Freizeit:Spielplätze für Große

Geocaching am Donnersberg

Schnitzeljagd im 21. Jahrhundert: Geocaching wird immer beliebter.

(Foto: dpa)

Zu erwachsen zum Spielen? Von wegen. In jedem steckt ein Abenteurer. Ob Geocaching, Krimidinner oder Pubquiz: Fünf Gelegenheiten, ein Held zu werden.

Von Laura Hertreiter

Geocaching

Versteckt zwischen bunten Liebesschlössern hängt an einer Berliner Brücke eine Schatztruhe. Etwas kleiner als eine Zigarettenschachtel, schwarz, mit Zahlenrädchen zum Öffnen. In fast jedem Staat der Erde ist inzwischen mindestens ein solches Kästchen versteckt, eines sogar im Weltall auf der internationalen Raumstation. Überall dort sind moderne Schatzsucher beim Geocaching auf der Suche.

Das weltweite Spiel funktioniert wie eine moderne Schnitzeljagd. Jemand versteckt einen Behälter, den Cache, mit Logbuch und Tauschartikeln - etwa einen Schlüsselanhänger, eine Haarspange, ein Feuerzeug - und veröffentlicht die geografischen Koordinaten im Netz auf Seiten wie geocaching.de oder opencaching.de. So lässt sich der Schatz später von anderen Spielern per GPS aufspüren. Mit der entsprechenden App wird das Smartphone zur Schatzkarte. Wer damit das Versteck findet, dokumentiert den Fund im beigelegten Logbuch und auf der Website und sammelt so Punkte. Zudem kann der Finder den enthaltenen Schatz mitnehmen und für die nächsten Spieler einen neuen Tauschartikel in den Behälter legen.

Wer? Wo? Wie teuer?

Geeignet für: Schnitzeljäger

Ort: digitale und analoge Wildnis

Spieler: ab 1

Kosten: null Euro

Echte Fans lassen sich zu Hause wie im Urlaub von ihrem Handy zu Baumstümpfen, Mauerritzen und Ästen lotsen. Bei einer schwierigeren Variante, dem Mystery Cache, stehen im Netz nicht die direkten Koordinaten, sondern die Spieler müssen Rätsel lösen, um den Schatz zu finden. Wichtigste Regel: Verstecke werden niemals verraten. Und auch wenn es in Berlin mehr als 2000 Brücken gibt - die Sache mit den Liebesschlössern sollte deshalb bitte unbedingt ein Geheimnis bleiben.

Live Escape Game

Im dritten Raum bricht Hektik aus. Die Stimme der Ehrgeizigen wird schrill in den Berliner Katakomben. "Mensch Leute, strengt euch mal an! Das müssen wir doch gelöst bekommen." Der Taktiker hat seine Finger an die Schläfen gelegt und flüstert: "Wo zur Hölle könnte hier eine tote Ärztin versteckt sein?" Die Chaotische reißt alle Schubladen und Schranktüren in dem muffigen Psychiatriezimmer auf. Der Pragmatische geht mit erhitzten Wangen noch einmal alle bisherigen Schritte durch. Und an der Wand verrinnen die letzten Minuten auf einem blutrot leuchtenden Bildschirm.

Wer? Wo? Wie teuer?

Geeignet für: Tatort-Fans und Gourmets

Ort: Hotels, Restaurants, Schlösser

Spielerzahl: beliebig

Kosten: circa 80 Euro

Bei Live Escape Games, Fluchtspielen, lassen sich Leute in kleinen Gruppen in meist unterirdische Räume einschließen. Dort müssen sie innerhalb einer vorgegebenen Zeit, meist einer Stunde, eine Reihe von Rätseln lösen, um mehrere versteckte Schlüssel und zur Freiheit zu finden. Der Freizeittrend schwappte Ende 2013 aus Japan nach Deutschland. Inzwischen gibt es hier mehr als 30 Anbieter, in nahezu jeder deutschen Großstadt werden Menschen zu Ausbrechern - als Teambuilding-Maßnahme mit Kollegen oder für den Nervenkitzel mit Freunden.

Die Räume sind bis ins kleinste, gruseligste Detail als Geheimgefängnis, Apokalypse-Schauplatz oder verlassene Psychiatrie gestaltet. Die Gruppe wird von einem Betreuer über Kameras beobachtet; der greift per Funkgerät oder über Nachrichten auf dem Monitor ein, wenn die Gruppe nicht vorankommt. "Brauchen wir nicht", sagt die Ehrgeizige. "Wir schaffen das allein. Konzentriert euch mal." Da sind es noch elf Sekunden Spielzeit.

Pub Quiz

Freizeit: Inzwischen auch in Deutschland angekommen: Das Pubquiz, das in Großbritannien und Irland in nahezu jeder Kneipe dazugehört.

Inzwischen auch in Deutschland angekommen: Das Pubquiz, das in Großbritannien und Irland in nahezu jeder Kneipe dazugehört.

(Foto: DAH)

Wie nennt man das Baby eines Lamas? Der Sommersprossige aus dem Team "Kein Plan" ist eigentlich der Tierexperte in dem verrauchten Hamburger Pub. Aber bei dieser Frage schüttelt er den Kopf. "Kein Plan", sagt er und greift nach seinem Guinness. Die Gäste stecken an den Tischen die Köpfe zusammen und beraten in halbleisem Flüsterton. Welpen? Küken? Fohlen? Die Gesichter spiegeln Ratlosigkeit.

Das Kneipenquiz, das in Großbritannien und Irland in nahezu jedem Pub dazugehört, ist vor einigen Jahren auch in Deutschland angekommen. Mancherorts, wie hier im Norden, sind die Rätselabende bei frisch gezapftem Bier längst eine Institution. Das Publikum ist gemischt, Baseball-Caps neben grauen Köpfen, bebrillte Lehrer neben beschwipsten Touristen.

