Gehirnforschung:Trauben gegen die Vergesslichkeit

Obst und Gemüse stärken offenbar nicht nur die körpereigene Abwehr. Die gesunden Nahrungsmittel enthalten auch eine Substanz, an die man sich erinnern sollte.

Rosemarie Plötzeneder

Wenn Sie das nächste Mal Ihren Haustürschlüssel suchen oder vor dem Geldautomaten verzweifeln, da Ihnen die Geheimzahl nicht mehr einfällt - dann sollten Sie sich vielleicht vornehmen, öfters Weintrauben zu essen.

Trauben gegen die Vergesslichkeit

Auch Trauben enthalten Fisetin.

(Foto: Foto: irisblende)

Denn die enthalten Fisetin - und diese Substanz verbessert in großen Mengen offenbar das Langzeitgedächtnis, wie US-amerikanische Forscher des Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien, berichten (Proceedings of the National Academy of Sciences, early online).

Fisetin gehört zu der Gruppe der Flavonoide, deren positive Effekte auf die menschliche Gesundheit schon seit längerem bekannt sind.

So sollen diese natürlich vorkommenden Pflanzenstoffe unter anderem vor Krebs schützen und beeinflussen die Blutgerinnung günstig.

Doch Fisetin kann offebar noch mehr: Es stimuliert bestimmte Signalketten, wodurch sich das Langzeitgedächtnis verbessert.

Zwar gelang der Nachweis bisher nur bei Mäusen. So konnten Tiere, denen Fisetin verabreicht wurde, sich an bekannte Objekte besser erinnern als Mäuse, denen der Stoff vorenthalten wurde. Fisetin wirkte dabei ebenso gut wie Rolipram, eine Substanz, die die Erinnerungsfunktion verbessert.

In Zellkulturen machten die Wissenschaftler jedoch noch eine andere, vielversprechende Entdeckung: Durch Fisetin reifen Nervenzellen aus und differenzieren sich.

Das lässt uns vermuten, dass Nervenzellen durch derartige Stoffe nicht nur vor dem Absterben geschützt werden, sondern dass sogar neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen aufgebaut werden, so Pamela Maher vom Salk Institute.

Es wäre schön, wenn sich die Studienergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen würden.

Schießlich wird ein immer größerer Anteil der Bevölkerung immer älter, und somit steigt auch die Zahl der an Alzheimer oder anderen Demenzformen erkrankten Senioren. Schon jetzt leiden etwa ein Drittel der US-Bevölkerung über 60 Jahren an Gedächtnis- und Erinnerungsstörungen - in Europa wird es nicht anders sein.

Neben Weintrauben enthalten auch Erdbeeren, Tomaten, Zwiebeln, Kiwis, Äpfel und Orangen den Gedächtnisbooster.

Es gibt allerdings noch eine Einschränkung: Man müsse ungefähr fünf Kilo Erdbeeren täglich essen, um eine Wirkung zu erzielen, so Maher.

Das wird selbst für Obstliebhaber ein schwieriges Unterfangen werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: