Gebräuchliche Impfungen:Umgang mit Impfungen

Um rechtzeitig geschützt zu sein, sollte jedes Kind möglichst früh geimpft werden.

Das im Impfplan angegebene Alter stellt die Empfehlung für den besten Zeitpunkt dar. Bei einer begonnenen aber nicht abgeschlossenen Grundimmunisierung ist es nicht immer nötig, erneut mit der Grundimmunisierung zu beginnen. Auch wenn die Impfung Jahrzehnte zurückliegt.

In der Regel werden Impfungen gut vertragen, ernste Komplikationen sind selten. Wenn Krankheitssymptome auftreten, so ist eine baldige Untersuchung erforderlich, um zu klären, ob die Symptome mit der Impfung zusammenhängen. Als mögliche ernste Impfreaktionen gelten: Hohes Fieber, Bewusstseinstrübung, Unruhe, andauerndes hohes Schreien, Krampfanfälle, Muskelkrämpfe.

Impfkomplikationen werden am häufigsten dadurch ausgelöst, dass Gegenanzeigen (Kontraindikationen) nicht beachtet werden. Meist handelt es sich um übersehene Infekte, Begleiterkrankungen, die entweder nicht beachtet oder übersehen werden, weil sie gerade im Entstehen sind.

Empfohlene Impfungen

Eine Reihe von Schutzimpfungen für Kinder werden in Österreich vom Obersten Sanitätsrat empfohlen. Sie werden als Kinder-Impfplan im Mutter-Kind-Pass bzw. Mutter-Pass abgedruckt und sind gratis. In Deutschland geben die obersten Landesgesundheitsbehörden der Bundesländer öffentliche Empfehlungen für Schutzimpfungen auf der Grundlage der jeweiligen Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch Institut (STIKO).

Damit auch Erwachsene vor Wundstarrkrampf (Tetanus) und Diphtherie geschützt bleiben, müssen diese Impfungen regelmäßig alle 10 Jahre aufgefrischt werden.

Nach dem 60. Lebensjahr sollte die Auffrischungsimpfung ggen Tetanus und Diphtherie alle 5 Jahre erfolgen (gilt nur in Österreich).

Personen, die schon länger als 20 Jahre die empfohlenen Impfungen gegen Diphtherie und Tetanus nicht erhalten haben, sollten bei Wiedereinstieg in das empfohlene Impfschema zwei Auffrischungen im Abstand von 1 bis 2 Monaten erhalten. Diese Regelung gilt ebenfalls nur für Österreich

- Deutschland: jede Impfung zählt. Auch Erwachsene sollten stets einen Impfpass bei sich führen, in den alle Impfungen eingetragen werden. Im Notfall können Ärzte daraus wichtige Informationen beziehen. Außerdem wird damit zu häufiges Impfen vermieden.

Impfarzt ist in den meisten Fällen der Hausarzt bzw. Kinderarzt. Aufgabe des Impfarztes ist die Führung einer genauen Impf-Dokumentation über seine Impflinge. Diese sollte Namen des Impflings, Datum der Impfung, Unterschrift des Arztes sowie Impfstoff und Chargennummer beinhalten. Impfplan

Um rechtzeitig geschützt zu sein, sollte jedes Kind möglichst früh geimpft werden. Das im Impfplan angegebene Alter stellt die Empfehlung für den besten Zeitpunkt dar. Versäumte Impfungen können zum nächstmöglichen Termin nachgeholt werden. Im Einzelnen sollten die Impftermine für die Kinder mit dem Arzt besprochen werden. Bei Frühgeborenen und bei Kindern mit Entwicklungsstörungen sollte der Impfplan vom Arzt individuell angepassten werden.

Empfohlene Impftermine

Die Impftermine sind Empfehlungen für den optimalen Zeitpunkt. Wird dieser aus irgendeinem Grund versäumt, kann jede der angeführten Impfungen zum nächstmöglichen Termin nachgeholt werden.

