Geschäft mit der Jugendhilfe:Außer Kontrolle

Geschäft mit der Jugendhilfe: Seit anderthalb Jahren wohnt Tobias wieder in Gladbeck. Nicht nur in der Arbeit fällt es ihm schwer, Fuß zu fassen.

Seit anderthalb Jahren wohnt Tobias wieder in Gladbeck. Nicht nur in der Arbeit fällt es ihm schwer, Fuß zu fassen.

(Foto: Nikita Teryoshin)

Etwa 850 schwer erziehbare Kinder aus Deutschland müssen über die ganze Welt verstreut im Ausland leben - eine besondere Maßnahme der Jugendämter. Wie riskant diese Methode ist, zeigt der Fall von Tobias L., der nach Rumänien verschickt wurde.

Von Rainer Stadler, SZ-Magazin

Nach anderthalb Jahren in Deutschland ist die Integration von Tobias L. (Name von der Redaktion geändert), 19, nicht sonderlich weit fortgeschritten. Zwei Jobs hat er angefangen und war sie schnell wieder los: Erst schleppte er Pakete in einem Verteilzentrum von DHL. Er bekam 10,57 Euro brutto pro Stunde, jeden Morgen einen neuen, auf einen Tag befristeten Arbeitsvertrag, keinen Urlaub und bald Rückenschmerzen. Nach wenigen Wochen beendete er das Tagelöhnerdasein und fing einen Job als Fahrer bei einem anderen Paketzusteller an. Dort wurde er kurz darauf gefeuert, weil er das von ihm erwartete Soll verfehlte. Er lebt bei seinen Eltern, Freunde hat er kaum. Ein Mädchen lernte er kennen, sie wurde kurz darauf von ihm schwanger. Als das Kind zur Welt kam, zerstritten sie sich. Inzwischen besucht er sein Kind und die Freundin wieder regelmäßig, die beiden leben in einem Mutter-Kind-Wohnheim. Und seit einigen Tagen arbeitet er wieder, bei einer Firma für Landschaftsbau. Es ist offen, ob es Tobias L. gelingen wird, sich doch noch in die Gesellschaft einzugliedern - die ihn schon loswerden wollte, als er zwölf war.

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