Hometrainertest (12): Der Massager:Rüttel dein Haar!

Wer ein Massagegerät im Wohnzimmer stehen hat, merkt schnell, welcher seiner Besucher am schmutzigsten denkt und ständig auf fragwürdigen Verkaufskanälen herumzappt.

Birgit Lutz-Temsch

So heißt es: Kettler Massager Das ist es: Ein Massagegerät Das soll es: Muskelverspannungen lösen und das Bindegewebe straffen.

Hometrainertest (12): Der Massager: Der Rüttler, nein Massager: macht eher Angst als Sinn.

Der Rüttler, nein Massager: macht eher Angst als Sinn.

(Foto: Foto: Kettler)

Ein Massagegerät ist ein Massagegerät ist ein Massagegerät. Aber wenn es in einem Wohnzimmer steht, ist es urplötzlich mehr als das. Das merkt man spätestens, wenn Besuch kommt. In zwei Monaten Testphase bleibt das Fitnessgerät von ausnahmslos keinem einzigen Gast, den man in seine Gemächer einlässt, unkommentiert.

Damit muss man rechnen, wenn man sich so ein Ding ins Haus holt: Gäste sehen, sobald ihr Blick auf den sogenannten Massager fällt, vor ihrem inneren Auge reflexartig all jene Bilder aus seriösen und unseriösen Verkaufskanälen, bei denen sich Blondinen in knappen Höschen durchrütteln lassen. Besucher fragen also nach einiger Zeit, in denen ihr Blick immer wieder scheu zu dem Gerät geglitten ist, mehr oder weniger schüchtern: Sag mal, was ist das eigentlich? Obwohl natürlich jeder weiß, was das ist.

Die Frage heißt in Wahrheit: Benützt du dieses Ding wirklich - und ziehst du dir dazu tatsächlich auch so einen komischen Gymnastikanzug in glänzendem Pink an und wickelst dir ein geflochtenes Schweißband ins Haar? Die Frage heißt also in der ganz harten Wahrheit: Bist du eigentlich ganz anders als wir immer dachten? Nämlich irre?

Diesem öffentlichkeitswirksamen Effekt wird an dieser Stelle deshalb so viel Platz eingeräumt, weil es der einzige Effekt ist, der in zwei Monaten überhaupt beobachtet werden konnte. Der Kettler Massager kann laut Hersteller zwar Folgendes: Er "fördert die Durchblutung, löst Muskelverspannungen und strafft mit seiner belebenden Ganzkörpermassage das Bindegewebe".

Nichts von dem allerdings ist eingetreten, zumindest nicht an den verspannten Muskeln, die dem Test unterzogen wurden und dem Bindegewebe, dass nur zu gern gestrafft worden wäre. Hinzu kommt: Mit einer Massage verbindet man gemeinhin Ruhe und Entspannung. Dreht man den Massager aber auf die höhere der zwei Stufen, damit man überhaupt was spürt, dann macht er ein Geräusch, dass eher an eine Straßenbahn mit Achsbruch erinnert als an beruhigend plätscherndes Mondwasser in einem Massageraum.

Dieser, ja, man kann ihn durchaus so nennen, Lärm, ist so penetrant, dass man allein deshalb schnell genug hat vom Rütteln und Schütteln. Wegräumen lässt sich der Massager aber auch nicht so einfach, denn selbst zusammengeklappt passt er nicht unbedingt unter ein Bett oder Sofa.

Zwei von drei Besuchern ergriffen die Gelegenheit, sich wenigstens kurz darauf zu stellen. Bei den schwereren, die sich gegen den Gurt lehnten, klappte jedesmal der Pfosten ein, was die Tester nach hinten kippen ließ, zum Glück aber keine schweren Verletzungen nach sich zog. Ausnahmslos jeder der Kurztester erschrak beim Umlegen des Hebels auf Stufe zwei ob des eintretenden Rüttelgeräuschs.

Wenn das Band nicht um die Hüfte, sondern die Schulter gelegt wird, wie in dem Beiheft abgebildet, schnalzt das rüttelnde Massier-Element gerne an die Ohren, was im Zweifelsfall noch mehr Verspannung hervorruft. Legt man sich das Band um die Oberschenkel, findet man sich selbst so albern, dass man auch das nicht lange durchhält.

Fazit: Der Kettler Massager ist in allen Punkten, die für einen Hometrainer wichtig sind, durchgefallen. Er ist weder eine innenarchitektonische Bereicherung noch lässt er sich problemlos wegpacken. Er ist unangenehm laut und die in der Beschreibung angegebene Wirkung ist absolut überhaupt nicht eingetreten. Das einzige, was der Massager bringt, ist lustiger Gesprächsstoff, wenn Besuch kommt.

Informationen: Maximale Gewichtsbelastung: 110 kg Aufstellmaße: L = 90 cm, B = 50 cm, H = 95-120 cm (abhängig von Höhenjustierung) Bezugsquelle: www.kettler.net

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