Husten, Schnupfen, Heiserkeit:Was tun bei einer Grippe?

Erkältung oder Grippe? Die Augsburger Allgemeinmedizinerin Dr. Gieron-Herz erklärt, wann man einen Arzt braucht, wann impfen sinnvoll ist und was wirklich hilft.

Viktoria Weichselgartner

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"Sobald es ein bisschen im Hals kratzt, denkt so manch einer gleich, er habe eine Grippe. Aber nicht jedes Wehwehchen in der kalten Jahreszeit ist ein grippaler Infekt.

Eine Erkältung kündigt sich langsam an und vergeht in der Regel wieder schnell von selbst, ohne größere Schäden für die Gesundheit.

Mit einer echten Grippe, auch Influenza genannt, ist nicht zu spaßen. Beide Krankheitsformen werden durch Viren ausgelöst - allerdings durch unterschiedliche Typen. Grippeviren sind viel aggressiver und können bei ungünstigen Verhältnissen (z. B. Begleiterkrankungen) bis zum Tod führen. Die Grippe tritt meist zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar auf."

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"Bei einer Erkältung spürt man zunächst ein Kratzen im Hals, das allmählich immer unangenehmer wird. Darauf folgen eine verstopfte Nase, Niesen, Kopfschmerzen und oft auch leichtes Fieber. Nach zwei bis drei Tagen erreicht die Erkrankung dann ihren Höhepunkt, nach ein bis zwei Wochen ist das Schlimmste überstanden.

Eine Grippe hingegen kommt ganz plötzlich. Hat man sich ein bis zwei Tage zuvor mit dem Virus angesteckt, bricht die Influenza schlagartig aus. Man fühlt sich nicht langsam kränkelnd wie bei der Erkältung, sondern von einem Moment auf den nächsten extrem krank. Hohes Fieber (39°-40° Celsius), starke Halsschmerzen, ein trockener Husten, Appetitlosigkeit und heftige Gliederschmerzen sind die Folge. Der Patient fühlt sich schwer krank. Die Akutphase dauert meist ein bis zwei Wochen, die Spätfolgen wie Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen ziehen sich aber noch bis zu einem Vierteljahr hin."

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"Durch die Erkrankung durch Viren ist das Immunsystem bereits geschwächt, denn es muss eine passende Reaktion auf die Krankheitserreger finden. In dieser Situation ist es für Bakterien leichter, den menschlichen Körper anzugreifen. Immunbotenstoffe, sogenannte Antikörper, gegen Bakterien müssen erst neu gebildet werden.

Das nutzen Bakterien aus und infizieren das betroffene Gewebe nochmals - es kommt zu einer "Superinfektion". Mögliche Folgeerkrankungen sind Lungenentzündungen, Mandelentzündungen oder Entzündungen des Rippenfells oder der Bronchien. In Einzelfällen können diese Superinfektionen dann tödlich enden. Dafür muss man nicht unbedingt mit Bakterien aus der Umwelt in Kontakt kommen - es kann sein, dass die Krankmacher schon länger im Körper sind, aber vom Immunsystem unter Kontrolle gehalten wurden."

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"Gegen Viren können Antibiotika nichts ausrichten. Kommt zu dem viralen Infekt aber ein bakterieller, können Antibiotika gerechtfertigt sein."

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"Generell kann man sagen: Menschen mit schwachem Immunsystem. Risikogruppen sind ältere Menschen, deren Immunsystem altersbedingt nicht mehr so effektiv arbeitet, besonders in Alters- und Pflegeheimen, weil sich die Krankheit dort besonders schnell verbreiten kann.

Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Asthma, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem Säuglinge und Kleinkinder, deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist, sind stärker gefährdet.

Zudem: Personen, die viel Kontakt mit Menschen haben wie Angestellte in Supermärkten und Kaufhäusern, Bankangestellte, Ärzte und Krankenschwestern.

