In Würde altern - nirgends ist das so schwer wie in Hollywood. Harrison Ford aber weiß, wie es geht. In seinem neuen Film "Ausnahmesituation" (Start: 11. März) spielt der 67-Jährige einen topfitten Professor.
Süddeutsche Zeitung: Herr Ford, wissen Sie eigentlich, dass Ihnen ein Ruf als Interview-Griesgram vorauseilt?
Harrison Ford: Natürlich.
SZ: Woran liegt das?
Ford: Ich hasse routiniertes Ausfragen und bin kein guter Geschichtenerzähler. Aber ich bin altersmilde, also schießen Sie los.
SZ: In Ihrem neuen Film kämpft ein Familienvater gegen die Pharmaindustrie, um ein Heilmittel für seine Kinder zu finden. Sie spielen einen Wissenschaftler und haben den Film sogar mitproduziert. Warum?
Ford: Krankheit ist ein universelles Thema, es berührt jeden. Eins meiner fünf Kinder hatte jahrelang mit einem ernsten Gesundheitsproblem zu kämpfen. Inzwischen ist alles in Ordnung. Aber das war nicht die Motivation für den Film.
SZ: Sondern?
Ford: Mein Alter. In meinen Dreißigern habe ich Actionhelden wie Han Solo und Indy gespielt. Jetzt ist die Zeit für Charaktertypen wie Dr. Stonehill gekommen.
SZ: Für 67 Jahre sehen Sie sehr fit aus: kein Bauch, durchtrainierte Oberarme, kaum Fett. Harte Arbeit, oder?
Ford: Ich bin nicht sehr diszipliniert, aber aktiv. Und ich habe verdammt gute Gene. Meine Eltern sind beide recht alt geworden.
SZ: Von nichts kommt nichts. Ein paar Tricks, bitte.
Ford: Ich spiele Tennis. Und ich bin mit Ende Fünfzig noch mal Vater geworden, das hält jung.
SZ: Sind Sie wehleidig, wenn Sie krank sind?
Ford: Nein, aber ein echtes Arschloch. Das kann Calista (seine Verlobte, die Schauspielerin Calista Flockhart, die Red.) Ihnen bestätigen. Gerade habe ich eine komplizierte Operation am Handgelenk hinter mir. Ich musste eine Binde tragen und aufrecht sitzend in einem Stuhl schlafen.
SZ: Klingt wie eine Foltermaßnahme aus "Indiana Jones"...
Ford: Dem habe ich meinen verkorksten Rücken zu verdanken. Für den vierten Teil habe ich wie ein Wahnsinniger trainiert. Je agiler, desto weniger Unfallgefahr.
SZ: Sie leiden unter Verschleißerscheinung?
Ford: Und wie, ich kämpfe mit Knieproblemen. Das kommt vom jahrelangen Springen, Laufen, Kämpfen.
Auf der zweiten Seite lesen Sie, was Harrison auf die Fragen nach Sex, Alkohol und Drogen im Alter antwortet.
SZ: Alt werden in Hollywood ist auch für Männer anstrengend?
Ford: Sicher, aber wir haben Optionen: sich gehenlassen oder in Form bleiben.
SZ: Froh, dass Sie noch so viele Haare haben?
Ford: Viel würde ich das nicht nennen, eher einige.
SZ: Schon mal über eine Schönheits-OP nachgedacht?
Ford: Das ist nun wirklich das Unmännlichste, was ich mir vorstellen kann.
SZ: Werden Sie im Krankenhaus besser behandelt, weil Sie Harrison Ford sind?
Ford: Vermutlich ja. Termine bekomme ich sofort. Es ist nicht fair, aber es ist die Realität. Ich führe ein unglaublich privilegiertes Leben.
SZ: Und Sie haben eine ausgezeichnete Krankenversicherung.
Ford: Ja, aber deshalb fühle ich mich nicht schlecht. Das überlasse ich meiner Regierung. Die trägt die Verantwortung für unser katastrophales System.
SZ: Recherchieren Sie Krankheiten im Internet?
Ford: Niemals, das macht nur noch kränker.
SZ: Haben Sie ein gut gefülltes Medizinschränkchen?
Ford: Ich bin kein Pillenfresser. Aber auf meiner Ranch in Wyoming habe ich einen gut sortierten Erste-Hilfe-Koffer.
SZ: Ist Sex im Alter immer noch wichtig?
Ford: Das geht Sie nichts an!
SZ: Trinken Sie noch so viel wie früher?
Ford: Nein, aber auf Malt Whisky werde ich nie verzichten.
SZ: Wie sieht es mit Drogen aus?
Ford: Waren mir schon immer egal.
SZ: Zigaretten?
Ford: Die letzte habe ich irgendwann in den Siebzigern geraucht.
SZ: Puh, Sie haben gar keine Laster?
Ford: Man könnte mich höchstens als Koffein-Junkie bezeichnen. Und ich bin ein Vielflieger: Ich habe erst mit 54 Jahren meinen Flugschein gemacht, seither bin ich süchtig nach dieser sehr speziellen Art der Meditation.