Wer? Wo? Wie teuer?

Geeignet für: Tatort-Fans und Gourmets

Ort: Hotels, Restaurants, Schlösser

Spielerzahl: beliebig

Kosten: circa 80 Euro

Gespielt wird meist in Tischteams von drei bis sieben Mitgliedern nach dem Wer-wird-Millionär-Prinzip: Wer am meisten weiß, gewinnt. Statt Günther Jauch fragt ein nach eigener Einschätzung humorbegabter Moderator zu verschiedenen Themen. Darüber, wie die Fragen aussehen sollten, wird in Expertenforen heftig diskutiert. Mehrere Anbieter verkaufen Fragenkataloge, im vergangenen Jahr erschien dazu die Pub-Quiz-Bibel "Wissen macht blau".

Eigentlich geht's also ums Bechern? I wo! Laut Institutionen wie dem 2011 gegründeten Deutschem Quiz-Verein geht es um "die Förderung des Quizzens als Wettkampfsport und Form der Wissensvermittlung". Bei Team "Kein Plan" hat das geklappt. Der Sommersprossige torkelt zwar ohne die Siegertrophäe, die Flasche Whisky, nach Hause. Dafür weiß er jetzt, dass junge Lamas Crias heißen.

Hybridsport unter Neonlicht

Pingpong

In der linken Hand ein Bier, in der rechten ein Schläger. So sieht sie aus, die Uniform beim Hybridsport aus Party und Pingpong. In der Hauptstadt gehört Tischtennis seit Jahren zum etablierten Kneipensport. Als Schauspielerin Susan Sarandon 2009 einen hippen Pingpong-Club in New York eröffnete und später auf der Berlinale ankündigte, in der Hauptstadt expandieren zu wollen, erntete sie vor allem Spott.

Funktioniert hätte ihr Plan wahrscheinlich dennoch, denn in den vergangenen Jahren ist nicht nur in Berlin die Zahl der Bars und Clubs, in denen man Ball und Schläger zu Bier und Wein bestellt, noch einmal ordentlich gestiegen. Allein am Prenzlauer Berg hat man mindestens ein Dutzend Tischtennisplatten neben Tresen aufgestellt. Bei Dr. Pong etwa drängen sich jeden Abend bis zu 30 Gäste im Neonlicht um die Platte und spielen "Rundlauf". Oder, wie man hier sagt: "Chinesisch".

Wer? Wo? Wie teuer?

Geeignet für: Tatort-Fans und Gourmets

Ort: Hotels, Restaurants, Schlösser

Spielerzahl: beliebig

Kosten: circa 80 Euro

Ball übers Netz schlagen, auf die andere Seite laufen, in der Schlange anstellen, warten, wieder schlagen, wieder laufen. Der Boden ist glatt. Viele schlittern um die Ecken, knapp vorbei an den Stühlen am Rand. Dort sitzen die Verlierer, denn wer danebenhaut, scheidet aus. Wer am Ende übrig bleibt, ist der Sieger. Manche Partien dauern bis zum Sonnenaufgang.

Betreiber Oliver Miller geht es dabei vor allem um den exzellenten Cocktail aus den Drinks an der Bar und den körpereigenen Drogen, den Endorphinen, die bei Bewegung ausgeschüttet werden. Susan Sarandons Clubs gibt es inzwischen auch in Toronto, Los Angeles und Dubai. In Kürze sollen weitere Filialen in Brüssel und Chicago eröffnen. In Berlin aber erst mal doch nicht.

Krimidinner

Zum Aperitif gibt es eine Leiche. Sie liegt zwischen den Tischen, blass, reglos, eindeutig tot. Und während gebügelte Kellner getrüffelte Kartoffel-Lauch-Suppe servieren, stecken die Restaurantbesucher die Köpfe zusammen, fest entschlossen, die Frage nach dem Täter zu lösen.

Krimidinner gibt es inzwischen in allen großen deutschen Städten. Sie sind die interaktive Weiterentwicklung von klassischen Dinnershows, bei denen Artisten Saltos über halbvolle Weingläser schlagen und Clowns für Lacher zwischen Suppe und Salat sorgen. Das Geschäft mit den Genusstheatern boomt, Dutzende Anbieter, die krimidinner.de oder ähnlich heißen, bieten Morde zum Menü.

Wer? Wo? Wie teuer?

Geeignet für: Tatort-Fans und Gourmets

Ort: Hotels, Restaurants, Schlösser

Spielerzahl: beliebig

Kosten: circa 80 Euro

In einem Lokal, Hotel oder Schloss inszenieren Schauspieler zwischen den Tischen einen Plot, der es locker mit dem ARD-"Tatort" aufnehmen kann, Schauspieler, die sich unters Publikum mischen, und ein mehrgängiges Menü.

Die Veranstalter versetzen ihre Besucher gern an andere Orte, in andere Zeiten. So wird Schwabing schnell zu Schottland, der Gasthof zum Gutshof. Und das Publikum selbst zum Teil des Stücks, etwa zu einer illustren Hochzeitsgesellschaft. Im Speisesaal überschlagen sich die Ereignisse bei rosa gebratenem Lammrücken. Figuren verschwinden, Geheimnisse und Intrigen fliegen auf, über knusprigem Perlhuhn stecken die Besucher die Köpfe zusammen und rätseln. Schauspieler beraten, führen in die Irre und reißen flache Witzchen. So lange, bis bei der Crème brulée von der weißen Schokolade alle satt sind. Und der Mörder überführt ist.

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