Gesellschaft - Schmalkalden:Verband: Corona-Pandemie hat Bestattungswesen verändert

Corona
Eine Trauerfeier für einen Verstorbenen wird per Livestream an eine im Ausland lebende Familie übertragen. Foto: Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Schmalkalden (dpa/th) - Die Corona-Pandemie hat nachhaltige Auswirkungen auf Beerdigungen und gängige Trauerrituale in Thüringen. "Das wird an dem Bestattungswesen nicht spurlos vorbeigehen", sagte der Landesinnungsobermeister des Thüringer Bestatterverbands, Gerd Rothaug. Komplett virtuell durchgeführte Trauerfeiern oder auch das Zuschalten einzelner Gäste waren zunächst Lösungen, mit denen Bestattungsunternehmen auf die Einschränkungen in der Pandemie eingingen. Rothaug zufolge werde das Angebot aber auch nach den Lockerungen in der Corona-Verordnung weiter genutzt. "Ich denke mal, das wird in Zukunft ein bisschen zunehmen", sagte er.

In Zeiten der Corona-Pandemie veränderten sich Beerdigungs- und Trauerrituale in Thüringen per Verordnung: Abschied zu nehmen war teils unmöglich, Trauerfeiern waren nur im engsten Kreis erlaubt. Zwar können Trauerfeiern und Bestattungen aktuell wieder im größeren Kreise stattfinden. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, soll aber auch weiterhin auf körperliche Gesten der Kondolenz und Anteilnahme verzichtet werden - etwa auf Umarmungen, Küsse und Händeschütteln. Auch auf dem Friedhof gelten weiterhin die Abstandsregeln.

Nicht erst seit Corona sei bei der Trauerbewältigung ein Umdenkungsprozess in Gange, sagte Rothaug. "Wir müssen uns öffnen für Modernes." Mit Blick auf die Klimakrise prognostizierte er auch für die Zukunft eine Entwicklung - unter anderem hin zu E-Bestattungsautos und Elektroöfen in Krematorien. Trotzdem ersetze keine Live-Übertragung und kein Videoanruf oder Stream, "sich mal drücken zu können und die Emotionen spielen zu lassen." Am Ende müsse man abwarten, "wie es sich entwickelt".

Nachdem die Bestattungsunternehmen Ende 2020 und auch noch Anfang des Jahres aufgrund überdurchschnittlich vieler Sterbefälle an der Belastungsgrenze arbeiteten, sei die Lage in den Unternehmen und den Krematorien aktuell aber entspannt. "Wir merken im Moment von Corona nichts", sagte Rothaug. In den vergangenen Monat sei der Eingang von Särgen mit Corona-Toten drastisch zurückgegangen. Man bereite sich nicht gesondert auf eine weitere Corona-Welle - und vermehrte Todesfälle - vor. "Ich denke, wir sind alle darauf vorbereitet - immer", sagte Rothaug. Sterben sei nicht planbar. Auch ohne Corona könne die Zahl Sterbender sich von Tag zu Tag drastisch verändern.

© dpa-infocom, dpa:210815-99-847312/2

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