Freizeit - Friedrichshafen:Motorradfahrer protestieren gegen mögliche Fahrverbote

Baden-Württemberg
Motorradfahrer fahren während einer Demonstrationsfahrt auf der Autobahn. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Stuttgart/Karlsruhe (dpa/lsw) - Mehrere Tausend Biker haben am Samstag unter anderem in Baden-Württemberg gegen vom Bundesrat geforderte zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Lärmschutzgründen demonstriert. Am Bodensee schätzten Veranstalter und Polizei ihre Zahl auf rund 5000. In Stuttgart kamen nach Angaben der Beamten am frühen Nachmittag bis zu 8000 Motorradfahrer zusammen - nach Angaben eines Sprechers waren es auch hier deutlich mehr als erwartet. In Karlsruhe und dem südlich gelegenen Rheinstetten versammelten sich statt der angemeldeten 500 Teilnehmer mindestens 7000 Biker. 3000 von ihnen fuhren nach Polizeiangaben am Bundesverfassungsgericht vorbei.

In Rheinstetten hätten spontan Demonstranten die Versammlung in Richtung der Karlsruher Innenstadt verlassen. "Teilweise wurde dabei in Gruppe von bis zu 500 Zweirädern gefahren. Diese konnten von den Einsatzkräften nicht mehr aufgehalten werden", teilte die Polizei mit. Es sei zu wiederholten Verkehrsverstößen gekommen.

Der für Umwelt- und Klimaschutz eintretende Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die Motorradsternfahrt in die Karlsruher Innenstadt. "Besser als durch diese Demonstration und die damit verbundene Lärmbelästigung konnte es gar nicht deutlich werden, wie wichtig die Initiative zur Reduzierung von Motorradlärm ist, die der Bundesrat ... beschlossen hat", teilte der VCD am Sonntag mit.

Am Bodensee mussten die Biker aufgrund ihrer hohen Zahl auf Anweisung der Polizei von der geplanten Route abweichen: Eigentlich wollten sie am Seeufer entlang nach Engen (Kreis Konstanz) fahren, wo eine kurze Kundgebung geplant war. Ein Teil der Strecke führte dann aber etwas abseits vom Bodensee über die Autobahn. In Stuttgart kam es nach Angaben der Polizei aufgrund der Demo zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Organisiert wurden die Aktionen unter anderem von der Gruppe "Biker for Freedom", die auch an zahlreichen weiteren Orten bundesweit zu Demos aufgerufen hatte. So waren beispielsweise auch in Wiesbaden einige Tausend Biker unterwegs - ebenso in München, wo eine Groß-Demonstration dazu eigentlich untersagt worden war.

Hintergrund der Proteste ist ein langer Streit über Motorradlärm. Die Bundesländer hatten sich Mitte Mai dafür eingesetzt, dass die Fahrzeuge weniger Lärm verursachen sollen. So sollen die zulässigen Geräusch-Emissionen auf einen Wert begrenzt werden, der in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lastwagens oder eines Rasenmähers entspricht. Der Bundesrat will zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.

In Baden-Württemberg gelten vor allem landschaftlich reizvolle und kurvige Strecken wie auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und Odenwald sowie die Löwensteiner Berge und die Bergstraße als Lärm-Hotspots. Mehr als 100 Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich aus Protest zur "Initiative Motorradlärm" zusammengeschlossen. Ihr Forderungskatalog umfasst geänderte Zulassungsregelungen für Motorräder und drastischere Strafen für Manipulationen an Motoren, Verkehrsverbote und stärkere Kontrollen.

Auch die Bergstraße in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee lockt viele Motorradfahrer an. "Die meisten fahren ordentlich, aber nicht wenige nutzen die Strecke, um hoch und runter zu rasen", sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Matthias Weckbach. Zum Teil würden auch Wettrennen durch Wohngebiete und einen Uferpark gefahren. "Die Bergstraße thront über Ludwigshafen, der Lärm der Motorräder und hochmotorisierten PKW beschallt den ganzen Ort. Die Bürgerinnen und Bürger finden keine Ruhe."

Er verstehe den Ärger über den Lärm durchaus, sagte dagegen Jörg Brucker von der Gruppe "Biker for Freedom", der auch die Demonstration am Bodensee organisiert hatte. Man dürfe die Motorradfahrer aber auch nicht unter Generalverdacht stellen - ein Fahrverbot sei aus seiner Sicht nicht der richtige Weg.

Bei zahlreichen Unfällen wurden am Wochenende mehrere Motorradfahrer schwer verletzt, mindestens ein Fahrer starb.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: