Was wäre, wenn Donald Trump vor Schreck über den Wahlausgang einmal nichts als die reine Wahrheit ausgesprochen hat, als er sagte: "Meine hohen Nutzerzahlen bei Facebook, Twitter und Instagram haben mir zum Sieg verholfen." Was also wäre, wenn die erstaunliche Anfälligkeit auch der aufgeklärten westlichen Welt für Lügen, Verschwörungstheorien, Neonationalisten, Rechtspopulisten und Autokraten gar nicht auch in den Filterblasen und Lügenhohlräumen der sozialen Netzwerke erzeugt wird, sondern nur oder vor allem dort?
Wird man sich später erzählen, dass in einer durch Neoliberalismus und Globalisierung extrem ungerecht gewordenen Welt ausgerechnet die "sozialen Medien" des Internets die Waffe wurden, mit der scheinbar stabile Demokratien zerschossen waren, noch bevor alle richtig verstanden hatten, was passiert? Das wäre traurig. Furchtbar traurig wäre das.
Zufällig gewählte Modewörter wie "postfaktisch" oder das soeben von Oxford Dictionaries zum internationalen Wort des Jahres erklärte "post-truth" klingen zwar wissenschaftlich und vor allem nach kann-man-nichts-machen. Aber sie verschleiern die Zusammenhänge nur. Wer dann noch "Zeitalter" dazu schreibt, "postfaktisches Zeitalter", hat die Demokratie schon aufgegeben.
Er unterwirft sich der fixen Idee, es sei an dieser sich selbst erzeugenden und verstärkenden Lügenkultur, vor allem in den sogenannten sozialen Medien, nun einmal nichts mehr zu ändern. Wenn es aber sowieso nur noch um Behauptungen und Gefühle geht, kommt es auf eine Lüge mehr oder weniger gar nicht mehr an. Dann schlägt wirklich überall die Stunde der narzisstisch auffälligen, moralisch fragwürdigen Führungsfiguren, Möchtegern-Autokraten und antidemokratischen Propagandisten, die vor allem eines wirklich gut können: lügen.
Was bedeutet es für Politik und für das Wahljahr 2017, wenn Fakten nichts mehr zählen. Und warum es überlebenswichtig ist für die Demokratie, eine Lüge wieder eine Lüge zu nennen?