Hometrainer (6): Flexi-Bar:Willkommen im Schwinger-Club

Lesezeit: 2 min

Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine Plastiklatte mit Gumminoppen dran. In Wirklichkeit ist er ein Zauberstab: der Flexi-Bar lässt wörtlich im Handumdrehen Rückenprobleme und Verspannungen verschwinden.

Jochen Temsch

So heißt es: Flexi-Bar Das ist es: ein Schwingstab Das soll es: die Tiefenmuskulatur stärken

Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine Plastiklatte mit Gumminoppen dran. In Wirklichkeit ist er ein Zauberstab: der Flexi-Bar. (Foto: N/A)

Es ist Liebe auf den zweiten Blick. Zunächst fragt man sich schon, warum man 90 Euro für einen wackelnden Kunststoff-Stecken mit Gumminoppen ausgeben soll. Der Gedanke an eines dieser Phantasie-Instrumente, mit denen Homeshopping-Kanäle zu später Stunde leichtgläubige Abnehmwillige beglücken, drängt sich auf. Völlig zu Unrecht - wer das elastische Schwing-Ding in die Hand nimmt, spürt das schon nach wenigen Trainingseinheiten.

Dreimal die Woche je 15 Minuten reichen aus für ein neues, aufrechtes Körpergefühl. Am Rücken lassen sich plötzlich Muskeln anspannen, deren Existenz man nie geahnt hatte. Eine Wohltat für jeden Bürohocker. Und unkompliziert noch dazu: Man nimmt den Flexi-Bar mit einer Hand oder beiden Händen, lässt die Enden schwingen, versucht, die Schwingung konstant aufrechtzuerhalten, mit ausgetrecktem Arm im Stehen, im Sitzen oder Liegen, mit abgewinkelten oder angezogenen Beinen - im Internet oder auf Trainings-DVDs findet man die Anleitung für unzählige Vibrationsvarianten.

Die Schwingungen bewirken eine reflexartige Anspannung kleiner Muskelfasern des Rumpfes, die bewusst nicht zu aktivieren sind. Der Flexi-Bar provoziert die Rückenstrecker, Nackenmuskeln und den Schulterbereich. Das Gezitter stärkt die Wirbelsäule, entlastet die Bandscheiben, verbessert die Haltung. Und je länger und kräftiger man den Stab in Schwingung hält, desto intensiver wird die Rückenschule auch zum Kraft- und Ausdauertraining, das sich langsam, aber bis zum Äußersten steigern lässt.

Als ungeübter Schwinger muss man sich an die neuartige Bewegung und ihre vor allem mit links zunächst knifflige Koordination erst einmal gewöhnen. Auch den Radius der Armschwinger sollte man gut einschätzen - den Deckenlampen und im Regal aufgestellten Urlaubsmitbringseln zuliebe, die am Anfang erst mal durchs Wohnzimmer fliegen.

Als Virtuose der Vibration hat man allerdings eine Menge Spaß an der Variation und schlicht an der Beherrschung des Flexi-Bars. Am Ende des Trainings verschwindet er einfach in der Nische hinterm Sofa.

Kein Wunder, der Fitness-Stock hat sich von der Motivations-Geheimwaffe erfahrener Physiotherapeuten zum Lieblingsgerät von Männern und Frauen entwickelt, denen es nicht um den Aufbau von Muskelmasse, sondern um Tiefgreifenderes geht.

So hat sich der Flexi-Bar zum Erfolg gerüttelt. In Sportgeschäften gehört er längst genauso zum Standardangebot wie Hanteln oder Springseile. In der Physiotherapie ersetzen und übertrumpfen die Schwingstäbe effiktiv die immer gleichen Übungen mit Gewichten und Gymnastikbällen. Manche Unternehmen stellen ihren Angestellten kostenlos Flexi-Bars zum Bürosport zur Verfügung. Laut Umfragen bei Krankenkassen sind Kreuzprobleme Deutschlands Krankschreibungsgrund Nummer eins bei Bildschirmarbeitern - und die Rüttelstecken ein wirksames Werkzeug dagegen.

Fazit: Einmal Schwung genommen, möchte man nicht mehr aufhören. Wenn der Rücken sprechen könnte, würde er danke sagen.

Den Flexi-Bar gibt es in allen Sportgeschäften, circa 90 Euro. www.flexi-bar.de

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