Sportgott, Werbe-Ikone, Milliardär, Dauerfremdgeher: Golfprofi Tiger Woods lebt ein Leben in extremen Welten - ein Blick in seinen Kosmos in Bildern.Ein Achtel HolländerIn Woods steckt die Welt. Das ist praktisch, will man als Marke die Welt erobern. Er ist zu einem Viertel afrikanisch (Vater), thailändisch (Mutter), chinesisch (Vater) sowie zu einem Achtel indianisch (Vater) und holländisch (Mutter). Mit Holland verbindet ihn sonst nichts, außer es meldet sich dort eine Geliebte. Man darf ihn "Cablinasian" nennen, ein Begriff, der sich aus Buchstaben der Wörter Caucasian, Black, (American) Indian und Asian zusammensetzt. Wegen seines perfekten Golfspiels mutmaßten einige, Woods sei anderer Herkunft. "Vielleicht sollten wir ihn aufschneiden, um zu sehen, was drin ist", sagte US-Profi Stewart Cink 2008. "Vielleicht finden wir nur Schrauben und Muttern."Foto: AP
Die FamilieWoods nennt seine Mutter "Mum" (Jahrgang 1944) , den Vater, 2006 verstorben, nannte er "Pop". Woods ist das einzige Kind der beiden, hat aber Halbgeschwister. Earl war 18 Jahre lang mit einer Barbara Gray verheiratet. Aus dieser Liaison stammen Earl Jr. (1955), Kevin (1957) und Royce (1958). Über allem thronte Vater Earl, der Vietnam-Veteran. Tiger liebte ihn und brach 2006, als er die British Open nach Earls Tod gewann, öffentlich in Tränen aus. Ihm, sagte er oft, habe er "alles zu verdanken".Foto: Reuters
Seine KindheitEarl drillte Tiger zum Profi. Früh befand er: "Er wird mehr als jeder andere in der Geschichte tun, um den Lauf der Menschheit zu ändern, mehr als Mandela, Gandhi oder Buddha." Keine schlechte Messlatte. Tiger konnte mit sechs Monaten einen abgesägten Schläger balancieren, mit zwei den Ball einlochen, woraufhin er in einer Talkshow auftrat. Einmal fragte Earl Tiger: "Wo bist du geboren?" Der Kleine antwortete: "Ich bin am 30. Dezember 1975 geboren, in Long Beach in Kalifornien." Earl: "Nein. Du darfst immer nur das beantworten, wonach man dich gefragt hat." Das war eine Vorbereitung auf das Leben als Star. Nie zu viel reden.Foto: Getty Images
Die Frauen vor Gattin ElinVor Elin "datete" er laut Presse Gabrielle Reece, Tyra Banks, Lauren Jones und Joanna Jagoda. Zweimal durchbrach er sein Beuteschema. Banks ist kein blondes Babe, sondern braunhaarig, dunkelhäutig. Und Jagoda war kein Model. Sie wurde eine Anwältin. Eine High-School-Freundin witzelte einmal: "Er liebte es zu tanzen, aber es sah seltsam aus. Er schaute aus wie wilder Verrückter. Jeder hätte über ihn gelacht."Foto: AP
Die HochzeitDas Model Elin Maria Pernilla Nordegren wurde 2001 mit Woods verkuppelt. Sie jobbte als Kindermädchen beim schwedischen Profi und Woods-Kumpel Jesper Parnevik, der in den USA lebt. Sie war blond, scharf, Woods schlug sofort an. Und bewies Sinn für Romantik. Den Heiratsantrag wagte er im Shamwari Game Reserve in Südafrika, bei einem Spaziergang im Sonnenuntergang. 2004 folgte die Hochzeit im Sandy Lane Golf Resort in St. James, Barbados. Sie dauerte eine Woche, unter den 150 Gästen waren Oprah Winfrey und Bill Gates, als Band spielte Hootie and the Blowfish. Ein Team aus Hairstylisten flog aus London ein. Ein Feuerwerk rundete das Fest ab.Foto: ap
Leben als GolfprofiGolfstars werden, vor allem in den USA, gepampert wie Babies und behandelt wie Könige. Jeder Spieler bekommt für die Dauer des Turniers einen SUV. Namensschilder zeigen, wer wo parkt. Jeder Wunsch, sofern erfüllbar, wird erfüllt. Hubschrauberflug? Spritztour im Rennauto? Shoppigtour? No Problem. Gehaust wird in Fünf-Sterne-Palästen. Oft warten Goodies, kleine Aufmerksamkeiten. Eine Uhr, Champagner, Anzüge. Antrittsgagen sind nicht unüblich. Unter einer Million Dollar kommt Woods nicht mal zum Tee. In Australien, wo Woods kürzlich spielte und angeblich die Flamme Rachel Uchitel zum Ehebruch traf, soll er drei Millionen kassiert haben. Die Flugbuchung für das Model habe ein Untergebener Woods' vorgenommen.Foto: Reuters
