Gesellschaft - Dresden:Hilfsbereitschaft in Corona-Krise stark

Chemnitz
Ein Mann vom Verein "Alter, Leben und Gesundheit" bringt Senioren bestellte Einkäufe. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Dresden (dpa/sn) - Beim Einkauf helfen, anderen die Wohnung reinigen, bei Arztbesuchen begleiten: Die Hilfsbereitschaft der Menschen während der Corona-Krisen ist teilweise riesig. "Wir waren überrascht", sagte der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes in Sachsen, Kai Kranich, bei einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa anlässlich des Tages der Nachbarn am 29. Mai. Fast 3200 freiwillige Helfer hätten sich während der Corona-Krise spontan gemeldet. Doch es wird auch berichtet, dass sich in einigen Fällen Helfer und Hilfesuchende wegen der Infektionsgefahr eher zurückhielten.

Um die vielen Helfer einbinden zu können, sei auf die Erfahrungen aus vergangenen Hochwasser-Katastrophen und der Flüchtlingskrise 2015 zurückgegriffen worden, sagte Kranich. Während der Corona-Krise wurde das "Team Sachsen" gebildet, wo die großen "weißen Hilfsorganisationen" wie das DRK, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, die Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst sowie der Freistaat im Krisenstab zusammenarbeiten. Die Koordinierung liegt beim DRK, der größten der Hilfsorganisationen.

Die freiwilligen Helfer hätten unter anderem bei den Corona-Teststützpunkten die Schreibarbeiten übernommen wie das zeitraubende Ausfüllen von Formularen. Andere hätten als Begleiter von Schulbussen darauf geachtet, dass die Infektionsschutzbestimmungen wie Atemschutz und Abstände von den Kindern eingehalten wurden. Andere seien in der Nachbarschaftshilfe tätig.

Elke Härtig von der Kontaktstelle Nachbarschaftshilfe im Pflegenetzwerk Leipzig hat jedoch während der Corona-Krise bei Helfenden und Hilfesuchenden auch Zurückhaltung beobachtet. "Viele der Helfenden gehören vom Alter her zur Risikogruppe. Sie wollen sich nicht anstecken. Aus dem gleichen Grund lassen Hilfesuchende Fremde jetzt nicht gern in die Wohnung."

56 Helfer führt die Kontaktstelle aktuell in ihrer Datenbank. Jeder von ihnen sei "Profi", habe nötigen Lehrgänge oder Kurse besucht. Nachbarschaftshilfe sei beliebt, sagte Härtig. Einer der Gründe: "Es wird bezahlt." Die Pflegekasse honoriere das Engagement, jedoch nur bis zu 40 Stunden monatlich, der Helfende muss an Lehrgängen teilgenommen haben und die Hilfesuchenden einen Pflegegrad haben. Es gehe unter anderem um Einkaufen, Hilfen im Haushalt, Begleitung bei Arztbesuchen oder bisweilen auch nur um das Gespräch. "Die Nachbarschaftshilfe ist eine gute Ergänzung zur Arbeit der Pflegedienste", sagte Härtig.

Bei der Mitte März gestarteten Corona-Alltagshilfe des Freiwilligenzentrums der Caritas in Chemnitz haben sich eigenen Angaben zufolge rund 500 Freiwillige gemeldet. Die Helfer seien im Alter von durchschnittlich 32 Jahre gewesen, erzählte Jeannine Pohland vom Freiwilligenzentrum. Die etwa 80 Hilfesuchende seien zumeist im Seniorenalter gewesen und hätten vor allem Unterstützung beim Einkauf von Lebensmitteln und Medikamenten benötigt. "Außerdem wurden freiwillige "Gassi-Geher" für Hunde sowie telefonische Besuchsdienste vermittelt."

In Dresden haben sich laut Stadt "erfreulich viele Menschen über das Corona-Bürgertelefon gemeldet und Nachbarschaftshilfe angeboten." Wie viele es genau waren, sei nicht bekannt. Am Bürgertelefon des Gesundheitsamtes seien seit Anfang März etwa 17 000 Anrufe eingegangen. "Davon betrafen schätzungsweise fünf bis zehn Prozent die Nachbarschaftshilfe", hieß es. Wie viele Menschen sich noch auf anderen Wegen per E-Mail oder über die Ehrenamtsplattform "ehrensache.jetzt" gemeldet hätten, lasse sich nicht sagen.

Zudem habe das Sozialamt Merkblätter zur Nachbarschaftshilfe, Abreißzettel an Apotheken, Supermärkte, Bäcker, Tankstellen, Arztpraxen und Einrichtungen für Senioren verteilt. Im Schnitt kämen zehn Karten pro Woche zurück, hieß es.

Auch wie viele Menschen sich landesweit in der Nachbarschaftshilfe oder als Ehrenamtler betätigen, ist nicht bekannt. Nach Angaben des Sozialministeriums engagieren sich bundesweiten Umfragen zufolge 38 Prozent der Menschen ehrenamtlich. Bei besonderen Ereignissen wie etwa Hochwassern, der Flüchtlingswelle oder auch der Corona-Krise jetzt steige erfahrungsgemäß die Bereitschaft zu kurz- oder auch mittelfristigem Engagement.

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