Gesellschaft - Wiesbaden:Jüdischer Landesvorsitzender warnt vor Antisemitismus

Wiesbaden (dpa/lhe) - Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Jacob Gutmark, hat davor gewarnt, Antisemitismus im Alltag einfach hinzunehmen. "Uns schlägt keiner auf der Straße", sagte Gutmark der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Wiesbaden. Vieles passiere unterschwellig, damit es nicht strafbar wird. "Das ist gefährlich, weil es gängig wird, weil wir uns daran gewöhnen."

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Jacob Gutmark, hat davor gewarnt, Antisemitismus im Alltag einfach hinzunehmen. "Uns schlägt keiner auf der Straße", sagte Gutmark der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Wiesbaden. Vieles passiere unterschwellig, damit es nicht strafbar wird. "Das ist gefährlich, weil es gängig wird, weil wir uns daran gewöhnen."

Juden seien im Straßenbild nicht augenfällig und erkennbar, erklärte der Vorsitzende des Landesverbands. "Wir tragen keine Kippa, wir sehen wie andere Leute aus, wir sprechen genauso, wir gucken den Leuten in die Augen." Deshalb äußere sich der Antisemitismus oft subtil. Er sei beispielsweise auch schon gefragt worden, ob Juden weiter keine Steuern bezahlten.

Die Ernennung von Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) zum neuen Antisemitismusbeauftragten von Hessen begrüßte Gutmark. Dass die Stadt anlässlich des 70. Jahrestages der Staatsgründung Israels dazu aufgerufen hat, als Zeichen der Solidarität und gegen Antisemitismus einen Tag lang die Kippa zu tragen, sei seine Initiative gewesen.

"Wir waren dankbar dafür", versicherte Gutmark. "Wenn diese Aktion ein Jahr lang durchgehalten worden wäre, hätten wir vielleicht eine Normalität in der Gesellschaft erreicht", schränkte er ein. Aber auch für einen Tag sei es wertvoll gewesen. Für die Glaubwürdigkeit der Arbeit des Antisemitismusbeauftragten sei es gut, dass dieser kein Jude sei. "Ich finde das sehr in Ordnung."

Mit der Unterstützung der Landesregierung zeigte sich Gutmark zufrieden. Er habe zwar nicht den Eindruck, dass Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) besonders auf die Juden im Land schaue. Dieser habe vor allem einen integrativen Ansatz und schaue, dass es eine soziale Befriedung und keine Feindseligkeiten in Hessen gibt. Davon profitierten auch die Juden.

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