Gesellschaft - Berlin:Berlin in Regenbogenfarben: Rund eine Million Feiernde CSD

Berlin (dpa/bb) - Konfetti, nackte Haut und überall Regenbogenfahnen: Der Christopher Street Day hat in Berlin nach Veranstalterangaben rund eine Million Feiernde aus aller Welt und damit so viele wie nie zuvor angezogen. Am Samstag zog ein riesiger Tross auf einer Paradestrecke vom Kurfürstendamm bis zum Brandenburger Tor. Auch abseits der Strecke waren vielerorts Regenbogenfahnen gehisst.

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Berlin (dpa/bb) - Konfetti, nackte Haut und überall Regenbogenfahnen: Der Christopher Street Day hat in Berlin nach Veranstalterangaben rund eine Million Feiernde aus aller Welt und damit so viele wie nie zuvor angezogen. Am Samstag zog ein riesiger Tross auf einer Paradestrecke vom Kurfürstendamm bis zum Brandenburger Tor. Auch abseits der Strecke waren vielerorts Regenbogenfahnen gehisst.

Schon gegen 16 Uhr zählten die Veranstalter im ersten Drittel der Parade rund 100 000 Teilnehmer - so viele, wie im vergangenen Jahr insgesamt mitliefen. Beim ersten Berliner CSD im Juni 1979 waren es nur 450. Riesige farbige Federn, Lack und Leder - manchmal nur knapp den Körper bedeckend -, auffällige Perücken, Federboas, High Heels: Viele Teilnehmer hatten sich auffällig und oft schrill gekleidet. In den Straßen sah man lila Bärte und blaue Haare. Mit einer Mikrofonpanne und rund 20 Minuten Verspätung hatte sich der Tross in Bewegung gesetzt.

Am Brandenburger Tor begrüßte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Besucher zum "besten und größten" Christopher Street Day, den die Hauptstadt je gehabt habe. In mehreren Clubs stiegen CSD-Parties. Auch am späteren Abend sah man vielerorts in Berlin CSD-Feiernde.

Berlins ehemaliger Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) feierte auf einem CSD-Wagen mit - mit schwarzer Sonnenbrille und schlichtem weißem Shirt. Auch die Gesandte der US-Botschaft in Berlin, Robin S. Quinville, zeigte sich auf der bunten Parade. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) schrieb per Twitter: "Auch 50 Jahre nach Stonewall ist noch so viel zu tun, damit alle LSBTTIQ frei und gleichberechtigt leben können. Wir werden nicht leiser!". Antje Kapek und Volker Beck von den Grünen twitterten ein Doppel-Selfie von sich auf dem CSD.

Die Berliner Polizei, die mit 800 Einsatzkräften unterwegs war, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der bunten Parade. Es habe dort keine außergewöhnlichen Vorfälle gegeben, sagte eine Sprecherin am Sonntag. Allerdings teilte die Polizei einen Vorfall abseits des feiernden Trosses mit. Zwei Jugendliche sollen am frühen Sonntagmorgen versucht haben, am Rathaus in Berlin-Köpenick eine Regenbogenfahne anzuzünden. Es sei ein kleines Brandloch entstanden, die beiden flüchteten.

Das Motto des diesjährigen CSD lautete "Stonewall 50 - Every riot starts with your voice" (deutsch: "Jeder Aufstand beginnt mit deiner Stimme"). Damit sollen insbesondere die frühen Aktivisten der LGBTI-Bewegung gewürdigt werden. LGBTI ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und intersexuell. Mit Plakaten wie "Kein Sex mit Nazis" und "Zur Hölle mit dem Patriarchat" setzen Teilnehmer aus aller Welt ein Zeichen für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung.

Müller unterstrich die Bedeutung des diesjährigen Mottos: "Jeder von uns kann und jeder von uns muss jeden Tag etwas tun gegen Diskriminierung und gegen Übergriffe." Es sei viel erreicht worden, aber nach wie vor gebe es Diskriminierungen gegenüber LGBTI, auch juristischer Art.

Trotz Erfolgen, wie der Abschaffung des "Schwulenparagraphen", der gleichgeschlechtlichen Sex unter Strafe stellte und der Einführung der Ehe für alle, werden Homosexuelle und Transgender noch immer Opfer feindseliger Angriffe. 225 Fälle, die sich auf sexuelle Orientierung bezogen, zählte die Berliner Polizei 2018, im Vorjahr waren es 171. Das Beratungsprojekt Maneo registrierte im vergangenen Jahr sogar 382 solcher Fälle, was einem Anstieg um ein Drittel binnen zwei Jahren entspräche, wie es in einer Mitteilung heißt.

Der Christopher Street Day erinnert jedes Jahr an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten dadurch einen mehrtägigen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus.

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