Impfplan Deutschland (nach STIKO): 3. Lebensmonat: · Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hämophilus B, Hepatitis B, Pneumokokken 4. Lebensmonat: · Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Pneumokokken 5. Lebensmonat: · Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hämophilus B, Hepatitis B, Pneumokokken 11.-14. Lebensmonat: · Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hämophilus B, Hepatitis B, Pneumokokken · erste MMR-Teilimpfung (Masern-Mumps-Röteln) · Varizellen · ab vollendetem 12. Monat Meningokokken 15.-23. Lebensmonat: · zweite MMR-Teilimpfung (Masern-Mumps-Röteln) · Varizellen 5.-6. Lebensjahr: · Diphtherie/Tetanus-Auffrischungsimpfung · Keuchhusten (Perstussis)-Auffrischung 9.-17. Lebensjahr: · Tetanus, Pertussis und Polio-Auffrischungsimpfungen · Grundimmunisierung mit Hepatitis B bei allen noch nicht Geimpften · Keuchhusten (Perstussis)-Auffrischung Alle 10 Jahre: · Tetanus-Auffrischung Ab dem 60. Lebensjahr: · Jährlich Influenza-Impfung · alle 6 Jahre Pneumokokken-Impfung

Abstände zwischen den Impfungen

Es gibt keine unzulässigen Maximalabstände zwischen Impfungen. Jede Impfung zählt. Bei einer begonnenen aber nicht abgeschlossenen Grundimmunisierung ist es nicht immer nötig, erneut mit der Grundimmunisierung zu beginnen. Auch wenn die Impfung Jahrzehnte zurückliegt.

Der Minimalabstand zwischen den Impfungen einer Impfserie sollte im Idealfall mindestens vier Wochen betragen. Voraussetzung dafür ist, dass eine etwaige Impfreaktion der letzten Impfung restlos abgeklungen ist. Zwischen der letzten und vorletzten Impfung einer Impfserie sollten mindestens sechs Monate Abstand liegen, um den optimal erreichbaren Impfschutz zu erreichen. Zwischen Impfungen mit unterschiedlichen Totimpfstoffen muss kein besonderer Abstand beachtet werden.

Impfreaktionen

Impfreaktionen wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Stichstelle können binnen drei Tagen nach der Impfung vorkommen, ebenso erhöhte Temperatur. Bei der Masern-Mumps-Röteln-Impfung kann es zwischen dem 7. bis 12. Tag zu einer masernähnlichen Erkrankung mit erhöhten Temperaturen kommen.In der Regel werden Impfungen gut vertragen, ernste Komplikationen sind selten.

Wenn Krankheitssymptome auftreten, so ist eine baldige Untersuchung erforderlich, um zu klären, ob die Symptome mit der Impfung zusammenhängen. Als mögliche ernste Impfreaktionen gelten: Hohes Fieber, Bewusstseinstrübung, Unruhe, andauerndes hohes Schreien, Krampfanfälle, Muskelkrämpfe. Besonders bei anhaltender geistiger oder motorischer Zurückbildung ist die genaue Rekonstruktion des Impfgeschehens erforderlich (Durchführung der Impfung, Impfaufklärung, Handelsname des Impfstoffes und Chargennummer, Beginn und Verlauf der Erkrankung).

Impfung und Allergien

Ob Allergiker geimpft werden sollen, ist in der Ärzteschaft umstritten. Schon bei Kindern zeigt sich anhand von Blutanalysen aus der Nabelschnur, dass 10 bis 12 Prozent der Babys einen deutlich erhöhten IgE-Gehalt im Blut aufweisen, was auf eine erhöhte Bereitschaft zur Bildung von Allergien hindeutet. Ob Impflinge aus dieser Hochrisikogruppe in der Folge der Impfungen dann tatsächlich vermehrt Allergien entwickeln, ist bislang aber noch nicht in geeigneten Studien untersucht worden.

Die meisten Experten gehen jedoch davon aus, dass die Impfungen im ersten Lebensjahr das Risiko von allergischen Reaktionen bei Kindern aus der Hochrisikogruppe im Vergleich zu normalen Kindern nicht erhöht. Allergien auf Impfstoffe können durch die zugesetzten Hilfsstoffe (Adjuvantien) und Konservierungsmittel entstehen. Aufgrund der heute üblichen Hochreinigungsverfahren sind solche Allergien allerdings selten.

Zusatzstoffe im Impfstoff - Formaldehyd ist das am weitesten verwendete chemische Inaktivierungsmittel bei der Herstellung von Impfstoffen. Obwohl es relativ leicht zu neutralisieren ist, können unter Umständen noch Spuren im Impfstoff vorhanden sein.

