Hochzeits-Pannen:Gefährliche Blumen und verschollene Brautpaare

Sophie L., Braut: Als ich meinen Brautstrauß warf, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich damit eine kleine Katastrophe auslösen würde: Zwei der eingeladenen Damen nahmen das Ritual eindeutig zu ernst. Beide wollten im nächsten Jahr heiraten. Sie kämpften erbittert um den Brautstrauß. Es kam zu einem Handgemenge, die beiden landeten auf dem Boden. Einer von ihnen wurde dabei der Ohrring aus dem Ohr gerissen. Es floss Blut, und es flossen Tränen. Zuerst bekamen die Umstehenden einen ziemlichen Schreck, doch dann brach allgemeines Gelächter aus. Zum Glück war nach fünf Minuten alles vergessen. Die beiden Damen heirateten tatsächlich im Jahr darauf. Ich bin inzwischen wieder geschieden.

Maria P.,: Ich war zehn, und beim Brautstraußfangen durften auch wir Kinder mitmachen. Ich gab alles, fing den Strauß - und wurde von allen Seiten angebrüllt. Ich war total erschrocken und völlig überfordert. Was ich nicht wusste: Offensichtlich war zuvor vereinbart worden, dass die beste Freundin der Braut den Strauß fangen sollte. Sie hatte vor wenigen Tagen einen Antrag bekommen. Die Reaktion finde ich damals wie heute übertrieben.

Udo W.: Die Messlatte war hoch. Nach einer wundervollen Trauung in einer Kapelle auf einem kleinen Berg mit grandioser Aussicht konnte der Rest des Tages eigentlich nicht mehr besser werden. Wurde er auch nicht: Das Essen kam viel zu spät, es war zu wenig und nicht besonders gut. Es gab nichts und niemanden, der für Stimmung gesorgt hätte - nicht einmal Musik, bis auf eine zwischendurch abgespielte, langweilige MP3-Playlist. Wie gern hätten wir uns betrunken, nach dem Motto "Sieben Halbe Bier sind auch ein Schnitzel". Doch nicht einmal dafür war das Wirtshaus gerüstet. Sowohl Bier als auch Wein waren irgendwann aus, Schnaps gab es ohnehin nicht.

Als um 22 Uhr eine Band die Bühne betrat, verschwand das Brautpaar, um das Kind ins Bett zu bringen. Womöglich hatten sie aber auch andere Pläne (vorgezogene Hochzeitsnacht? Nickerchen? Lieblingsserie schauen? zu McDonald's fahren?), denn sie kamen erst um ein Uhr nachts zurück. Im Grunde hätten sie auch gleich wegbleiben können: Fast alle Gäste, die bis dahin aus Höflichkeit ausgeharrt hatten, nutzten die Gelegenheit, um sich zu verabschieden.

Amelie L.: Eigentlich wollte das Brautpaar nach der Trauung nur noch die obligatorische Foto-Session hinter sich bringen und nachkommen, während wir im Partyraum schon mal das Buffet aufbauten und den Sektempfang vorbereiteten. Wir warteten geschlagene drei Stunden auf die beiden - ohne Musik, ohne Essen.

Das Einzige, was die Langeweile unterbrach, waren die sonderbaren Menschen, die immer wieder mal die Tür öffneten und hereinschauten. Sie stellten eigenartige Fragen, auf eine distanzlose Art: wann der Bus käme, ob sie mal vom Essen probieren dürften, wie die Katze von Elvis heiße. Als das Brautpaar endlich eintraf, war bei den Gästen die Luft raus. Aus Verzweiflung hatten sich einige in der letzten Stunde an der Bar dem Alkohol zugewandt. Das Buffet hatten die Gäste bis dahin nicht angerührt, der Sekt war inzwischen schal geworden.

Plötzlich ging die Tür auf und eine Frau rief: "Ich brauche einen Arzt - zum Heiraten!" Kurz darauf erschien ein junger Mann in einem weißen Kittel. Es stellte sich heraus, dass sich der Partyraum auf dem Gelände einer Psychiatrie befand. Die sonderbaren Menschen waren harmlose Insassen, die sich frei bewegen durften.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: