Fußball:Königliches Duell

Vor dem Finale der Champions League an diesem Wochenende sind Italiener und Spanier im Fußballfieber.

Von Oliver Meiler

Es werden an diesem Samstag viele Millionen Menschen vor ihrem Fernseher sitzen, überall auf der Welt. Denn dann tragen die beiden besten Fußballteams Europas dieser Saison das Endspiel der Champions League aus. Wahrscheinlich werden es sogar mehr als eine Milliarde sein. Das Finale findet im Berliner Olympiastadion statt, so hat es der europäische Fußballverband Uefa lange im Voraus bestimmt. Und weil man diesen Wettbewerb in der Umgangssprache auch "Königsklasse" nennt, wird nun also wieder die Krone des Vereinsfußballs vergeben.

Diesmal messen sich Juventus Turin aus Italien und der FC Barcelona aus Spanien, beides Traditionsklubs mit langer Geschichte, großer Trophäensammlung und vielen Fans. Juve trägt den Übernamen Vecchia Signora, weil der Verein seinen Anhängern so vornehm wie eine "Alte Dame" vorkommt. Barça wiederum wirbt mit dem Motto Més que un club für sich, das ist katalanisch und heißt übersetzt "Mehr als ein Klub". In der nordspanischen Region Katalonien ist der Fußballverein der ganze Stolz der Bevölkerung.

Als Favorit des Endspiels gilt Barça mit seinem Supersturm um den Argentinier Lionel Messi, den Uruguayer Luis Suárez und den Brasilianer Neymar Junior. Es gibt Fußballexperten, die finden, es habe noch nie ein so starkes Sturmtrio gegeben. In Barcelona sind sie sowieso davon überzeugt, alle Hoffnung liegt auf den dreien.

Suárez ist nicht nur wegen sportlicher Gründe in Erinnerung: Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Sommer in Brasilien biss er im Spiel gegen Italien seinem Gegenspieler Giorgio Chiellini in die Schulter und wurde danach lange gesperrt. Der Zufall will es, dass sich Suárez und Chiellini, der für Juventus als Verteidiger spielt, nun zum ersten Mal wieder begegnen. Auch darauf sind nun alle gespannt, in Spanien wie in Italien: Wie grüßen sich die beiden vor dem Spiel? Gibt es vielleicht sogar eine Umarmung vor laufenden Kameras? Suárez hat sich längst entschuldigt für seinen Biss. Und Chiellini sagt, er sei nicht nachtragend. Spielentscheidend wird aber sein, ob Chiellini und seine Kameraden in der Abwehr es schaffen, Barças Sturm zu stoppen.

Juventus hat die Königsklasse bisher zweimal gewonnen. Dass der Verein in diesem Jahr das Endspiel erreicht hat, ist trotzdem eine Überraschung. Niemand hatte damit gerechnet, dass es ein italienischer Verein bis ins Finale schaffen würde, weil es dem italienische Fußball gerade insgesamt nicht sehr gut geht. Etwa zehn Millionen Juve-Fans im fußballverrückten Italien freuen sich nun mächtig. All jene Italiener aber, die Juve nicht anhängen, halten zu Barça. Juve ist ein bisschen wie der FC Bayern in Deutschland: Man liebt ihn, oder, nun ja, man hasst ihn.

Der FC Barcelona gewann die Champions League schon viermal, zweimal davon unter Coach Pep Guardiola, der nun den FC Bayern trainiert. Noch immer gehören der Elf von Barcelona einige Spieler an, die schon in der sogenannten goldenen Ära mit Guardiola von 2008 bis 2012 dabei waren - allen voran natürlich Messi. Man nennt ihn auch Pulga - Floh -, weil er so klein, wirblig und flink ist. Messi ist schon mehrmals zum besten Fußballer der Welt gewählt worden. Vielleicht ist er überhaupt der beste Fußballer aller Zeiten. In Barcelona feiern sie ihn schon lange wie einen König.

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