben Sie gesagt. Ich sage nur, dass meine Scheidung mit dem Sturz Somozas zusammenfiel. Sie wollten wissen, wie ich mich für die Menschenrechte zu engagieren begann. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Nicaragua von den Vereinigten Staaten besetzt. Ich bin also in einem Land geboren, in dem die Menschen wissen, wie es ist, wenn man von einer fremden Macht unterdrückt wird. Nein, ich glaube nicht, dass man die Demokratie mit dem Gewehr im Anschlag verbreiten kann.

SZ: Aber kann man denn überhaupt etwas dagegen tun?

Jagger: Allerdings. 1981 bin ich im Auftrag des US-amerikanischen Kongresses mit einer Delegation in ein Flüchtlingslager in Honduras an der Grenze zu El Salvador gereist. Die USA haben damals Waffen an El Salvador geliefert. Wir hatten gehört, dass die Todesschwadronen getarnt ins Lager kämen, um die jungen Männer zu verschleppen. Sie nahmen die Männer fest, und wir beschlossen, ihnen mitsamt den Müttern und Kindern zu folgen. Etwa eine halbe Stunde lang sind wir ihnen im Flussbett nachgegangen. Sie schrien "hijos de puta!" und drohten uns mit dem Maschinengewehr, doch plötzlich gaben sie die Männer frei.

SZ: Einfach so?

Jagger: Einfach so. Das war der Wendepunkt in meinem Leben. Plötzlich wusste ich, was es heißt, Zeuge zu sein. Ich habe nicht nur im Kongressausschuss darüber berichtet, sondern war selber daran beteiligt, diese Männer zu befreien. Wir merkten, wie eine solche bescheidene Mutprobe bereits Leben retten kann. Das werde ich immer wieder tun. Diese Geschichte an der Grenze von El Salvador hat mich dazu gebracht, dass ich mich für die Menschenrechte einsetze.

SZ: Sie haben als Fotomodel begonnen und waren plötzlich in der Politik.

Jagger: Nein, das stimmt nicht. Ich war nie Model. Natürlich bin ich mein ganzes Leben lang fotografiert worden. Aber ich bin aus Nicaragua mit dem festen Vorsatz fort, dass ich in den diplomatischen Dienst oder in die Politik gehe.

SZ: Und sind dann eine sehr wirkungsvolle Politikerin geworden. Haben Sie nie davon geträumt, einfach nur reich zu sein, in Paris zu leben und sich in einem Salon mit den neuesten Künstlern zu umgeben?

Jagger: Aber ich liebe Kunst! Ich liebe Musik, ich mag Opern. Im Sommer fahre ich nach Salzburg zum Musikfestival.

SZ: Trotzdem ist es nicht ganz der gewöhnliche Lebenslauf, der Sie von der Glamour-Welt zu den Menschenrechten geführt hat.

Jagger: Aber es war mir so bestimmt. Es ist genau das, was ich tun wollte. Der dumme Zufall war nicht die Entscheidung für die Menschenrechte, sondern meine Ehe mit einem Rock'n'Roll-Star.

SZ: Sagten Sie eben, diese Ehe war ein Fehler?

Jagger: Ich habe nicht gesagt, dass es ein Fehler war, es kam nur überraschend. Die Leute verstehen das nicht, und die Medien schon gar nicht: Mein Lebensweg führte direkt zu dem, was ich heute tue. Die einzige Irregularität auf diesem Weg war Mick Jagger.

SZ: Manche meinen, Sie hätten ihn heiraten müssen, weil sie sich so ähnlich sahen.

Jagger: Das ist echter Quatsch.

SZ: Aber es ist doch richtig, dass Schönheit auch in diesem Bereich nicht von Nachteil ist.

Jagger: Es ist ein Vorteil, aber auch ein Hindernis. Selbst noch im 21. Jahrhundert herrscht die Vorstellung, dass eine schöne Frau dumm sein müsse. Wenn man gut aussieht, wenn man Glamour hat, heisst es gleich: Ist da überhaupt etwas dahinter? Ich frage Sie: Wie viele Frauen werden denn für Konfliktlösung eingesetzt? Dabei könnten sie es am besten.

SZ: Wie steht es mit Indira Gandhi, Margret Thatcher, Golda Meir oder Sirimavo Bandaraneike? Sie waren nicht dafür bekannt, dass sie besonders gern Konflikte gelöst hätten.

Jagger: Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich behaupte ja nicht, dass Frauen besser als Männer sind. Ich wünsche mir allerdings eine Welt, in der niemand wegen seiner Hautfarbe oder wegen seines Geschlechts diskriminiert wird.

SZ: Dann nehmen wir ein anderes Beispiel. Hillary Clinton dürfte einige Schwierigkeiten haben, zur Präsidentin gewählt zu werden, obwohl sie sicherlich nicht weniger begabt oder weniger ehrgeizig als ihr Mann ist.

