So heißt es: Wii mit Wii fit Das ist es: Computerspiel mit Balance-Board Das soll es: Allgemeine Fitness fördern, Körperkontrolle verbessern
Die Wii fit: Heimtrainer oder Personenwaage?
(Foto: Foto: Nintendo)Ja, es gab wohl Menschen, die vor lauter Begeisterung ihren Fernseher zertrümmert haben. Seitdem weist der Computerspielhersteller Nintendo gebetsmühlenartig darauf hin, dass man unbedingt die Sicherheitsschlaufe festziehen muss.
Die neue Spielkonsole Wii bringt Menschen in Europa seit Ende 2006 dazu, nicht nur Knöpfe zu drücken, sondern vor dem Fernseher herumzutanzen, wilde Schwünge, Schläge und Würfe zu vollführen, Orchester zu dirigieren oder sich sonstwie zum Affen zu machen.
Der Controller mit der Größe eines Kingsize-Schokoriegels reagiert auf alle Bewegungen, die mit ihm gemacht werden und übersetzt sie ins Spielgeschehen am Bildschirm. Beim Spiel Baseball kommt dann beispielsweise blitzschnell ein Ball geflogen, bei der man den Controller wie einen Schläger herumreißen muss. Da ist die Sache mit der Sicherheitsschlaufe wirklich sinnvoll.
Hinlänglich bekannt ist, dass Nintendo mit diesem neuen intuitiven Spiel Millionen neuer Kunden erreicht hat. Auch das neueste Produkt Wii fit - ein Controller, den man mit den Füßen bedient - ist hier bereits eingehend beschrieben worden. Dennoch bleibt die Frage: Kann so ein Gerät, das einen vom Sofa holt und auf eine Art Personenwaage stellt, schon als Heimtrainer durchgehen?
Als wäre man ein Vorschüler
Bei mir hat es nicht funktioniert. Auch wenn die mitgelieferte Spiele-DVD voll ist mit Animationen für sinnvolle Körperbewegungen, auch wenn es Aerobic gibt, Muskel- und Yoga-Übungen - ich habe nur gespielt.
Der erste Körpertest, bei dem aus dem Gewicht und einem Balancetest ein "Fitness-Alter" errechnet wird, kam mir schon ziemlich künstlich vor. Als ich dann auch auch noch ein Zeit-Sparschwein an die Hand bekommen habe, fühlte ich mich von der Maschine wie ein Vorschüler behandelt. Dieses Sparschwein muss man mit ganz viel Zeit füllen, dann werden weitere Spiele freigeschaltet. Pädagogisch ist das gemeint, für mich war es Gängelung.
Enttäuscht war ich auch von den nachlässig gezeichneten Trainern im Wii-Fitness-Studio. Während man sonst schon für 3,95 Euro gemeinsam mit einem richtigen Supermodel schwitzen kann - und das vor Traumkulisse - landet man hier in einer lilablauen Second-World-Muckibude und muss die Übungen von weißgesichtigen Avataren nachmachen.
Hinzu kommt, dass das Balance-Board keine Action mag. Hüpfen - auch das wird vom Hersteller Nintendo gebetsmühlenartig wiederholt - ist verboten. Damit sind auch Laufbewegungen auf dem Board nicht möglich. Übrig bleiben Übungen, die allenfalls als Hilfskonstruktionen gelten können. Bei Aerobic- und Muskelübungen hat man zumeist einen Fuß ruhig auf dem Board und schlenkert mit dem anderen herum. Step-Aerobic ist auch nicht möglich, dafür ist das Balance-Board nicht hoch genug.
Geradezu putzig fand ich die Hilfskonstruktion für Laufübungen. Dazu soll man sich den Spielknochen in die Tasche stecken und auf der Stelle laufen. Spätestens hier beginnt die weite Welt des Schummelns, die Wii und Wii fit erlauben. Die Konsole merkt natürlich nicht, ob man artig läuft oder den Controller einfach wie einen Mixer schüttelt. Mein Wii-Wesen ist da wie ein Weltmeister losgespurtet. Solche Schummeleien lassen sich natürlich auch bei anderen Spielen machen. Häufig bringt ein kleiner Wink genauso viel wie gewaltiger Körpereinsatz.
Betrachtet man das Ganze als nette Spielerei, kann man mit Wii und Wii fit durchaus Spaß haben. Zum Beispiel beim Test, ob man nach einem halben Liter Wein noch so gut einen Skihang herunterkommt wie vorher. Auch das ist ein Fitness-Test und zumindest ein ehrlicher.
Das Wii-fit-Paket (Spiele-DVD und Balance Board) kostet 89 Euro, dazu braucht man aber die Wii-Spielkonsole, die nochmal 249 Euro kostet.
