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Gemeinsame Friedhöfe für Mensch und Tier:Hier ruhen Waldi und Walter

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Im Leben vereint, im Tode getrennt

Um einen Hund, eine Katze oder eine Schildkröte als Familienmitglied zu bezeichnen, muss man kein besonders exzentrischer Tierhalter sein. Der Dackel und die Perserkatze schlafen, wohnen und leben nunmal mit den Menschen unter einem Dach. Herrchen und Frauchen füttern sie, spielen - und sprechen bisweilen mit ihnen.

Doch im Tod ist die Grenze zwischen Mensch und Tier eindeutig wie selten. Wenn Walter stirbt, bekommt er im Beerdigungsinstitut einen würdevollen Abschied. Wenn Waldi stirbt, landet er häufig in der Tierkörperverwertungsanlage. Es gibt allerdings auch Friedhöfe und Krematorien nur für Tiere.

Gemeinsame Urnenfelder in Essen und Braubach

Von Juni an können sich Tierbesitzer nun Seite an Seite mit ihrem vierbeinigen Liebling bestatten lassen. Die Möglichkeit dazu besteht zunächst auf Urnenfeldern in Essen und Braubach bei Koblenz in Rheinland-Pfalz, wie die Deutsche Friedhofsgesellschaft ankündigt. Die Überführung und Einäscherung wird jedoch weiterhin streng getrennt nach Mensch und Tier erfolgen.

Bestattungskultur im Wandel

In vielen Haushalten stünden bereits Tierurnen, heißt es zur Begründung für den überraschenden Schritt. Das Angebot zeige die Dynamik, die das Bestattungswesen präge, sagt Michael C. Albrecht vom Verband der Friedhofsverwalter. Human- und Tierbestattungen sind gesetzlich unterschiedlich geregelt. So darf zwar Waldi, nicht aber Tante Waldtraud in der Urne auf dem Kaminsims stehen. Ein Haustier darf - ab einer gewissen Größe nach einem formlosen Antrag beim örtlichen Veterinäramt - außerdem im eigenen Garten bestattet werden.

Die Deutsche Friedhofsgesellschaft hat nun, vor dem Start der gemeinsamen Urnenbeisetzung von Mensch und Tier, rechtliche Hindernisse beseitigt. "Wir haben eine Möglichkeit gefunden, dies rechtlich einwandfrei zu lösen", sagt ein Sprecher.

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Quelle:
SZ vom 21.05.2015/dpa/leja
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