Hollywoods Fitnesstrainer:"Alle Welt schaut auf dich"

Halle Berry verdankt ihm ihren "Catwoman"-Körper. Auch Eva Mendes und Orlando Bloom lassen sich von Harley Pasternak formen. Hollywoods gefragtester Personal Trainer über Körperkult und Erfolgsdruck.

Mirja Kuckuk

Für Harley Pasternak dreht sich alles um die Zahl Fünf. Mit seinem "Fünf-Faktor-Programm" macht er aus Schauspielern perfekt geformte Leinwandhelden - und sich zum gefragten Mann in Hollywood. Rund hundert Stars und Musiker vertrauen darauf, dass der Kanadier sie rechtzeitig für den Auftritt stählt. Seine Internetgemeinde zählt rund 500.000 Kunden. Das Programm des Fitness-Coach ist einfach: 25 Minuten Training am Tag, fünf kleine Mahlzeiten, bestehend aus fünf Zutaten, zubereitet innerhalb von fünf Minuten. Der Ernährungswissenschaftler lebt selbst seit Jahren nach diesem Konzept der täglich gestreichelten Schönheit, der Erfolgsdruck aber bleibt.

Harley Pasternak; rivaverlag

Harley Pasternak: Schnell und einfach wollen es Hollywoods Größen.

(Foto: Foto: rivaverlag)

sueddeutsche.de: Welchen Unterschied macht es, Personal Coach eines Hollywoodstars zu sein oder im normalen Fitness-Studio Training zu geben?

Harley Pasternak: Filmstars sind in erster Linie normale Menschen - zumindest physisch oder wissenschaftlich betrachtet. In der Praxis aber muss man vor allem mit zwei Größen rechnen: fehlende Zeit und Erfolgsdruck. Ich habe sehr wenig Zeit, um etwa Christian Slater oder Halle Berry fit zu halten. Dennoch werden schnelle Resultate erwartet. Denn meine Kunden müssen den lieben langen Tag gut aussehen, egal ob sie gerade drehen, in einer Fernsehshow auftreten oder von Paparazzi beim Dinner erwischt werden.

sueddeutsche.de: Wie gehen Sie mit dem Erfolgsdruck um?

Pasternak: Ich gehe fest davon aus, dass man jeden motivieren kann, etwas für seinen Körper zu tun. Meine Aufgabe ist es, eine Antwort auf jede Ausrede zu haben. Sagt mir ein Schauspieler, er habe keine Zeit zu trainieren, antworte ich: "Macht nichts, mein Programm dauert nur 25 Minuten." Die Ausrede "Ich kann nicht kochen" lasse ich ebenfalls nicht gelten: Meine Rezepte für fünf kleine Mahlzeiten am Tag bekommt jeder hin - in fünf Minuten.

sueddeutsche.de: Aber jeder hat mal einen Durchhänger oder einfach eine Vorliebe für Schokolade oder gutes Essen ...

Pasternak: Die Trainingseinheiten sind wirklich so kurz gehalten, dass man sich immer dazu überwinden kann. Und besteht ein Star darauf, nicht auf Schokolade, Pasta oder Wein zu verzichten, dann kann er das am siebten Tag tun - der ist nämlich trainingsfrei.

sueddeutsche.de: Halle Berry ist eine Ihrer Lieblingskundinnen. Warum?

Pasternak: Nun, wir haben jetzt eine Weile nicht trainiert, weil sie ein Kind bekommen hat. Aber ich versuche, sie einmal pro Woche zu sehen. Halle arbeitet besonders diszipliniert. Allerdings war das nicht von Anfang an so. Als wir anfingen, für ihre Rolle als "Catwoman" zu trainieren, hatte sie eigentlich überhaupt keine Lust. Denn sie musste härter arbeiten als je zuvor. Aber als sie merkte, wie ihr Körper sich veränderte, hatte sie plötzlich Spaß daran.

sueddeutsche.de: Tragen Sie viele Geheimnisse über Hollywoodstars mit sich herum?

