Geschichte der Gelfrisur:Wie geschmiert

Das gegelte Haar sei zurück, heißt es. Doch tatsächlich war es nie weg - es zählte schon immer zu den Must-Haves des Gentlemans.

Von Kathrin Hollmer

17 Bilder

Die Gelfrisur ist wieder da

Quelle: dpa

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Das gegelte Haar sei zurück, heißt es. Doch tatsächlich war es nie weg - es zählte schon immer zu den Must-Haves des Gentlemans. Eine Chronologie der Pomadenträger in Bildern.

Die Gelfrisur ist wieder da. Man sieht sie auf dem Fußballplatz, in Hollywood-Filmen, sogar in Adelskreisen und in der Politik. Karl-Theodor zu Guttenberg, Mario Gomez und Leonardo DiCaprio verkörpern neue Männer-Typen. Der eine ist modern und konservativ zugleich, der andere sportlich, aber modebewusst und der andere unterstreicht damit seine neu errungene Reife. Jeder gebraucht die nostalgische Pomadenfrisur anders. Eine Evolution von Rudolpho Valentino und James Dean bis Robbie Williams und Prinz Daniel.

Karl Theodor zu Guttenberg

Quelle: DAPD

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Der moderne Konservative

Die Gelfrisur, die die Diskussion über die Pomenade wieder entfachte, gehört Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Verteidigungsminister gilt als Galionsfigur der jungen Konservativen und landet nicht nur wegen der Politik in der Presse: Zu seiner nostalgischen Gelfrisur kombiniert er modische Anzüge und wurde 2009 in einer Umfrage der Fachzeitschrift Textilwirtschaft mit 89 Prozent auf Platz eins der bestangezogenen Politiker gewählt. Im Stern erklärte er seine Frisur so: "Der Unterschied zu den Börsenmaklern an der Wall Street ist, dass die ihr Gel in gebändigtes Haar geschmiert haben. Mir stünden ohne Gel die Haare zu Berge." Der Berliner Promi-Friseur Udo Walz interpretiert dagegen mehr in das Styling des Politikers und spricht sogar von einem "Latin Lover Look". Guttenbergs Frisur sei besonders praktisch für jemanden, der wie der Minister so viel in der Öffentlichkeit stehe, weil sie immer gleich gut sitze. Seine Anleitung für den Guttenberg-Style: "Haare waschen, halbtrocken föhnen, im feuchten Haar einen kleinen Klacks Gel verteilen und mit dem Kamm in Form bringen."

Rudolpho Valentino

Quelle: Sueddeutsche Zeitung Photo

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Der erste Latin Lover

Die Geschichte des geschmierten Haars geht weit zurück: Schon im 18. Jahrhundert wurde Pomade als Haarpflege benutzt, galt damals aber als Kosmetikprodukt des Adels. Richtig populär wurde die fettige Haarpflege erst im 20. Jahrhundert. Der italienische Stummfilmstar Rudolph Valentino machte in den "Goldenen Zwanzigern" die Pomade einem breiten Publikum bekannt und wurde damit zu einem der ersten männlichen Sexsymbole im amerikanischen Film. Seine glänzenden Haare galten als sein Markenzeichen und bis heute als Inbegriff des Latin Lovers. Allerdings brachten sie ihm auch den Vorwurf ein, den amerikanischen Mann zu verweiblichen.

James Dean vor 50 Jahren tödlich verunglückt

Quelle: dpa/dpaweb

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Der Rebell

In den dreißiger, vierziger und fünfziger Jahren gehörte die Pomade zur täglichen Herrenpflege wie sonst nur das Rasierwasser. Unverzichtbar war sie auch im Kino: Leinwandheld James Dean, der Inbegriff von Coolness in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren, verkörperte mit weißem T-Shirt, Lederjacke, zerrissenen Blue Jeans und eben dem nassglänzenden Haar-Styling den typischen "Rebellen-Look". In der Nachkriegszeit wurde statt Pomade oft Butter oder Fett verwendet, was der Gelfrisur die Assoziation mit Schmalzlocken oder öligen Haaren einbrachte.

30. Todestag von Elvis Presley

Quelle: dpa

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Der Rockabilly

Was für die Frauen in den fünfziger Jahren Petticoat und Pony waren, waren für die Männer Pomade und Koteletten. Zum Ende des Jahrzehnts erreichte der gegelte Look mit Elvis Presley seinen Höhepunkt. Die geschmierte Haartolle, auch Elvis-Tolle oder "Ducktail", zu deutsch Entenschwanz, genannt, trug aber nicht nur der "King of Rock and Roll", sondern viele Künstler der damaligen Zeit. Bis heute frisieren sich Rockabilly-Fans Haartollen mit Pomade und tragen lange Koteletten.

EIN HAUCH VON NERZ

Quelle: OBS

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Der Gentleman

Leinwand-Charmeur Cary Grant prägte mit seinem tiefen, streng gegelten Seitenscheitel den "Gentleman-Look" der fünfziger und sechziger Jahre: elegant, zurückhaltend, aber doch ein wenig lausbubenhaft. In seinen Filmen betörte er Grace Kelly, Doris Day und Katherine Hepburn. Dabei spielte er stets den Charmeur und Mann von Welt - kurz, den Frauenhelden par excellence.

Christopher Reeve, Clark Kent, Superman, Gillette

Quelle: Reuters

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Der Superheld

Superman ist im gleichnamigen Film von 1978 nicht nur durch den blau-roten Anzug zu erkennen, sondern auch durch die glänzende Haarpracht von Schauspieler Christopher Reeve. Für einen Superhelden ist die simple Gelfrisur gleich doppelt praktisch: Sie erfordert kein langes Styling und hält beim Fliegen und Lebenretten nicht auf, weil sie aerodynamisch geformt ist.

