Süddeutsche Zeitung

Internet:Kinder brauchen Schutz im Netz

Eltern sehen ihre Kinder im Internet zu wenig vor gefährlichen Inhalten geschützt. Zu Recht erwarten sie, dass der Staat Grenzen setzt.

Kommentar von Edeltraud Rattenhuber

Schon ein Onlinespiel genügt, um aus einem zahmen Zwölfjährigen ein nicht mehr zu bändigendes Wesen zu machen. Glücksspiel kann süchtig machen, wie Lottospieler wissen. Und nichts anderes als Glücksspiel sind die kostenlos verfügbaren Spiele-Apps für Kinder und Jugendliche. Aber auch das Daumen-hoch für Fotos und selbstproduzierte Videos in den sozialen Medien macht süchtig nach mehr. Oder unglücklich.

Die Gefahren, die im Internet lauern, sind seit Jahren bekannt: Cybermobbing, Cybergrooming, Spielesucht, Abzocke. Dass alle Versuchungen frei verfügbar sind, ist ein Ärgernis. Eltern und deren Kinder wurden mit ihren Schutzbedürfnissen von Anfang an alleingelassen. Eine Umfrage hat nun ergeben, dass die große Mehrheit der Eltern mit dem Schutz ihrer Kinder im Netz unzufrieden ist. Sie fordern zu Recht mehr Kontrollen.

Die Familienministerin Franziska Giffey (SPD) will den Kinder- und Jugendmedienschutz nun reformieren. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, doch wird erneut viel Zeit vergeudet. Denn Giffey setzt zunächst einmal auf den Dialog mit den Anbietern. Aber diese sind wie Kinder: Sie nutzen jedes Schlupfloch, um ans Ziel zu kommen. Und dieses Ziel ist im ungezügelten Markt klar definiert: Geld. Freiwillig werden sie ihre Kundschaft nicht vergraulen.

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Quelle:
SZ vom 14.01.2020/mkoh
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