Pasternak: Ich bin absolut verschwiegen. Ich kann Ihnen alles über die Trainings- und Ernährungsweisen der Schauspieler erzählen, aber über ihr Privatleben würde ich nie sprechen.

sueddeutsche.de: Aber das Geheimnis des perfekten Körper können Sie doch verraten?

"Alle Welt schaut auf dich"

Pasternak: Für mich gibt es nicht den perfekten Körper. Ich richte mich danach, was meine Kunden wünschen. Und es hängt von ihrer genetischen Veranlagung ab. Eva Mendes zum Beispiel ist Lateinamerikanerin, sie ist von Natur aus etwas kurvenreicher. Milla Jovovich hingegen möchte ihre schmale, lange Gestalt mehr zur Geltung bringen. Bei den Männern hängt es von der Rolle ab: James Caviezel musste für die Rolle des Jesus in "The Passion of Christ" sehr sehnig sein. Gerade habe ich Brendan Fraser für "Mummy III" die nötigen Muskeln antrainiert. Ich denke, es gibt viele perfekte Körper, sie müssen nur richtig geformt werden.

sueddeutsche.de: Wie erklären Sie sich, dass es in den USA eine Minderheit von extrem trainierten Hollywood-Schönheiten gibt und eine Mehrheit von übergewichtigen Bürgern?

Pasternak: Das ist in der Tat ein Problem. Amerika ist eines der "dicksten" Länder weltweit. Das hat unter anderem mit der Einstellung zu tun: Vielen Menschen geht es nicht darum, sich gut zu ernähren, sondern möglichst zeitsparend. Denn je schneller es geht, desto eher können sie zurück an die Arbeit. Einem Angestellten oder Anwalt ist es egal, wie er aussieht, er kann auch untrainiert ganz gut seinen Lebensunterhalt verdienen. In Hollywood aber gilt: Je schlechter du aussiehst, desto schlechter verdienst du.

sueddeutsche.de: Sie würden also sagen, Halle Berry und Orlando Bloom wären genauso faul wie die meisten Menschen, wenn es nicht um das Geld ginge?

Pasternak: Ich finde, dass "faul" der falsche Begriff ist. Wir Amerikaner sind nicht faul, schließlich sind wir das Land mit den meisten Fitness-Studios. Generell haben wir das Problem, dass der Durchschnittsamerikaner auf dem Land lebt und dort alle Wege mit dem Auto zurücklegt. Außerdem hängen wir viel zu sehr von der Medizin ab: Für alles gibt es eine Pille oder ein Mittelchen - warum also um die Gesundheit kümmern? Und leider haben die meisten gar kein Verhältnis mehr zum Essen. In Europa oder in Asien zelebrieren die Menschen gutes Essen. Bei uns geht es darum, möglichst schnell möglichst viel zu essen. Als Entertainer oder Schauspieler hingegen setzt du andere Prioritäten. Du musst, denn das gehört zum Business.

sueddeutsche.de: In Deutschland oder Frankreich sind die Schauspieler nicht gerade dafür bekannt, besonders sportlich zu sein. Wir kennen auch nicht ihre Trainingsprogramme. Sind denn die Europäer faul - oder übertreiben die Amerikaner einfach?

Pasternak: Das ist tatsächlich ein Unterschied. Ich erkläre es mir damit, dass in den USA ein viel höherer Druck herrscht. Wenn man als Schauspieler in einem deutschen oder französischen Film spielt, dann sehen einen die Deutschen oder Franzosen. Spielst du aber in einem Hollywoodfilm mit, kannst du damit rechnen, dass es vielleicht der größte Film aller Zeiten wird. Und die ganze Welt auf dich blickt!

sueddeutsche.de: Wenn Sie also "Ihre" Stars auf dem roten Teppich oder der Leinwand sehen - was denken Sie?

Pasternak: Das macht mich ehrlich gesagt stolz. Am meisten freute ich mich über die Rezension der New York Times von "Catwoman". Darin schrieben sie: Die einzige Person, die in diesem Film einen guten Job gemacht hat, war Halle Berrys Personal Trainer." Das war ein gutes Gefühl.

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