Fritz J. Raddatz besingt sein Sylt:Düne auf, Düne ab

Der Feuilletonist Fritz J. Raddatz sucht manchmal Entspannung in der Natur. Am liebsten auf Sylt.

Regine Leitenstern

Der Feuilletonist, Literaturkritiker und Schriftsteller Fritz J. Raddatz, langjähriger stellvertretender Leiter des Rowohlt-Verlags und ehemaliger Feuilletonchef der Wochenzeitung Die Zeit, sucht manchmal Entspannung in der Natur. Aber am liebsten so, dass gleich hinter der nächsten Düne die Gesellschaft erreichbar bleibt. In "Mein Sylt" flaniert er durch die wildromantische Natur der Insel, erinnert sich in der Einsamkeit an vergangene Begegnungen mit Rudolf Augstein, Hubert Fichte und dem Barkeeper Karlchen und führt ganz nebenbei den Leser durch die Geschichte Sylts.

Fritz J. Raddatz besingt sein Sylt: Fritz J. Raddatz besingt sein Sylt

Fritz J. Raddatz besingt sein Sylt

(Foto: Foto: dpa)

Im Duktus mal fröhlich heiter, mal melancholisch wehmütig, mal bissig sarkastisch webt Raddatz einen bunten Teppich aus historischen Fakten, persönlichen Erinnerungen und Anekdoten sowie literarischen Zeugnissen berühmter Schriftstellerkollegen wie Thomas Mann, Kurt Tucholsky oder Max Frisch, die wie er der Insel verfallen waren. Denn in erster Linie ist "Mein Sylt" ein kleines Denkmal, eine Liebeserklärung des selbsternannten "Unruhestifters" an seine Insel. Es ist keine soeben entflammte Leidenschaft, die Raddatz mit Sylt verbindet, sondern eine langjährige Passion.

Die Insel, deren Silhouette an die Momentaufnahme einer Tänzerin erinnert, die auf Zehenspitzen stehend, den Kopf nach hinten geworfen, mit wehendem Kleid gerade im Moment des Sich-Drehens inbegriffen zu sein scheint, bewundert er als "Mischung aus südlichem Glast und nördlicher Störrischkeit". Hier hat der spitzzüngige Kritiker und Polemiker Urlaub. Er ist mit von der Partie, aber nicht die Hauptfigur. Und der Gesellschaftsmensch und Bonvivant lässt die Gesellschaft hinter der Düne.

Auf seinen Spaziergängen tritt ein empfindsamer Naturbetrachter aus dem Kritiker heraus, der die "kleinen Wunder" seines "Juwels" besingt und immer neue, zärtlichere Worte für seine Insel findet. Poetisch sind auch die Schwarz-Weiß-Bilder der Fotografin Karin Székessy, die den Text von Raddatz begleiten.

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