Gesellschaft - Pasewalk:Gauck: Mehr auf osteuropäische Staaten hören

Gesellschaft - Pasewalk: Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Podiumsgespräch. Foto: Stefan Sauer/dpa/Archivbild
Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Podiumsgespräch. Foto: Stefan Sauer/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Pasewalk (dpa) - Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat europäischen Politikern empfohlen, mehr auf die osteuropäischen EU-Staaten zu hören als bisher. Es sei ein Fehler gewesen, nicht schon früher auf die Stimmen aus Polen und dem Baltikum gehört zu haben, sagte der frühere Pastor mit Blick auf den Ukraine-Konflikt bei einer Podiumsdiskussion in der Marienkirche Pasewalk (Vorpommern-Greifswald) am Donnerstag. Dort wurde ein Europa-Kolleg gegründet, das zusammen mit der Universität Stettin (Szczecin) betrieben werden soll.

Gauck machte deutlich, dass er Russland unter Wladimir Putin auch weitere Aggressionen zutraue. "Wer soweit geht, die Ukraine anzugreifen, von dem ist anzunehmen, dass bei der Ukraine noch nicht Schluss ist."

Putin sei ein KGB-Offizier, der von einem neuen Denken über die Größe seiner Nation getrieben werde. Sein aggressives Gebaren sei schon bei Militäreinsätzen in Grosny - in Tschetschenien - und in Georgien zutage getreten. Wenn man sich ansehe, was die russische Armee in Tschetschenien gemacht hat, müsse man noch Schlimmeres für die Ukraine befürchten, erklärte Gauck.

Deshalb sei es richtig, wenn Deutschland und die EU die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland unterstützten. Sich zu verteidigen, sei nicht aggressiv. Die Politik müsse nicht darauf Rücksicht nehmen, wie Putin aus diesem von ihm selbst verursachten Desaster herauskomme.

Gauck sprach in Pasewalk, weil der Verein der Freunde und Förderer eines Europa-Kollegs und die Adalbert-Stiftung (Krefeld) das "Europa-Kolleg Pomerania" aufbauen wollen. Die Stiftung fördert die Integration der ost- und mitteleuropäischen Länder in die EU. Die Einrichtung soll Studierenden in der Grenzregion Studien zum Thema "Demokratie und Toleranz" ermöglichen.

© dpa-infocom, dpa:220602-99-527194/3

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