Höhlenforscher:Tief im Berg

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Johann Westhauser will weiter Höhlen erkunden - trotz seines Unfalls. (Foto: Wolfgang Zillig/dpa)

Johann Westhauser hat die längste Höhle Deutschlands erforscht - und war fast zwölf Tage lang darin gefangen. Leser der "SZ für Kinder" haben ihm Fragen gestellt.

Protokoll: Juliane von Wedemeyer

Klara, 10 Jahre: Haben Sie schon einmal als Erster eine Höhle entdeckt?

Westhauser: Ja. Im Untersberg, an dem ich am meisten unterwegs bin. Der Berg liegt zwischen Salzburg und Berchtesgaden an der deutsch-österreichischen Grenze. Da finden wir öfter mal neue Höhlen. Immer wieder kleinere, aber manchmal auch größere. Die Riesendinghöhle wurde ja auch dort gefunden. Das waren aber Kollegen von mir. Da war ich nicht dabei, dafür aber bei ihrer Erforschung.

Carolin, 10 Jahre: Wonach suchen Sie unter der Erde ?

Westhauser: Wir erkunden, wie die Höhle verläuft und wie der Berg von innen aussieht. Höhlen geben uns die Möglichkeit, in ein Gebirge hineinzuschauen. Wir achten zum Beispiel auf Risse in den Wänden. Durch die konnte das Wasser überhaupt erst eindringen und beispielsweise den Kalkstein so auflösen, dass leere Räume entstehen - Höhlen also. An den Rissen erkennen wir auch, wie die Erde sich in den vergangenen Jahrtausenden oder -millionen bewegt hat. Oft sind sie durch Beben entstanden.

Tim, 9 Jahre: Haben Sie mal Gold gefunden?

Westhauser: Nein. In den Höhlen hier gibt es keins.

Elliot, 14 Jahre: Wie verändert sich das Zeitgefühl unter der Erde?

Westhauser: Draußen geht das Leben weiter. Und im Berg kriegt man nichts davon mit. Manchmal, wenn wir nach einer tagelangen Tour aus einer Höhle kommen, müssen wir die Menschen draußen erst einmal fragen, was alles in dieser Zeit passiert ist. Ansonsten merke ich in einer Höhle oft gar nicht, wie die Zeit vergeht, weil ich Freude daran habe, sie zu erkunden. Da muss ich dann auf die Uhr schauen, damit ich nicht vergesse, Pausen einzulegen.

Felix, 11 Jahre: Wie heiß ist es in Höhlen?

Westhauser: Anders als beim Bergbau werden natürliche Höhlen nicht heiß. Denn das Wasser, das durch die Risse eindringt, kühlt sie ab. Beim Bergbau ist das anders. Da werden die Hohlräume gegraben, gesprengt oder gebohrt. Je näher man dem heißen Erdkern kommt, desto wärmer wird es.

Samuel, 9 Jahre: Welche Temperatur hat es in 1000 Metern Tiefe?

Westhauser: Das hängt vom Gebiet ab. Im Unterberg sind es so drei bis vier Grad. In südeuropäischen Höhlen kann es auch wärmer sein.

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(Foto: Wolfgang Zillig/dpa)

Der Forscher Johann Westhauser in der Riesending-Höhle.

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(Foto: Getty Images)

2014 verunglückte Johann Westhauser in der Höhle und musste gerettet werden.

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(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Hunderte Menschen halfen, Westhauser aus der Höhle zu befreien.

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(Foto: SZ-Grafik)

Die Riesending-Höhle verläuft über mehrere Stockwerke und ist etwa 19 Kilometer lang. SZ-Grafik

Sophia, 12 Jahre: Ist unten genug Sauerstoff zum Atmen?

Westhauser: Ja. Höhlen sind ja nicht dicht. Sie haben viele Spalten und Risse. Oft wehen dort unten sogar heftige Winde.

Eva, 11 Jahre: Wie sah es in der Riesendinghöhle ganz unten aus?

Westhauser: Dreckig. Alles war nass und lehmig. Und ganz unten gibt es einen Bereich, der vollständig mit Wasser gefüllt ist. Aber so weit sind wir gar nicht gekommen, weil dann der Unfall passierte.

