In der Crashdiätenfalle:Batman mit Jojo-Effekt

Christian Bale hungerte sich mit Äpfeln und Thunfisch auf Batman-Maße. Andere versuchen es mit Ananas. Eine Ernährungswissenschaftlerin sagt, wie's effektiver geht.

Bettina Hensel

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Die Batman-Diät

Die Diät eines Promis hat mittlerweile fast den selben Stellenwert wie seine Garderobe auf der Oskarverleihung. Bei beiden gilt das Prinzip: je ausgefallener, desto besser. Batman-Darsteller Christian Bale erarbeitete sich kürzlich auf der Abspeck-Gala einen prominenten Platz: Er hungerte sich wochenlang - angeblich nur mit einer Dose Thunfisch und einem Apfel am Tag - auf ein Gewicht von 60,5 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,88 Meter. Ob das schick ist - ist Geschmackssache; eines ist aber sicher: Der Spaß bleibt bei dieser Form des Fastens auf der Strecke. So untersagte sich Bale auch jedes Abendprogramm. Er hungerte lieber im stillen Kämmerlein. Professorin Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke kann der Bale'schen Hunger-Strategie dennoch ein paar gute Seiten abgewinnen: "Bei dieser Art von Diät nimmt man zwar sehr wenig Ballaststoffe zu sich, was der Darmgesundheit abträglich ist. Aber zumindest enthält der Apfel Vitamine. Und im Thunfisch ist eine Portion Protein. Das bremst den Hunger."

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Das Zauberwort "Eiweiß"

Mit dem Thunfisch hat sich Bale einen idealen Diätsnack ausgesucht: 100 Gramm enthalten durchschnittlich 25 Gramm Eiweiß - und das bei einem niedrigem Kaloriengehalt. Professorin Klaus empfiehlt, täglich 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Bei einem Gewicht von 60 Kilogramm braucht der Körper eine Eiweißzufuhr von 48 Gramm pro Tag. Für Abnehmwillige sei eine eiweißreiche Diät ideal: "Eiweiß hat einen sättigenden Effekt und kurbelt den Energieumsatz an", sagt Klaus. "Deswegen gibt es ja auch Diäten, die Protein supplementiert sind und dafür wenig Kohlenhydrate enthalten. Zum Beispiel die Atkins-Diäten oder die Formula-Diäten." Ein Allheilmittel gegen Übergewicht seien diese Hungerkuren deswegen aber noch lange nicht, jedoch besser als eine Kohlsuppendiät, die sehr wenig Protein enthält.

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Schlaraffenland "Atkins": Abnehmen mit Wurst und Käse

Lange Zeit galt Fett als absoluter Übeltäter. Nicht nur, weil man von der Devise ausging "Fett macht fett", sondern auch, weil die Ernährungswissenschaftler von gesundheitlichen Folgeschäden bei zu hohem Fettgehalt in der Nahrung ausgingen. Dennoch zeigten Studien, dass bei der eiweißreichen Atkins-Diät die "bösen" Blutfettwerte sanken, während das "gute" Cholesterin anstieg. Diätwillige können zwar jetzt guten Gewissens mit Steaks und fetter Wurst überflüssige Kilos herunterbrennen, doch leider führt auch diese Diät langfristig zu keinem Happy-End: "Studien haben gezeigt, dass Übergewichtige, die eine Atkins-Diät machen zwar schneller abnehmen; doch bereits nach einem Jahr wiegen die meisten das Gleiche wie vor der Hungerkur," sagt Klaus. "Wenn sie aus der Diätphase raus sind, können sie ihr Körpergewicht eben auch nicht besser halten als andere."

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Der Ananas-Mythos

Die delikate Südsee-Frucht mit dem fasrigen gelben Fleisch hat in Diätkreisen nach wie vor ein richtig gutes Image. Ihr wird nachgesagt , sie sei ein besonders effizienter Fettkiller. "Unsinn", sagt Klaus. "Angeblich sollen die Enzyme die Fettverwertung verhindern, dabei werden sie im Magen inaktiviert und dann abgebaut." Natürlich sorgten zwei bis drei Kilogramm Ananas am Tag für ein Völlegefühl im Magen. Dafür würden aber zahlreiche Vitamine, Ballaststoffe, Mineralien und Fettsäuren.fehlen. Dramatisch sei eine solche Fastenkur bei gesunden Menschen für ein oder zwei Wochen nicht, meint die Ernährungswissenschaftlerin. Allerdings habe man danach wieder einen Heißhunger auf Lebensmittel, die man vorher nicht konsumieren durfte. "Man langt in der Regel wieder kräftig zu und gewinnt an Gewicht. Wie bei allen zu einseitigen Diäten", so Klaus, die als Fazit allen kurzfristigen Schlankmacher-Kuren die rote Karte zeigt.

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Ernsthafte Ernährungsumstellung anstelle von zehn Hobby-Diäten

Eine langfristige Umstellung in der Ernährung ist also unumgänglich, will man ernsthaft abnehmen. "Wenn man nach der Diät nichts für die Gewichtsstabilisierung tut, dann ist es relativ egal, welche Diät man macht", sagt Klaus. "Alle Studien zeigen: Menschen, die eine Diät machen nehmen erst einmal ab, danach nehmen sie wieder zu." Um den Jojo-Effekt zu vermeiden, sollte man über eine individuelle Ernährungsberatung nachdenken. Immerhin werden die Kosten bei einer ärztlichen Überweisung von den Krankenkassen bezuschusst - je nach Kasse von 30 bis 85 Prozent. Bei mehreren Sitzungen mit einem Trophologen kann jeder sein Ernährungsprogramm individuell sondieren: Wo man Kalorien einsparen kann, ohne dass es richtig wehtut, ist die dabei wichtigste Frage. Zum Beispiel die berühmte Butter unter dem Leberwurstbrot.

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Keine Kasteiung: Essen muss Spaß machen.

Also keine Bange: Süßigkeiten komplett vom Speiseplan zu streichen, ist bei einer langfristigen Ernährungsumstellung nicht zwingend. Starre Regeln seien sogar kontraproduktiv, meint Frau Klaus: "Jemand der Schokoladen-Fan ist, kann vielleicht mal ein oder zwei Wochen darauf verzichten, aber er leidet darunter und das ist nicht Sinn der Sache." Sinnvoll sei dagegen, zu einer gesunden ausgewogenen Ernährung findet, ohne sich selbst zu kasteien. Denn essen solle immer auch den Lustgewinn erbringen, den man erwartet.

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Der Trend geht zur Pille: Abnehmen mit CLA

In den USA wird dagegen mit Diät-Vorschlägen weiterhin viel Geld verdient. Konjugierte Linolsäuren (CLA) als Nahrungsmittelergänzung in Pillenform sind zum Beispiel groß in Mode. Das Lifestyle-Präperat CLA enthält viele tierische Fette, soll angeblich den Körperfettanteil senken und gleichzeitig den Anteil an Muskelmasse steigern. In hoher Konzentration sei der Wirkstoff allerdings toxisch, sagt Klaus. "Wenn die Leute anstelle von zwei Pillen 20 nehmen, vergiften sie sich. Zudem hat es bei Leuten, die dick sind eher negative Auswirklungen: Die Blutfettwerte verschlechtern sich deutlich."

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(Text: sueddeutsche.de/Bettina Hensel/mmk

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