Gute Vorsätze:Die letzte Zigarette

Schon gute Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Vielleicht klappt es 2009 ja mit der Entwöhnung - Rauchen soll noch teurer werden.

Marc Widmann

Fürs neue Jahr nehmen sich die Deutschen mal wieder allerhand vor. Eine Umfrage unter 3000 Männern und Frauen enthüllt: Fast jeder will Stress abbauen, mehr Zeit mit der Familie verbringen und öfters Sport treiben. Und ganze 14 Prozent haben sich ein Projekt auferlegt, das fast schon zum Klassiker der guten Vorsätze taugt: Endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Helfen könnte ihnen dabei die Zigarettenindustrie. Denn die will 2009 ihre Preise offenbar deutlich erhöhen.

Gute Vorsätze: Schluss mit Schmauchen - 14 Prozent nehmen sich das für 2009 vor.

Schluss mit Schmauchen - 14 Prozent nehmen sich das für 2009 vor.

(Foto: Foto: dpa)

Der Rohtabak sei teurer geworden, auch die Kosten für Energie und Personal. So klagte der Deutschland-Chef des zweitgrößten Zigarettenherstellers British American Tobacco, Adrianus Schenk, am Wochenende in der Bild-Zeitung. Deshalb rechne er für 2009 "mit einem Preisanstieg um zehn bis 20 Cent pro Packung".

Die Schachtel mit 17 Glimmstängeln würde dann zwischen 3,45 und 4,20 Euro kosten. Wucher, sagen die Raucher. Viel zu billig, sagen ihre Gegner, die Nichtraucherschützer. Sie fordern noch weitaus höhere Preise - man müsse schließlich die Kosten einrechnen, die Raucher der Allgemeinheit aufbürden, etwa den Krankenkassen.

Tatsächlich sind die Kosten des Rauchens in den vergangenen Jahren bereits um etwa 50 Prozent gestiegen. Die Firmen erhöhten die Preise nicht nur, aber auch, weil Finanzminister Hans Eichel die Tabaksteuer in den Jahren 2002 bis 2005 fünfmal heraufsetzte. Mit der Mehrwertsteuer bleiben vom Kaufpreis jeder Zigarette nun drei Viertel beim Staat.

Das deutsche Raucherparadies

Die Abgabe hat eine lange Tradition: Schon seit dem Ende des 17. Jahrhunderts profitiert die Obrigkeit vom Geld der Raucher. Nur ganz am Anfang, als der Tabak während des Dreißigjährigen Krieges das heutige Deutschland eroberte, hatten einige Länder den Konsum verboten - die Bayern etwa im Jahr 1652.

Wucher ist die Steuer aber keinesfalls, sagt die Regierung, schließlich verbinde man mit ihr auch eine Lenkungswirkung. Man will den Konsum der schädlichen Kippen zügeln - und hat offenbar Erfolg. Laut der Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vom November rauchen nur noch 15 Prozent aller Minderjährigen. 2001 waren es noch 28 Prozent.

Das liegt wohl auch an den Rauchverboten. Um "drei bis vier Prozent" sei deswegen der Absatz der Branche in diesem Jahr geschrumpft, sagt Tabak-Manager Schenk, er werde sich aber "mittelfristig wieder stabilisieren".

Schmerzhaft seien dagegen die hohen Steuern. Denn diese beflügelten vor allem den Schmuggel. In Berlin bekomme man "eine ganze Stange der Marke Jin Ling für 15 Euro", klagt Schenk. Er warnt vor "gefährlichen Schimmelspuren" in der Billigware.

Richtig schockieren dürfte deutsche Raucher dagegen ein Urlaub in Norwegen. 20 Zigaretten kosten dort umgerechnet 8,17 Euro - für Norweger ist Deutschland ein Raucherparadies.

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