Mia Alina und David, beide 9 Jahre: Waren Sie in der Höhle allein unterwegs? Wie haben Sie die Rettung alarmiert?

Westhauser: Nein. Wir gehen immer in der Gruppe - falls etwas passiert. Einer aus unserer Gruppe ist bei mir geblieben. Einer ist hochgestiegen, um Hilfe zu organisieren und ein Dritter ist zu unserem Biwak zurückgegangen, zum Nachtlager in der Höhle. Er hat Decken und Isomatten geholt, um mich zu wärmen, und Essen und Trinken.

Lilly, 13 Jahre: Hatten Sie Panik, als Sie gemerkt haben, dass Sie nicht mehr allein aus der Höhle kommen? Hatten Sie Angst zu sterben?

Westhauser: Nein, ich bin ja schon lange Höhlenforscher. Mir war klar: Aus einer Höhle gerettet zu werden, dauert. Da braucht man Geduld. Ich war ganz ruhig.

Jojo, 12 Jahre: Welche Verletzungen hatten Sie?

Westhauser: Mir war ein Lehmbrocken gegen den Helm geflogen, wahrscheinlich aus großer Höhe. Dadurch hatte ich eine krasse Gehirnerschütterung und eine Schwellung im Hirn, eine Art Beule. Die hat auf die Nerven gedrückt, die Signale aus meinem Hirn zu meinem linken Arm und Fuß weiterleiten. Darum konnte ich beides nicht mehr bewegen.

Erika, 10 Jahre: Können Sie sich noch erinnern, wie Sie sich gefühlt haben, als Sie endgültig aus der Höhle draußen waren?

Westhauser: An vieles kann ich mich nicht erinnern, weil ich oft gar nicht bei Bewusstsein war. Aber als wir in den letzten Schacht vor dem Höhlenausgang gekommen sind, hat sich an der schrägen Felsdecke schon das Licht von draußen gespiegelt. Daran erinnere ich mich. Das war ein gutes Gefühl.

Tim, 10 Jahre: Geht es Ihnen wieder gut?

Westhauser: Ja. Jetzt geht es mir wieder richtig gut. Ich musste meinen Arm viel trainieren, aber nun kann ich ihn wieder wie vorher bewegen.

Louise 13 Jahre: Schreiben Sie ein Buch über den Absturz?

Westhauser: Nein, ich habe ja kaum Erinnerungen daran. Außerdem wollen wir Höhlenfreunde, dass langsam wieder Ruhe einkehrt. Untereinander sprechen wir aber oft darüber. Das Erlebnis hat uns sehr zusammengeschweißt.

Isa, 11 Jahre: Ab wie viel Jahren darf man in eine Höhle steigen?

Westhauser: Es kommt ganz auf die Höhle an. In manche können auch Kinder gehen. Natürlich nur mit erfahrenen, erwachsenen Begleitern. Eine Altersbegrenzung gibt es da nicht.

Janina, 13 Jahre: Wie gefährlich ist es in Höhlen?

Eigentlich passiert sehr wenig. Wichtig ist, dass man langsam hineinsteigt und ganz bewusst auf Sicherheit achtet. Und man darf eben nie allein rein. Das ist die Grundvoraussetzung. Das ist aber auch das Schöne. Es bilden sich tiefe Freundschaften.

Aline, 14 Jahre: Wie sind Sie darauf gekommen, Höhlenforscher zu werden?

Als ich noch Physikstudent war, haben mich Freunde mit in eine Höhle genommen. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Also bin ich dabei geblieben. Es ist mein Hobby. Als Beruf gibt es das nämlich nicht. Ab und zu kommen aber Wissenschaftler mit in die Höhlen.

Jakob, 5 Jahre: Was machen Sie, wenn Sie nicht in Höhlen forschen?

Ich arbeite an der Universität Karlsruhe als Techniker. Ich entwickle und baue dort Vorrichtungen für physikalische Versuche. Das ist auch sehr spannend. Und wenn ich Zeit finde, fahre ich Rad oder arbeite mit meiner Freundin in unserem Garten.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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