- Antibiotikazusätze garantieren die Freiheit des Impfstoffes vor bakteriellen Verunreinigungen. In der Regel wird dazu heute Neomycin verwendet, da bei Penicillin und Streptomycin häufiger allergische Reaktionen beobachtet worden sind.

- Thimerosal (auch: Thiomersal) ist eine organische Quecksilberverbindung, die in vielen Impfstoffen als Konservierungsmittel enthalten ist. Es ist seit den 30er Jahren im Einsatz, kam aber Ende der 90er Jahre massiv unter Beschuss, da durch die Vielzahl der Impfungen im Kindesalter Quecksilberkonzentrationen über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Organisationen festgelegten Grenzwerten erreicht wurden. Die Gesundheitsbehörden gaben deshalb die Empfehlung aus, bei Vorhandensein eines Alternativpräparates das quecksilberfreie zu bevorzugen und die alten Impfstoffe in Folge so rasch wie möglich vom Markt zu nehmen. Heute sind bereits bei jeder einzelnen Krankheit quecksilberfreie Impfstoffe erhältlich.

- Aluminiumsalze werden als Hilfssubstanzen (Adjuvantien) eingesetzt. Die Aluminiumverbindung verstärkt die Immunantwort des Abwehrsystems und ist bei vielen Totimpfstoffen Grundlage der Wirksamkeit. Worauf dieses Wirkprinzip genau basiert, ist bislang noch nicht in allen Details erforscht. Man nimmt an, dass die Aluminiumsalze lokale Entzündungen hervorrufen, wodurch weiße Blutkörperchen zum Ort der Injektion gerufen werden. Darunter auch Gedächtniszellen der Immunabwehr, die nun im Idealfall neben den Aluminiumsalzen auch die eigentlichen Impfstoffe (meist sind dies abgetötete Bakterien) in Erinnerung behalten. Aluminiumsalze sind hauptverantwortlich für lokale Entzündungsreaktionen nach Impfungen.

- Phenol kann im Choleraimpfstoff (Spritzimpfung) und im Pneumokokken-Impfstoff enthalten sein. Gefährdet sind vor allem Erwachsene aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich, da sie durch den Kontakt zu phenolhaltigen Desinfektionsmitteln sensibiliert sein können und dann durch die Impfung allergische Reaktionen entwickeln.

- ß-Propiolacton, Polysarbat werden bei manchen Impfstoffen zur Inaktivierung von Viren verwendet. Allergische Reaktionen sind nicht bekannt.

- Natriumtetraborat, Protraminsulfat und Chloroform können allergische Reaktionen auslösen. Sie sind in den Impfstoffen aber nur in so geringen Mengen enthalten, dass diese Möglichkeit nur theoretisch besteht.

- Human-Albumin und Polygeline werden in Impfstoffen als Stabilisatoren eingesetzt. Ob durch sie Allergien ausgelöst werden können, ist bisher nicht bekannt.

- Lactalbuminhydrolysat ist in der Kinderlähmungs-Schluckimpfung enthalten. Es kann bei einer hochgradigen Nahrungsmittelallergie auf Milcheiweiß theoretisch eine allergische Reaktion auslösen. Allerdings sind die im Impfstoff enthaltenen Mengen so gering, dass diese Gefahr minimal ist.

Hühnereiweiß-Allergie Die Hühnereiweiß-Allergie ist eine bekannte Nahrungsmittelallergie. Einige Impfstoffe werden auf Basis von embryonierten Hühnereiern bzw. aus Hühner-Fibroblasten-Zellkulturen hergestellt. Wenn nun, beispielsweise über die Muttermilch, eine Sensibilisierung gegen Hühnereiweiß erfolgte, so kann es durch die Impfung schon in den ersten Lebensmonaten zu einer allergischen Reaktion kommen. Am höchsten ist der Hühnereiweiß-Gehalt im Gelbfieber-Impfstoff, gefolgt vom Influenza-Impfstoff.

Bei Masern, Mumps, FSME und Tollwut ist der vom Herstellungsprozess zurückbleibende Anteil an Hühnereiweiß-Zellen äußerst gering. Bei manifesten Allergien gibt es vor allem bei der Masern-Mumps-Impfung die Möglichkeit, über verdünnte Impfstoffe das Risiko zu reduzieren. Von Gelbfieberimpfung oder Influenza-(Grippe)-Impfungen ist bei bestätigter Hühnereiweiß-Allergie jedoch abzuraten.

