Hochzeit von Philipp Lahm:Nur Augen für Claudia

Eine Hochzeitsfeier, die nicht öffentlich werden durfte: Fotografen und Schaulustige hofften vergebens auf Zuspruch von WM-Star Lahm und seiner Liebsten.

Michael Morosow, Aying

Die 14 Buben vom Kindergarten "Am Weiher" fühlen sich schon ein wenig ins Abseits gestellt, als Philipp Lahm und Claudia Schattenberg an ihnen vorbei ins Ayinger Rathaus ziehen, und ebenso, als Philipp Lahm und Claudia Lahm eine Stunde später den gleichen Weg zurück nehmen. Ihr Fußballidol hat sie keines Blickes gewürdigt. Dabei hatten sie so herzlich ihre kleinen Deutschlandfahnen geschwungen, die sie mit ihrer Kindergärtnerin Annemarie Weinberger gebastelt hatten. Auch mehrere Dutzend Fotografen, die sich vor dem Rathaus hinter einem rot-weißen Absperrband postiert haben, warten lange vergeblich auf einen Wink oder ein Lächeln des Fußballstars und seiner Braut.

Den schönsten Tag im Leben wollte das junge Paar verständlicherweise so privat wie nur möglich verbringen und vor allem unbehelligt von König Fußball, das aber ist ihm am Mittwoch bei der standesamtlichen Heirat in Aying und bei der kirchlichen Trauung in Helfendorf nur in geschlossen Räumen möglich gewesen. Um exakt 10.03 Uhr gaben sich der 26 Jahre alte "Weltmeister der Herzen" und seine Claudia das Ja-Wort. Die Ringe tauschten sie am Nachmittag bei der kirchlichen Trauung in der Helfendorfer Kirche Sankt Emmeram.

"Ich habe dem Paar viel Glück gewünscht", verriet der Standesbeamte, Ayings Bürgermeister Johann Eichler, nach der Zeremonie den wartenden Journalisten. Und es seien auch Tränen der Rührung bei einigen Hochzeitsgästen geflossen, und das Paar habe klar und deutlich "Ja" gesagt. Höher wollte Eichler den Schleier nicht lüften. Nur noch so viel: Kein einziges Wort über Fußball habe er verloren und damit dem Wunsch des Brautpaares entsprochen.

Aber vielleicht ist Philipp Lahm, einem "Roten" durch und durch, Eichlers Krawatte aufgefallen: "FC-Bayern-Rot" mit weißen Tupfern. Die Iartaler Blasmusikanten empfangen das frisch vermählte Brautpaar mit einem "Hoch sollen sie leben", kurzer Applaus der vielleicht 80 nicht geladenen Hochzeitsgäste hinter den Sperrbändern, und schon ist nichts mehr zu sehen von den beiden Liebenden, er mit schwarzem Hemd zu dunkelbrauner Hose, sie in einem hellbraunen, mit Glitzersteinen besetzten Sommerkleid.

Ortswechsel, Kleiderwechsel. Um 14 Uhr beginnt die kirchliche Trauung im fünf Kilometer entfernten Helfendorf. Philipp Lahm lässt sich mit Festgästen im Privatbus dorthin bringen, diesmal im dunklen Anzug mit weißem Hemd und weißer Krawatte, Claudia Lahm wird von ihrem Brautvater in einem Maybach SW 38 Cabrio, Baujahr 1939, vorgefahren, diesmal ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß. Hunderte Schaulustige, Filmleute und Journalisten im benachbarten Biergarten und vor der Kirche, darunter viele Kinder, die einen Blick auf ihr Idol erhaschen wollen. Einige haben einen Schattenplatz, viele nicht. Der Münchner Glockenbach-Pfarrer Rainer-Maria Schießler, ein erklärter 60er- Fan, traut in der barocken Sankt Emmeram-Kirche das Paar jetzt kirchlich.

Endlich treten Philipp und Claudia Lahm wieder ins Freie zu den wartenden Menschen. "Hallo Philipp", rufen die Kinder, "Philipp, schau doch mal her", rufen die Fotografen.

Es sollte nicht ihr Tag sein. Philipp Lahm dreht demonstrativ den Kopf weg von den Menschen, die seinetwegen gekommen sind. Am Ortseingang warten wiederum Dutzende Kinder und bitten um ein Autogramm. Philipp Lahm lässt seinen Sicherheitschef Autogrammkarten verteilen. Sie reichen nicht.

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