GroupiesGroupies gibt es im Golf nicht ... kleiner Scherz. Bei Turnieren sind sie kaum zu sehen, man müsste ja die Stöckelschuhe ausziehen, um mitzulaufen. Aber wehe, es wartet die obligatorische "Players Party", dann schwirren sie aus. Es ist erstaunlich, wie wenig attraktive Frauen auf Turnieren sind - und wie viele hübsche auf Golfpartys, die jede Woche an den wechselnden Spielorten stattfinden. Vor der BMW International Open in München werden die Stars, die noch in den USA spielten, im Learjet eingeflogen, nach der Landung geht es ins P1. Woods jedoch gilt nicht als Partykanone.Foto: ap
Der öffentliche WoodsEin Mal hat Woods Witze in einem Interview gemacht, die Anzüglichkeiten flogen ihm um die Ohren. Seitdem gibt er keine Interviews mehr, außer bei Pressekonferenzen auf Turnieren und bei Conference Calls. Dabei telefoniert er mit ausgewählten Journalisten in einer Leitung, jeder darf mal fragen. Aber nie Privates. Er sei ein "Kontrollfreak", hat er mal gesagt. Daher gibt er Neuigkeiten fast nur auf seiner eigenen Homepage bekannt.Foto: afp
Der politische WoodsEr ist so sehr politisch, wie er treu war. Gar nicht. Jede Parteinahme könnte ja jemanden verletzen und die Reinheit seiner globalen Marke gefährden. Im Januar 2008 witzelte die Golf-Channel-Moderatorin Kelly Tilgham mit dem englischen Profi Nick Faldo, der sagte: "Um es mit Tiger aufzunehmen, sollten sich die Spieler zusammentun." Tilgham ergänzte: "Yeah, lyncht ihn in einem Hinterhof." Vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Geschichte, in der Tausende Farbige gelyncht wurden, ein dummer Satz. Tilgham wurde hart kritisiert und vorübergehend gefeuert. Woods? Hielt sich aus der Debatte raus und verzieh Tilgham. Das Politischste an Woods ist, dass er das Militär unterstützt, auch in Gedenken an Pop. Bei Woods' eigenem Turnier rufen Soldaten die Namen der Spieler, ehe sie den ersten Ball spielen.Foto: getty
Der FitnessfreakWenn er nicht einen Sponsorentermin hat, ein Turnier gewinnt oder fremdgeht, sieht sein Arbeitstag so aus: 6 Uhr Gewichtheben, 7.30 Uhr Frühstück. 9 Uhr Bälle schlagen, 11 Uhr Putten, 11.30 Uhr 9 Löcher spielen, 12.30 Uhr Mittagessen, 13 Uhr Bälle schlagen, 15 Uhr das kurze Spiel üben, 16 Uhr 9 Löcher spielen, 17 Uhr Bälle schlagen, 17.30 Uhr Putting. Feierabendbier? Nein, Woods trinkt kaum Alkohol. Die einzige Sünde, die er sich leistet, sind Sandwiches bei Subway für fünf Dollar und Pizzen.Foto: Reuters
Seine VorbildfunktionEr hat sie, das ist unbestritten. Auch jetzt noch, sogar im Moment seines Autounfalls. In dem zertrümmerten Cadillac Escalade lag ein Buch, das auf einem der Paparazzifotos zu identifizieren war. Es trägt den Titel "Get a Grip on Physics". Welch ein Glück für den Autor John Gribbin, einen Wissenschaftsautor. Das Werk schnellte in den USA beim Internetdienst Amazon vom Bestellrang 396224 auf Bestsellerniveau hoch. Woods ist ein role model, wenn auch ein angeschlagenes. Im Übrigen war er nie das saubere Sportass, wie immer dargestellt. Nur wenige fluchen beim Spielen mehr als er.Foto: dpa
Seine FreundeSein innerer Zirkel besteht aus: Mutter Kultida, Mark Steinberg (Manager), Steve Williams (Caddie). Zu seinen Freunden zählen die Profikollegen Mark O'Meara und Lee Janzen, Tennisprofi Roger Federer und Byron Bell, ein Kumpel aus dem Uni-Team in Stanford.Foto: getty
Seine FeindeMit Woods legt sich keiner an - oder er wird zerlegt. So erging das Profis, die die Klappen aufrissen und beim nächsten Turnier spielerisch vorgeführt wurden. Aber es gibt Menschen, mit denen Woods gar nicht kann, etwa dem Profi Phil Mickelson, der ein Anti-Woods ist. Er zeigt Gefühle und lässt die Welt an Privatem teilhaben. Als dessen Frau an Brustkrebs erkrankte, machte er das publik und redete darüber.Am Freitag wurde bekannt, dass Woods es per Gericht britischen Medien untersagen lassen wolle, etwaige Nacktbilder oder Sexvideos von ihm zu veröffentlichen. Tiger Woods lebt noch, darf man daraus schließen. Aber er führt jetzt einen anderen Kampf als bisher.Foto: apFoto: sz vom 12.12.2009/dog