Jagger: Die USA sind im Westen ein Sonderfall. Man braucht sich nur das Rechtssystem anzuschauen, um zu sehen, dass die Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre dort nie angekommen sind. Es werden Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihres Rangs in der Gesellschaft getötet, oder einfach, weil sie einer Minderheit angehören. Im Jahr 2000 war ich in Huntsville Zeuge einer Hinrichtung.

SZ: Sie waren bei einer Hinrichtung dabei? Wie kann man sich dem freiwillig aussetzen?

Jagger: Gary Graham bat mich darum. Seine Hinrichtung war eine erschütternde Erfahrung für mich, und ich brauchte lange, um mich wieder davon zu erholen. Gary Graham war noch minderjährig, als er zum Tode verurteilt wurde. Bis auf einen einzigen Zeugen, der behauptete, er habe die Tat durch die Windschutzscheibe gesehen, gab es nichts, was belegt hätte, dass er der Mörder war. Der damals verantwortliche Gouverneur hieß George W. Bush.

SZ: Das ist aber viel einfacher für Menschen wie Sie, für Organisationen, die nicht regierungsgebunden sind. Da gibt es keine Verantwortung vor den Wählern und erst recht nicht vor den Leuten, die einem den nächsten Wahlkampf finanzieren sollen.

Jagger: Das stimmt. Politiker werden aber gewählt, um Probleme wie den Klimawandel, die Armut in der Welt, Aids und Kriminalität zu lösen.

SZ: Hier spricht die Idealistin.

Jagger: Nein, ich bin keine Idealistin, sondern eine Kämpferin, die an die Menschenrechte glaubt.

SZ: Und was machen wir, wenn ein Land - wir können es China nennen - alles unternimmt, um den künftigen Ölbedarf zu decken und deshalb den Völkermord im Sudan fördert? Sie werden China nicht mit Idealismus überzeugen können.

Jagger: Und selbst wenn wir im Moment China nicht überzeugen können, dürfen wir deshalb noch lange nicht übersehen, dass beispielsweise Deutschland am Bau des Ilisu-Damms in der Türkei beteiligt ist, durch den Zehntausende umgesiedelt werden sollen und durch den eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Türkei für immer verloren zu gehen droht.

SZ: Es ist nicht die deutsche Regierung, die den Damm baut, sondern ein schweizerisch-österreichisch-deutsches Konsortium.

Jagger: Aber Ihre Regierung sorgt für eine Bürgschaft.

SZ: Ist es nicht recht idealistisch zu glauben, eine Regierung könne völlig unabhängig von der Industrie agieren?

Jagger: Aber wir müssen die jeweilige Regierung in die Pflicht nehmen. Deutschland hat in diesem Halbjahr die EU-Präsidentschaft inne. Ich bin bereit, an Bundeskanzlerin Angela Merkel zu appellieren.

SZ: Aber sagen Sie bitte: Was haben Sie selber von dieser anstrengenden Arbeit gegen die Todesstrafe, für die Menschenrechte, gegen den Klimawandel?

Jagger: Es ist schon richtig, dass man sich manchmal fragt, ob es den Einsatz wert ist. Aber im Fall von Guinevere Garcia war ich erfolgreich. Sie war zum Tod verurteilt und wollte selber hingerichtet werden. Ich habe zusammen mit Amnesty International an Jim Edgar, den Gouverneur von Illinois, appelliert und um einen Gnadenerweis gebeten. Das Urteil wurde in lebenslange Haft umgewandelt. Es war ein kleiner Sieg in meinem Kampf gegen die Todesstrafe und, ja, es war eine Genugtuung für mich. Darf ich Ihnen eine Geschichte erzählen?

SZ: Aber gern.

Jagger: Als ich in Bosnien war, konnte ich mehrere Kinder herausholen.

SZ: Wann war das?

Jagger: 1995. Als ich die Kinderabteilung im Krankenhaus in Tuzla besuchte, nahmen mich die Ärzte beiseite und baten mich um Hilfe. Sie hatten zwei Kinder, Sabina und Mohammed. "Sie müssen dringend behandelt werden, aber wir haben dafür nicht die Geräte. Können Sie sie bitte aus Bosnien herausholen?" Ich habe es versucht, ich habe alles versucht. Sie brauchten Visa, sie brauchten eine Bestätigung vom Roten Kreuz, von den Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen, aber niemand wollte Flüchtlinge aufnehmen, weil alle Angst hatten, damit "einem Flüchtlingsstrom das Tor zu öffnen".

Mohammed war bereits acht Jahre und galt damit als zu alt für die Operation, die ihm das Leben gerettet hätte. Sabina hätte gerettet werden können, wenn sie rechtzeitig behandelt worden wäre. Es ging ihr jeden Tag schlechter. Schließlich sagte man mir, sie habe nur mehr zehn Tage zu leben. Unprofor hatte dort mehrere Hubschrauber, aber ich durfte sie nicht nutzen. Ich lernte dann einen Offizier der britischen Truppen kennen, der mir versprach, das Fahrzeug, das ich auftreiben müsste, mit seinen Panzern nach Split in Kroatien zu begleiten.