John Travolta, Olivia Newton-John in Grease

Quelle: Getty Images

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Der Highschool-Beau

Ein weiteres Highlight der Pomaden-Geschichte: John Travolta dürfte für sein Styling als Highschool-Schüler Danny Zuko 1978 in Grease fast länger gebraucht haben als Filmkollegin Olivia Newton-John. Damals hatte er leicht wellige Haare und machte mit seiner verwegenen Haartolle die Rockabilly-Frisuren der sechziger Jahre wieder zum Trend. Der Titel des Musicalfilms Grease bedeutet übersetzt ins Deutsche so viel wie Schmierfett oder Pomade.

To match feature LEHMAN/GEKKO

Quelle: REUTERS

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Der Börsenhai

In den achtziger Jahren brachte ein Film die Pomade zurück aufs Haar und festigte gleichzeitig ein neues Klischee: Michael Douglas spielte 1987 in Wall Street den Finanzhai Gordon Gekko so schmierig und fies, dass man diese Eigenschaften von da an gerne den Börsenmaklern zuschrieb. 

Themendienst Kino: Wall Street - Geld schlaeft nicht

Quelle: dapd

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Mehr als 20 Jahre später kommt mit Wall Street - Geld schläft nicht die Fortsetzung des Börsenthrillers in die Kinos - und Gordon Gekko trägt bis auf die Haarfarbe dieselbe Frisur wie in den Achtzigern. Nicht nur er setzt im Film auf das pomadige Styling ...

Schauspieler Shia LaBeouf

Quelle: dpa

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Der Nachwuchsspekulant

... auch Douglas' Filmkollege in der Wall Street-Fortsetzung, Shia LaBeouf, greift für seinen Look tief in die Geldose. Der 24-jährige Schauspieler kopierte den Pomaden-Look ins richtige Leben - und trägt die Frisur auch nach den Dreharbeiten des Finanz-Thrillers.

Leute-News: Max Raabe

Quelle: ddp

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Der Chorknabe

Bei ihm ist die Pomade im Haar keine Modeerscheinung, sondern eine Lebenseinstellung: Max Raabe ist Sänger und leitet das Palast Orchester in Berlin - man kennt ihn aber vor allem für seinen immer gleichen Look: gut sitzender Frack und streng zurückgenommenes, gegeltes Haar. Der Sänger covert unter anderem Britney Spears' "Oops, I Did It Again" und Abbas "Super Trouper" im Stil der zwanziger Jahre - dazu passt sein nostalgischer Look einfach wunderbar.

British pop star Robbie Williams walks onto the pitch with singer Gary Barlow before the Unicef Soccer Aid charity match in Manchester

Quelle: REUTERS

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Der Bekehrte

Robbie Williams feiert gerade ein Comeback mit seiner ehemaligen Band Take That und ist auch privat nach wilden Jahren mit vielen Skandalen gereift: Im August heiratete er seine Freundin Ayda Field. Da kommt ihm die Pomade gerade recht. Im Showbusiness weiß man nämlich: Wer erwachsen und ernst wirken möchte, gelt sich einfach die Haare zurück.

(im Bild: Gary Barlow)

Strenesse Book Presentation 'Die Spieler'

Quelle: Getty Images

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Der Fußballer

Über die Kicker der Nationalelf berichten inzwischen nicht mehr nur die Sportredaktionen. Seit der Kooperation mit dem deutschen Modehaus Strenesse sind die Jungs auch in der Modewelt präsent. Stürmer Mario Gomez stylt sich für offizielle Anlässe und auch für den Fußballplatz mit Pomade, weil er weiß: Als Sportler hat die Gelfrisur vor allem praktische Vorteile. Nach 90 Minuten auf dem Fußballfeld sieht sie nämlich genau so aus wie vorher.

U.S. actor Leonardo Di Caprio attends a news conference to promote his new film 'Shutter Island' in Rome

Quelle: REUTERS

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Der große Junge

In Titanic trug Leonardo DiCaprio noch einen braven Topfschnitt zu seinem typischen Hundeblick. Sein Image als Teenie-Schwarm hatte der Schauspieler aber bald satt. Nach drei Oscar- und sechs Golden-Globe-Nominierungen hat er es geschafft: Er gilt nun als ernsthafter Schauspieler. Verantwortlich für seine Charakterrollen ist vielleicht auch sein neuer Look. Sein Haar trägt DiCaprio schon seit 2005 streng zurückgegelt.

Matthew McConaughey

Quelle: Getty Images

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Der Eitle

Schauspieler Matthew McConaughey bändigt seine Locken nur am Ansatz streng mit Gel, was ihm auch auf dem roten Teppich eine gewisse Surfer-Attitüde verleiht. Das Geheimnis seiner vollen Haarpracht gestand er kürzlich in einem Interview: "Wie jeder Mensch bin ich etwas eitel. Deshalb habe ich mir, als mein Haupthaar schütter wurde, Eigenhaar transplantieren lassen."

Princess Victoria, Daniel Westling

Quelle: AP

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Der Prinz

Wer die schwedische Kronprinzessin heiratet, muss einiges erdulden. Victoria zuliebe ließ Daniel Westling sich schon vor ihrer Hochzeit ordentlich umstylen. Baseballkäppi und T-Shirt tauschte er gegen eine geschleckte Gelfrisur, Hornbrille, Anzug und Krawatte - und gewann so den Respekt des Schwiegervaters. Was unsere These erneut bestätigt: Pomade im Haar schafft Anerkennung.

© sueddeutsche.de/dpa/holl/pfau/jja
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