Gegenanzeigen

Es gibt Situationen, in denen keine Impfung gegeben werden darf. Grundsätzlich sollten nur gesunde Menschen ohne Infekte geimpft werden, wenn nicht zwingende Gründe dagegen sprechen. Um die Gesundheit des Impflings festzustellen, sollte der Arzt über den körperlichen Zustand und Anamnese bescheid wissen. Dabei sollte nach durchgemachten Krankheiten, Störungen der Widerstandskraft und der Verträglichkeit vorangegangener Impfungen gefragt werden.

Von einer Impfung abzuraten ist bei - akut Erkrankten - Patienten mit fortschreitenden Erkrankungen des Zentralnervensystems -bei Patienten mit Immundefekten (speziell wenn Lebendimpfstoffe verwendet werden sollen)

Vermeidung von Impfschäden

Impfschäden werden am häufigsten dadurch ausgelöst, dass Gegenanzeigen (Kontraindikationen) nicht beachtet werden. Meist handelt es sich um übersehene Infekte, Begleiterkrankungen, die entweder nicht beachtet oder übersehen werden, weil sie gerade im Entstehen sind.

Weiters kann es zu Komplikationen kommen, wenn der Arzt die Impftechnik nicht ordentlich beherrscht. Dies trifft vor allem für Adsorbatimpfstoffe zu. Diese enthalten Aluminiumsalze als Adjuvantien. Werden sie nicht tief intramuskulär, sondern zu nahe an der Hautoberfläche verabreicht, so kann es an der Injektionsstelle zu lokalen Entzündungen und Abszessbildung (Aluminiumzysten) kommen.

Schäden durch Impfstoffe sind vor allem dadurch reduzierbar, dass die richtige Lagertechnik und die Haltbarkeit beachtet wird. Angebrochene Ampullen sollten möglichst sofort verbraucht werden. Die passive Immunisierung mit Immun-Seren (Immunglobulinen) ist schmerzhaft. Das gilt besonders, wenn das Präparat zu kalt und zu schnell injiziert wird. Bei der Verwendung von menschlichen Immunglobulinen kommt es mit einer Häufigkeit von 1 : 100.000 zu Schockreaktionen mit Atemnot, Schwindel und Kreislaufkollaps. Bei Patienten mit Immundefekten kann es zu schweren anaphylaktischen Schockreaktionen kommen.

Haftung bei Impfschäden

Bei nachgewiesenen Impfschäden haftet der Staat generell, wenn es sich um eine amtlich empfohlene Impfung handelt. Vor der Durchführung der Impfung hat der Arzt die Pflicht, den Impfling oder seine Erziehungsberechtigten über die Krankheit, gegen die geimpft wird, und über die Impfung selbst aufzuklären, damit sie über die Teilnahme zur Impfung entscheiden können. Nur ein informierter, aufgeklärter Patient kann rechtswirksam einwilligen.

Bei Verletzung der Aufklärungspflicht haftet der Impfarzt. Die aufklärungspflichtigen Risiken hängen vom Nutzen ab, den ein Eingriff für den Patienten hat. Wenn beispielsweise eine akute Blinddarmentzündung besteht, bei der es keine Alternative zu einer Operation gibt, so muss der Arzt nur über die wesentlichsten Risiken aufklären, falls überhaupt. Bei einer kosmetischen Operation hingegen, muss der Patient über jedes noch so unwahrscheinliche Risiko informieren.

Da ein Impfling in der Regel gesund ist und das Eintreten der Infektion nicht unmittelbar bevorsteht, müsste er also ähnlich intensiv über jedes noch so seltene Risiko einer Impfung informiert werden. Tut dies der Impfarzt nicht, so verletzt er seine Aufklärungspflicht und kann im Extremfall eines Impfschadens haftbar gemacht werden.

Eine schriftliche Grundinformation über Impfung und mögliche Nebenwirkungen ist sicher empfehlenswert. Die Aufklärung kann jedoch nicht allein in Form eines schriftlichen Vordrucks erfolgen, da es um den Austausch von Erfahrungen und individuelle Information geht.

Experten: Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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