Industrie kommt auf den Hund:Werbung für den Wau-Wau

Wieso in der Werbung Herrchen und Frauchen adressieren, wenn man sich auch direkt an die Zielgruppe wenden kann? Großkonzern Nestlé hat den weltweit ersten Spot entwickelt, der sich direkt an Hunde richtet. Töne im hohen Frequenzbereich sollen die Hunde zum Konsum verführen.

Wolfgang Koydl

Man könnte sich fragen, warum ausgerechnet österreichische Hunde weltweit als erste in den Genuss der Neuheit kommen sollen. Sind sie klüger? Aufmerksamer? Oder einfach nur verfressener? Was immer der Grund sein mag: Es sind Zamperl zwischen Neusiedler und Bodensee, die in dieser Woche in den Genuss des weltweit ersten Fernseh-Werbespots kommen werden, der sich gezielt an Hunde richtet.

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Ob Bordeaux-Dogge oder Pudel: Künftig ist der Kunde Hund, und damit König - und direkt anzusprechen.

(Foto: dpa)

"Wir wollten einen Spot kreieren, der unseren vierbeinigen Freunden Spaß macht, aber den zugleich Besitzer und Hund gemeinsam erfahren können", umschreibt es Anna Rabanus, die beim Schweizer Großkonzern Nestlé für die wachstumsstarke Hundefutterbranche zuständig ist. Und Europa-Manager Xavier Pérez ergänzt, dass das Filmchen "die besondere Beziehung" zwischen Hund und Herrchen unterstützen solle.

Eltern kennen das Prinzip ja von ihren Kindern. Die verlangen an der Supermarktkasse stets zielgerichtet nach jenen Süßigkeiten, die tags zuvor im Vorabendprogramm flächendeckend beworben worden sind. Geht es nach Nestlé, so soll demnächst auch der Hund den Besitzer schnurstracks zum richtigen Regal ziehen. Die Firma hat bereits mit aromatischen Plakaten in Knöchelhöhe experimentiert, die nach Hundefutter riechen.

Werbung für den Wau-Wau

Der Fernsehspot fußt auf der Erkenntnis, dass Hunde Töne in hohen Frequenzbereichen hören, die dem menschlichen Ohr verschlossen sind. Ein solcher Ton soll nun im Werbestreifen für das Beneful-Futter die lauschenden Hunde aufhören und gespannt auf den Bildschirm blicken lassen. Eingerahmt wird der Ton durch ein Quietschgeräusch wie von einer Gummiente und ein klingendes "Ping" - die beide auch vom menschlichen Besitzer wahrgenommen werden können.

Lukratives Futter

Parallel zur Ausstrahlung bittet die Firma Kunden, die Reaktion ihrer kleineren und größeren Lieblinge zu beobachten und online einzusenden. Nestlés Ernährungsexperte Dr. Georg Sanders verstieg sich zu der Hypothese, dass "ein Hund, der öfter mit einer quietschenden Gummiente spielt, sicherlich stärker" reagieren werde. Lässt den Hund der Werbespot indes kalt, so kann es für die Firma nur eine einzige Erklärung geben: "Er denkt schon an die nächste Beneful-Mahlzeit."

Dass sich Nestlé derart hingebungsvoll um Haustiere kümmert, hat einen konkreten Grund, der sich in der Bilanz niederschlägt: Tierfutterverkäufe sind im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen. Kürzlich brachte der Schweizer Multi sogar eine eigene Eiscreme für laktose-intolerante Hunde auf den Markt, damit sie nicht länger auf Milcheis verzichten müssen. Und für Katzen gibt es eigene Spiele für den iPad.

So gesehen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die kleinen Lieblinge endlich auch ihre eigene Kreditkarte erhalten. Gezahlt wird dann mit Pfotenabdruck.

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