Tuzla lag, wie Sie wissen, unter serbischem Beschuss. Nach acht Wochen und einem letzten Appell im Fernsehen gelang es mir, die beiden herauszuholen. Als wir in Split ankamen, sagte der Arzt: "Sie ist zum Fliegen zu krank." Sabina fiel ins Koma und starb. Sie litt unter einer Form von Leukämie, bei der es eine Heilungschance von achtzig Prozent gibt. War es das wert? Sabina ist gestorben, aber Mohammed überlebte. Er wurde operiert.

SZ: Lebt er immer noch?

Jagger: Er lebt. Er hat ein Jahr bei mir gewohnt. Dann kamen seine Eltern aus Bosnien heraus und nahmen ihn zurück. Inzwischen sind sie nach Bosnien zurückgekehrt.

SZ: Wie alt ist Mohammed heute? Er müsste inzwischen erwachsen sein.

Jagger: Er ist heute neunzehn. Ich habe ihn besucht, als ich das letzte Mal in Tuzla war. Leider schreibt er mir nicht mehr.

SZ: Können Sie nachts überhaupt noch schlafen?

Jagger: Man muss eine Form finden, wie man damit umgeht. Es ist nicht einfach. Das Bild der sterbenden Sabina hat mich jahrelang verfolgt. Dieses Kind hätte gerettet werden können. Die internationale Gemeinschaft hätte diese Sabina und all die anderen Sabinas retten können. Wir haben Srebreniza zugelassen, wir haben Darfur zugelassen, wir haben immer wieder Völkermord zugelassen. Manchmal müssen wir uns selber daran erinnern, welche Schrecken es in der Welt gibt. Ich habe mir deshalb auch die Hinrichtung Saddam Husseins angesehen. Ich war abgestoßen und schockiert. Es war eine Barbarei, und die amerikanische Regierung war damit einverstanden.

SZ: So etwas könnte ich mir nie anschauen.

Jagger: Aber manchmal muss man so etwas tun, damit man nicht vergisst, was die Todesstrafe bedeutet. George W. Bush hat als Gouverneur von Texas 131 Menschen hinrichten lassen. Wenn ich daran denke, steht mir alles wieder vor Augen. Wenn es anders wäre, dann würde ich keinen Anteil nehmen. Wir haben die Pflicht, unsere Stimme zu erheben und Völkermord in jeder Form zu verhindern.

SZ: Ist es bei diesen Anliegen wichtig, dass man sich Ihre Berühmtheit zu eigen macht?

Jagger: Nein. In Bosnien hatte ich einen Freund, der ein hohes Tier bei den UN war. Er verfügte in Tuzla über ein eigenes UN-Flugzeug. Als ich ihm erzählte, dass ich am nächsten Tag Geburtstag hätte, sagte er: "Toll, dann bringe ich Sie hier raus." Ich sagte zu ihm: "Aber ich nehme Sabina und Mohammed mit." Er weigerte sich und sagte: "Das ist unmöglich."

SZ: Wenn die Politik versagt, springen die Glamour-Leute ein.

Jagger: Es ist wirklich großartig, was Bill Clinton alles tut, aber er hätte es tun sollen, solange er Präsident war. Nehmen Sie die Aktion ,Make Poverty History'. Viele Tausend Menschen arbeiten dafür, und dann wird das Unternehmen über Nacht von Bob Geldof und seinem Live Aid übernommen. Geldof und Bono wollen natürlich den Ruhm, und sie fühlen sich wohl in der Gesellschaft der Mächtigen.

Der Preis dafür besteht darin, dass sie nichts Heikles ansprechen dürfen. Deshalb hat Bono auch erklärt, dass George W. Bush der Präsident sei, der mehr als jeder seiner Amtsvorgänger für Afrika getan habe. Als das Live-Aid-Konzert veranstaltet wurde, verschwand der Marsch zur G-8-Tagung in Gleneagles vollständig aus den Medien, es gab nur mehr die Popstars.

SZ: Man wird es den Musikern nicht verdenken können. Sie wollen auch einmal große Politik spielen.

Jagger: Ich bin der Meinung, dass wir die G-8-Staatschefs davon überzeugen müssen, dass beim internationalen Finanzsystem der Weltbank, beim IWF und bei der WTO grundlegende Änderungen vorgenommen werden müssen, wenn sie die Armut wirklich beseitigen wollen. Mein Ehrgeiz geht nicht dahin, einmal mit George W. Bush oder Tony Blair mittagessen zu dürfen. Dennoch bin ich jederzeit bereit, an Ihre Kanzlerin zu appellieren. Beim kommenden G-8-Gipfel hat sie die einmalige Gelegenheit, wirklich etwas für Entwicklungsländer zu tun.

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