Gebräuchliche Impfungen:Tuberkulose-Impfung

Inge Smolek

Die Impfung ist die weltweit am meisten verabreichte Impfung und gleichzeitig die in ihrer Wirkung umstrittenste. In Deutschland wird sie von der Ständigen Impfkommission STIKO nicht empfohlen. Auch in Österreich wurde die Tuberkulose-Schutzimpfung aus dem allgemein empfohlenen Impfplan ausgegliedert und wird nicht empfohlen.

Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates hat im Juni 2000 beschlossen, dass es keine medizinische Indikation mehr gibt, die eine Tuberkuloseimpfung rechtfertigt. Manche Ärzte glauben, dass die Impfung bei Kindern - wenn sie schon nicht vor dem Ausbruch schützt - einen leichteren Verlauf der Tuberkulose bewirkt. Derzeit wird intensiv an neuen Impfstoffen gearbeitet.

Erreger und Krankheitsbild

Erreger der Tuberkulose sind meist die Tuberkelbakterien Mycobacterium tuberculosis. Auch die Rindertuberkulose (Mycobacterium bovis) kann in manchen Ländern auf den Menschen übertragen werden. Die Ansteckung erfolgt meist durch Einatmen der Bakterien. Waren zu Ende des 19. Jahrhunderts noch nahezu 100 Prozent der Bevölkerung mit Tuberkulose infiziert, so nimmt sie durch den gestiegenen Lebensstandard in den Industrieländern seither ständig ab. Nach einer deutschen Studie reagierte nur jedes tausendste Kind auf den Tuberkulintest positiv. Bei den 14-jährigen Kindern lag der Anteil bei 5 Prozent.

Aber auch ein positiver Tuberkulintest bedeutet noch nicht, dass die Krankheit ausbricht, sondern lediglich, dass ein Kontakt mit den Bakterien stattgefunden hat. Warum die Tuberkulose bei manchen Menschen ausbricht, bei anderen, die denselben Befall mit Bakterien zeigen, aber ein Leben lang keine Symptome auftreten, ist bislang noch immer nicht restlos geklärt.

Die Hauptrolle spielt wohl die Ernährung der Betroffenen und die Lebensumstände. Feuchte, dunkle Wohnungen bieten den Bakterien ideale Verhältnisse. Licht und frische trockene Luft vertragen die Bakterien hingegen nicht.

Die Tuberkulose beginnt mit einem so genannten Primärkomplex. Der Erreger dringt in die Lunge ein, vermehrt sich dort und bildet einen Entzündungsherd. Meist sind die nächstgelegenen Lymphknoten ebenso betroffen. In der Regel verkalkt dieser kleine Herd und die Krankheit kommt zum Stillstand.

Bricht aber das zweite Stadium der Krankheit aus, so endet die Tuberkulose unbehandelt mit dem Tod. Die Aussaat der Bakterien befällt einzelne Organe, das kann die Lunge ebenso sein wie Knochen oder der Kehlkopf.

Wirkprinzip der Impfung

Der Impfstoff heißt nach den Anfangsbuchstaben seiner französischen Entdecker BCG (Bacille Calmette-Guérin) und wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Der historische BCG-Impfstoff besteht aus einem aus Rindern gewonnenen Tuberkelbakterienstamm (Mycobakterium bovis), der durch Züchtung auf Fremdgewebe (Galle-Kartoffel-Nährböden) in seiner krankmachenden Wirkung abgeschwächt wurde.

Die Tuberkulosschutzimpfung ist somit eine Lebendimpfung. Sie wird in die Haut geimpft - nur dann entwickelt sich die klassische Reaktion an der Impfstelle, bestehend aus einem kleinen Geschwür mit käsig belegtem Grund, in dem man auch den Impfstoffkeim nachweisen kann.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Die verfügbaren BCG-Impfstoffe sind nicht zu empfehlen. Von manchen Ärzten wird dennoch dazu geraten, weil angeblich die TBC, sollte sie ausbrechen, bei Geimpften einen milderen Verlauf nimmt. Wird die Impfung nicht korrekt appliziert, oder Kindern mit geschwächtem Immunsystem gegeben oder ist die Impfstoffmenge nicht korrekt, so kann die TBC-Schutzimpfung unangenehme Nebenwirkungen haben: Entzündungen an der Injektionsstelle, Einschmelzungen, der regionalen Lymphknoten, Augenschäden, Knochen- und Gelenksentzündungen, in ganz seltenen Fällen Gehirnhautentzündung.

Bei einer positiven Tuberkulinreaktion sollte auf keinen Fall geimpft werden. Ebenfalls nicht bei schlechtem Allgemeinzustand oder vor vier Wochen nach einer Lebendimpfung.

Experten: Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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