Süddeutsche Zeitung

Frischbleiben:Fall, Obst!

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Äpfel werden jetzt geerntet, trotzdem kann man sie das ganze Jahr über essen. Denn keine andere Frucht lässt sich so gut lagern. Vier Fragen und Antworten zu dem Lieblingsobst der Deutschen.

Von Katrin Blawat

Warum kann man das ganze Jahr Äpfel essen?

Anders als die meisten anderen Früchte lassen sich Äpfel gut lagern. Klar, direkt vom Baum gepflückt schmecken sie am besten. Aber auch im Frühling, also viele Monate nach der Ernte, können sie noch frisch und lecker sein. Vorausgesetzt, sie kommen gleich in eine Kühlhalle. Dort ist die Luft nur ein bis vier Grad kalt, sehr feucht, und sie enthält nur ganz wenig Sauerstoff. Manchmal werden die Äpfel zusätzlich mit einem Frische-Gas umhüllt. Wer zu Hause Äpfel lagern will, kann sie gut im Kühlschrank aufbewahren, am besten in einer Plastiktüte mit kleinen Löchern. Anderes Obst sollte besser nicht danebenliegen, weil Äpfel ein Reife-Gas verströmen. Das lässt auch andere Früchte schneller verderben. In den Kühlhallen fallen Äpfel in eine Art Dornröschenschlaf: Sie verderben nicht, und sogar ein Großteil ihrer Vitamine bleibt erhalten. Außerdem gibt es im Supermarkt Äpfel von der anderen Seite der Erde, aus Argentinien oder Neuseeland. Dort ist Herbst, wenn wir Frühling haben. Im April sind die Früchte von dort also frisch, das heißt, sie haben einen langen Weg, aber eine kurze Lagerung hinter sich.

Sollte man, um der Umwelt diesen langen Weg zu ersparen, lieber immer nur Äpfel aus der Region essen?

Ganz so einfach ist es nicht. Nur im Herbst und Winter gilt ganz klar: Lieber zu Früchten vom Bodensee, aus Südtirol oder dem Alten Land bei Hamburg greifen als zu solchen aus Argentinien oder Neuseeland. Denn kurz nach der Ernte lassen sich viele Äpfel auch noch ohne aufwendige Kühlung lagern. Aus Umweltsicht ist das wichtig, denn zum Kühlen braucht man viel Energie und es schädigt das Klima. Im Frühling und Sommer hingegen ist es ziemlich egal. Die Früchte von der anderen Seite der Erde müssen zwar kaum gekühlt werden. Dafür kommen sie mit Schiffen zu uns, die Abgase verursachen. Vielleicht kann man ja auch mal andere Früchte probieren?

Es wird ja viel gezüchtet an Äpfeln: Was soll der Apfel denn bitte noch alles können?

Es gibt viele Sorten, die sind genau für eine Anwendung gezüchtet. Die Supermarkt-Sorten zum Beispiel eignen sich besonders gut für den Verkauf im großen Stil. Elstar-Äpfel etwa sind immer gleich groß, schmecken gleich, egal woher sie kommen, sind ziemlich süß und lassen sich gut lagern. Außerdem wachsen die Bäume dieser Sorten so, dass man sie leicht ernten kann. Weltweit gibt es aber Tausende Apfelsorten. Allerdings sind viele von ihnen sauer und sehen nicht so schön aus, und ihr Anbau ist aufwendig. Dafür sind sie oft unempfindlich gegenüber verschiedenen Krankheiten. Diese Eigenschaften versuchen Züchter auf die Standard-Sorten zu übertragen. Auch deshalb ist es wichtig, die alten Sorten zu bewahren.

Warum haben die Sorten so komische Namen?

Die Namen vieler alter Apfelsorten sagen oft etwas über ihre Herkunft aus, wie bei der Sorte "Schöner von Nordhausen". Nordhausen ist eine Stadt in Thüringen. Der "Kloppenheimer Streifling" kommt also aus Kloppenheim und die Sorte "Fuji" aus Japan. Auch die Farbe spielt beim Namen manchmal eine Rolle: Der "Blutapfel" ist außen und innen rot. Die "Schafsnase" heißt so, weil diese Sorte abgerundete Kanten hat, die an die Nase eines Schafes erinnern. "Hasenkopf" ist eine Sorte, die einfach enorm groß ist. Natürlich werden viele Äpfel auch nach ihrem Geschmack benannt, selbst wenn das nicht immer leicht zu erkennen ist. Der "Gelbe Fritz" verdankt den zweiten Teil seines Namens dem italienischen Wort "frizzante" für "spritzig". Manchmal benennen Züchter eine neue Sorte auch nach einem Menschen. So heißt die Sorte "Ingrid-Marie" nach einer Lehrerstochter. Und manche Namen wirken wie reine Werbung. Der "Golden Delicious" hat eine gelbgrüne Schale und schmeckt seinem Namen zufolge köstlich - das bedeutet nämlich das englische Wort "delicious".

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SZ vom 24.09.2016
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