Das ist ja jetzt schon fast ein Ritual geworden. Schade! Vor allem schade, dass die Eltern nicht mehr zu Ihnen als wunderbare Gastgeber gestanden haben. Ich habe eine Freundin, die alleinerziehend ist und bei deren Tochter war es von Anfang an einfach manchmal nötig, dass sie woanders schläft. Das Kind wusste: Die Mutter kann mich nicht mitten in der Nacht irgendwo abholen. Der Tochter geht es gut damit, weil sie keine Verantwortung für die Situation übernehmen muss und sich nicht fragen muss, will ich hier sein. Bei den kleinen Schlafgästen bei uns, denen jederzeit der Elternjoker zusteht, habe ich das Gefühl, dass sie unentspannter sind. Sie sagen schnell mal: "Ich will nach Hause" und halten ungewohnte Situationen, anderes Essen, weichere Kissen schlechter aus. Wenn die Eltern also wirklich wollen, dass das Kind bleibt, müssen sie vorher klarstellen, dass abholen nicht geht. Wenn es nicht so dringend ist, kann das Kind das aber auch noch bei der nächsten Klassenfahrt üben. Und sie planen beim nächsten Mal vielleicht einfach nur einen Kurzbesuch?
Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.