Hirnforschung:Gedächtnis ohne Worte

Wir merken uns nicht nur Vokabeln und Formeln, auch unser Körper hat ein Gedächtnis das erläutert Thomas Fuchs in der aktuellen Ausgabe von Psychologie Heute.

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Ob wir zur Kaffeetasse greifen, Fahrrad fahren oder ein Klavierstück spielen alle diese Bewegungen haben wir einmal gelernt und können sie nun ohne weiter zu überlegen ausführen.

Thomas Fuchs, Leiter der Sektion Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie unterscheidet fünf Formen des Leibgedächtnisses: Das prozedurale Gedächtnis, das situative Gedächtnis, das zwischenleibliche Gedächtnis, das inkorporative Gedächtnis und das traumatische Gedächtnis.

So sind gemäß dieser Einordnung alle automatischen Bewegungen wie etwa das Rad fahren - dem prozeduralen Gedächtnis zu. Das situative Gedächtnis beinhaltet ganzheitliche leibliche, sinnliche und atmosphärische Erfahrungen, beispielsweite einen abendlichen Spaziergang durch eine Großstadt.

Haben Sie schon einmal gezögert, bevor Sie einem Menschen die Hand gaben? Oder war es schon ersichtlich, dass man diese Person etwa einen jüngeren, salopp wirkenden Menschen eher mit Worten als mit einem Händedruck begrüßt?

Eine solche Reaktion ist typisch für das zwischenleibliche Gedächtnis: Wir nehmen unwillkürlich vielerlei Eindrücke von unserem Gegenüber wahr und reagieren dann entsprechend.

Doch nicht immer ist unser leibliches Verhalten allein durch eigene Ausprägung geformt in vielen Situationen übernehmen wir auch Mimik und Gestik von anderen. Dies sind zunächst oft die eigenen Eltern, später dann andere Erwachsene. Wer hat sich nicht schon einmal dabei entdeckt, dass er Mimik oder Gestik von Beziehungspartner oder engen Freunden übernommen hat? Dies nenn Thomas Fuchs das inkorporative Verhalten.

Schließlich nennt er noch das traumatische Gedächtnis: Wer in einer bestimmten Situation einmal eine schmerzhafte Erfahrung gemacht hat, etwa, dass ihm ein Stein auf den Kopf gefallen ist, der wird in einer ähnlichen Situation zusammenzucken und ausweichen, auch wenn keinerlei Gefahr droht. (Psychologie Heute, Juni 2006)

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