Dieser 27. April ist ein wunderbarer Frühlingstag im schwäbischen Türkheim, die Apfelbäume blühen, es weht ein sanfter Wind, die Mauern des Schlosses strahlen im Nachmittagslicht. Die Stimmung der Gruppe draußen im Schlossgarten aber: nachdenklich. Sie alle sind gekommen, um jetzt, auf den Tag genau 80 Jahre nach dem Einmarsch der 7. US-Armee, bei einer Gedenkfeier an das Türkheimer Ehepaar Willi und Maria Seitz zu erinnern und einen Stein für sie zu setzen. Das Ehepaar konnte diesen Frühlingstag vor 80 Jahren wirklich als Tag der Befreiung feiern: Die drei Jüdinnen, die aus dem KZ-Außenlager in Türkheim geflohen waren und die sie seit Wochen in ihrem Haus verborgen hatten, waren endlich frei. Hätten die beiden Türkheimer Maria Balzam, Mina Silberberg und Rosa Silberfaden nicht versteckt und so vor dem Tod bewahrt, wären zwei Gäste der Gedenkfeier gar nicht geboren worden, Ella Agur und Yaakov Buchner, sie sind Enkel von Maria Balzam. „Wir sind hier wegen der beiden“, sagt Ella Agur. Und was dieses Gedenken für sie bedeutet? „Alles.“
HistorieDer Mut der kleinen Leute
Lesezeit: 9 Min.

Kriegsende im bayerischen Türkheim: Unter Lebensgefahr versteckt das Ehepaar Seitz drei geflohene jüdische Frauen. Über Retter und Gerettete, Täter und Opfer.
Von Johanna Pfund

80 Jahre Kriegsende:So viele letzte Tote
Der Fotograf Robert Capa hielt für die Ewigkeit den Moment fest, als kurz vor Kriegsende 1945 in Leipzig der US-Soldat Raymond J. Bowman durch eine deutsche Kugel starb. Die Geschichte eines ikonischen Bildes.
Lesen Sie mehr zum Thema