Hell's Kitchen (LXXXVI):Luftfeuchtigkeit

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Im Grunde fliegt unser Kolumnist ungern, aber in dieser Woche flog er von Newark (EWR) nach Tampa (TPA) in Florida. Dort am Flughafen machte er einige interessante Entdeckungen.

Von Christian Zaschke

Im Alter von 19 Jahren bestieg ich zum ersten Mal ein Flugzeug. Köln/Bonn (CGN) nach Nizza (NCE). Ich rauchte an Bord, und ich hatte Angst. Mein zweiter Flug führte von Düsseldorf (DUS) nach Edinburgh (EDI). Ich habe diesen Flughafen immer gemocht, nicht zuletzt, weil er heißt, wie mein Freund Edi Augustin. Edi ist, und ich übertreibe ausnahmsweise kein bisschen, der freundlichste Mensch der Welt.

In Edinburgh begann ich ein Studium, meistenteils nutzloses Zeug, aber es war okay, und ich lernte unter anderem Englisch. Leider ein Englisch, das niemand verstand. Von dort flog ich nach Belfast (BFS), wo ich mit N. zusammenlebte, bis sie mich rausschmiss. Ich flog weiter nach München (MUC), wo ich nichts zu schaffen hatte, aber von einer gewissen Süddeutschen Zeitung (SZ) angeheuert wurde.

Nachdem die nämliche Zeitung mich später nach London (LHR) schickte, kam ich zur Ruhe, dachte nach, verbrachte viel Zeit in Zügen. Als mich einmal trotz allem der Hafer stach, flog ich nach New York (JFK). Dort nahm ich kurz darauf Wohnstatt in einem ehemaligen Schwesternwohnheim.

Im Grunde fliege ich ungern, aber in dieser Woche flog ich von Newark (EWR) nach Tampa (TPA) in Florida. Ich habe dort einige interessante Entdeckungen gemacht, von denen die für mich persönlich nicht uninteressanteste war, dass man am Tampa International Airport auch nach der Sicherheitskontrolle noch rauchen kann.

Nebenbei bemerkt: Die Raucherzone in TPA befindet sich in einem vergitterten, gästeklogroßen Außenbereich des Terminals. Es ist schwül, und die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass man ihr zuflüstert: "Baby, ja, du entscheidest. Aber das ist echt zu viel." Doch die Luftfeuchtigkeit reagiert nicht.

Nachdem ich von TPA zurück nach EWR gekommen war, nahm ich ein Taxi nach Hell's Kitchen. Ein Inder mit Turban fuhr den Wagen, er antwortete auf keine meiner Fragen, aber er sang zur Musik im Radio. Als wir in der 51st Street ankamen, segnete er mich. Ich gab ihm ein Trinkgeld, das mir den Weg nach ganz oben öffnen sollte, gleich in welcher Religion.

Ich fuhr rauf in den 17. Stock, ich stellte die Taschen ab, öffnete die Balkontür und sah, dass die Hausverwaltung in meiner Abwesenheit drei Gerüste auf den halb fertigen Balkon geknallt hatte, an denen die Körbe hängen werden, von denen aus sie alle anderen Balkone des ehemaligen Schwesternwohnheims renovieren, was bedeutet, dass mein Balkon als letzter fertig wird. Ich rief an. "Herbst 2021", sagten sie. Ich legte auf.

Drei Wochen, hatten sie anfangs gesagt, werde die Renovierung dauern. Ich trat hinaus neben die Gerüste, ich zündete mir eine Zigarette an. Die Gerüste wackelten im Wind. Ich rauchte, und ich hatte keine Angst. Leise sagte ich zum Balkon: "Ich taufe dich auf den Namen BER." Er reagierte nicht.

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