Genmanipulierter Leinsamen:Herkunft unbekannt

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Baden-Württemberg bleibt klein Einzelfall: Nun wurde auch in Hamburg gentechnisch veränderter Leinsamen gefunden. Gefahr für die Gesundheit besteht jedoch nicht.

Katrin Blawat

Lebensmittelkontrolleure haben auch in Hamburg Brötchen, Müsli und Backmischungen mit genveränderten Leinsamen gefunden, berichtet Greenpeace. Am Donnerstag hatte das Ernährungsministerium in Baden-Württemberg gemeldet, dass Prüfer in 16 von 41 Proben Spuren gentechnisch veränderter Leinsamen entdeckt hätten. Auch in den übrigen Bundesländern werden nun Leinsamen-Produkte untersucht. Wahrscheinlich handele es sich um ein europaweites Problem, sagte der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk.

Nachdem in Baden-Württemberg gentechnisch manipulierter Leinsamen entdeckt wurde, werden nun auch in den anderen Bundesländern Proben untersucht. (Foto: Foto: ddp)

Die Nachricht über die Gentech-Leinsamen erstaunt selbst Experten. "Dass gentechnisch veränderte Leinsamen ein Problem sein könnten, habe ich vorher noch nicht gehört", sagt Heike Moldenhauer vom Bund Naturschutz Deutschland. Anlass für die Untersuchungen waren Hinweise aus bisher nicht näher bezeichneten "Fachkreisen". Ohne einen solchen Tipp wäre der Fall wohl nie bekannt geworden, bei ihren routinemäßigen Stichproben konzentrieren sich die Untersuchungsämter der Länder auf Produkte aus Soja, Mais und Raps - "aus Geld- und Personalmangel", wie Volker Beusmann von der Universität Hamburg sagt.

Dabei sind Funde in der Größenordnung wie jetzt bei Leinsamen etwa bei Sojaprodukten üblich: In den vergangenen drei Jahren enthielt im Schnitt jede vierte der Proben gentechnisch veränderte Anteile in sehr geringer Konzentration.

Unklar ist weiterhin, warum die gentechnisch veränderten Leinsamen ausgerechnet jetzt aufgetaucht sind. Vermutlich stammen die Samen aus Kanada, dem wichtigsten Exportland. Doch auch dort ist der Anbau der genveränderten Leinpflanzen seit acht Jahren verboten. Vorstellbar ist aber zum Beispiel, dass die Samen jahrelang im Boden überdauert haben, um plötzlich wieder zu keimen. Bei ölhaltigen Pflanzen wie Lein oder auch Raps ist das ein natürlicher Vorgang. Beim Beladen der Transportcontainer könnte dann die gentechnisch veränderte Charge in die für Europa bestimmte Importware geraten sein.

Dieses Szenario wirft einmal mehr die Frage auf, ob sich die weltweiten Warenströme so strikt trennen lassen, dass man eine Vermischung mit gentechnisch veränderten Pflanzenteilen ausschließen kann. "Möglich ist das schon, es ist nur eine Kostenfrage", sagt Jutta Jaksche vom Verbraucherzentralen-Bundesverband.

Keine Gefahr für die Gesundheit

Einig sind sich alle Experten, dass die gentechnisch veränderten Leinsamen keine Gefahr für die Gesundheit darstellen. "Das Produkt ist zwar in der Europäischen Union nicht zugelassen, aber immerhin hat es in Kanada schon einmal eine Gesundheitsprüfung durchlaufen", sagt Jaksche. Zudem ist der gentechnisch veränderte Anteil in den Proben äußerst gering: "Derzeit lassen unsere Ergebnisse auf maximal ein Prozent schließen", sagt Hans-Ulrich Waiblinger vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg.

Nachweisen, wenn auch nicht quantitativ genau bestimmen, lassen sich gentechnisch veränderte Bestandteile bereits in einer Konzentration von 0,01 Prozent. Dazu isoliert und vervielfältigt man die DNS der Pflanze und sucht dann im Erbgut mithilfe speziell gebastelter DNS-Stücke nach den Stellen im Erbgut, an denen die natürlichen Gene und die artfremden aufeinander treffen.

Beim Lein sorgen die eingefügten Gene dafür, dass die Pflanzen unempfindlich gegenüber einigen Unkrautmitteln werden. Zusätzlich enthalten sie ein Gen für eine Antibiotikaresistenz - was inzwischen aber verboten ist. Umweltschützer befürchten nämlich, dass Bodenbakterien die Resistenz weiter verbreiten könnten.

© SZ vom 12.09.2009/aro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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