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"Eine Impfung ist der beste Schutz vor einer Grippeerkrankung. Jedes Jahr wird der Grippe-Impfstoff neu hergestellt. Er richtet sich gegen aktuelle Virenstämme.

Um das herauszufinden, beobachten Experten der WHO weltweit die Lage und sprechen Empfehlungen für die Impfstoffproduktion aus. Impfen lassen sollten sich besonders die gefährdeten Risikogruppen, Kinder können ab sechs Monaten geimpft werden.

Im Falle einer Schwangerschaft kann man keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine Grippeimpfung aussprechen. Im bisherigen Forschungsstand gibt es noch nicht genügend Erkenntnisse, ob die Impfung für die werdende Mutter und das Ungeborene gefährlich sind.

Wenn sich die Schwangere impfen lassen will, dann allerdings nicht während der ersten drei Schwangerschaftsmonate. Für über 60-Jährige und chronisch Kranke ist die Impfung kostenlos. Führt der Arzt nur die Impfung durch und sind keine weiteren Untersuchungen nötig, fällt auch keine Praxisgebühr an."

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"Das Risiko ist gering. Die meisten Menschen reagieren kaum auf die Impfung. Einige haben ein bis zwei Tage leicht erhöhte Temperatur und Müdigkeitserscheinungen.

Selbst wenn sich Folgeerscheinungen einstellen, stehen diese in keinem Verhältnis zu den möglichen Gefahren einer echten Grippeerkrankung. Schwere Erkrankungen infolge einer Impfung wie Lähmung oder Gehirnhautentzündung kommen bei jedem zehntausendsten Patienten vor."

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"Der beste Zeitraum für eine Impfung ist zwischen September und November. Einen richtigen Schutz bietet die Impfung erst nach zwei Wochen und im Dezember beginnt schon die Grippe-Hochsaison."

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"Kinder unter sechs Monaten und Schwangere in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten, sowie Kranke, deren Immunsystem durch eine schwere Erkrankung selbst oder durch eine Chemotherapie stark geschwächt ist, sollten von einer Impfung absehen.

Eine leichte Erkältung ist aber kein Grund, sich nicht impfen zu lassen. Bei Hühnereiweißallergie kann man auf neuere Impfstoffe zurückgreifen, die gentechnisch hergestellt werden."

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"Ein kleines Kratzen im Hals ist noch kein Grund zum Arzt zu gehen. Eine Erkältung kann alleine auskuriert werden - einfach mehr schlafen und auf den eigenen Körper hören. Hausmittel können dabei sehr gut helfen.

Menschen mit Immunschwäche oder einer chronischen Erkrankung sollten allerdings den Arzt aufsuchen, falls die Erkältung schwerer verläuft als normal. Hinter den Symptomen könnte eine bakterielle Infektion stecken.

Innerhalb einer Woche sollte die Erkältung wieder abgeklungen sein. Falls dies nicht der Fall ist und der Auswurf beim Husten gelb oder grün ist und sich die erhöhte Temperatur nicht senkt, könnte eine bakterielle Infektion der Atemwege vorliegen. Dann empfiehlt es sich, sofort zum Arzt zu gehen, denn mit einer Lungenentzündung ist nicht zu scherzen.

Heftige Ohrenschmerzen können ein Anzeichen für eine Mittelohrentzündung sein, da Bakterien vom Nasen-Rachen-Raum ins Innere des Ohrs gelangen können. Besonders gefährdet sind hierbei Babys und Säuglinge.

Sollte sich die Erkrankung schlagartig einstellen und sich das Fieber auf über 39° Celsius erhöhen, handelt es sich wahrscheinlich um eine Grippe - sofort zum Arzt! Der kann spezielle Tabletten verschreiben, die die Virusvermehrung im Körper aufhalten und zu einer schnelleren Gesundung beitragen. Diese müssen aber spätestens 48 Stunden nach den ersten Symptomen eingenommen werden."

(Protokoll: Viktoria Weichselgartner/bilu)

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