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Freizeit - Berlin:Flussbad: Idee für temporäre Öffnung ab 2021

Berlin (dpa/bb) - Abtauchen an der Museumsinsel: Der Verein Flussbad Berlin peilt für das Jahr 2021 temporäre Badezeiten im Spreekanal in Berlins historischer Mitte an. Ziel sei es, das Baden über den jährlichen Flussbad-Pokal hinaus möglich zu machen, sagte Vorstand Jan Edler. "Auf Basis verlässlicher Prognosen zu Wasserqualität in Echtzeit." Grundlage dafür könnten die laufenden Untersuchungen zur Wasserqualität sein. Seit zwei Jahren liefere eine der Testfilter-Anlagen Daten dazu.

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Berlin (dpa/bb) - Abtauchen an der Museumsinsel: Der Verein Flussbad Berlin peilt für das Jahr 2021 temporäre Badezeiten im Spreekanal in Berlins historischer Mitte an. Ziel sei es, das Baden über den jährlichen Flussbad-Pokal hinaus möglich zu machen, sagte Vorstand Jan Edler. "Auf Basis verlässlicher Prognosen zu Wasserqualität in Echtzeit." Grundlage dafür könnten die laufenden Untersuchungen zur Wasserqualität sein. Seit zwei Jahren liefere eine der Testfilter-Anlagen Daten dazu.

In diesem Jahr soll das traditionelle Wettschwimmen im Spreekanal am 16. Juni starten. Auch für schwimmbegeisterte Berliner ohne Wettkampf-Ambitionen steht der Kanal für zwei Stunden offen – nach Anmeldung. Für den Rest des Jahres aber bleibt das Schwimmen dort wie üblich verboten. Denn die Wasserqualität kann nach starkem Regen noch nicht garantiert werden, da beim Überlauf der Mischwasserkanalisation auch der Spreekanal verdreckt. Ohne dieses Risiko hätte er nach Angaben der Wasserbetriebe bereits jetzt schon Badewasserqualität. Doch es gibt noch ein zweites Problem: Schwimmer kommen bisher kaum ins Wasser. Fast überall begrenzen hohe Steinmauern den Verbindungskanal zwischen Bode Museum und dem Historischen Hafen an der Fischerinsel. Der jüngste Erfolg für die Flussbad-Initiative ist eine Freitreppe am Humboldt-Forum, die Bund und Land nun mit insgesamt mehr als sechs Millionen Euro als Nationales Projekt des Städtebaus fördern. 38 Meter breit könnten diese Sitzstufen einen ersten guten Einstieg ins Wasser bieten. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. 1925 schlossen die letzten Berliner Badeanstalten an der Spree, weil der Fluss im Industriezeitalter zur Kloake wurde. Die Großindustrie ist lange Geschichte. Die Vision des Vereins ist, 100 Jahre später - also im Jahr 2025 - wieder ein Flussbad an traditioneller Stelle am Spreekanal zu eröffnen.

Mit dem Blick auf ökologische Stadtentwicklung verlange die Idee immer mehr, sagte Edler. "Das ist keine Spinnerei mehr. Das ist wie ein Trigger." Seit 2016 sei das Projekt Flussbad im Koalitionsvertrag verankert. Im November 2017 setzte das Abgeordnetenhaus ein deutliches Signal: Es forderte den Senat mit breiter Mehrheit auf, das Flussbad zu unterstützen. Festlegen möchte sich Edler auf das Jahr 2025 noch nicht. "Das ist alles sehr komplex", betonte er. So werde es noch bis 2035 immer wieder Baustellen auf der Museumsinsel geben, die auch im Spreekanal zeitweise einen Bauhafen erforderten. Das bedeute, dass es bei Badewetter wahrscheinlich nicht durchgehend freie Bahn für Schwimmer geben könne. Aber temporär? Das hält Edler bereits im übernächsten Sommer für erstrebenswert - mit provisorischen Treppen-Zugängen und neuem Wasser-Check.

Auf einem historischen Lastkahn im Spreekanal lässt der Verein seit zwei Jahren die Leistung einer Pilot-Pflanzenfilteranlage zur Reinigung des Flusswassers wissenschaftlich untersuchen. "Noch ein weiteres Jahr, dann haben wir aussagekräftige Ergebnisse", sagte Edler. Die Auswertung der Messreihen laufe bereits jetzt kontinuierlich. "Mit bisher vielversprechendem Ergebnis", so Edler.

Geprüft werde unter anderem, wie der Filter mit den periodischen Belastungen des Wassers klar komme. Funktioniere er, könnte an der Friedrichsgracht dauerhaft ein Pflanzenfilter in den Kanal gebaut werden. Die Auswirkungen der Überlauf-Problematik ließen sich damit lösen. Mit den Anrainern inklusive der Stiftung Preußischer Kulturbesitz pflegt der Verein gute Kontakte. Die Wasserbetriebe hat er auf seiner Seite. Doch immer wieder tauchen neue Hürden auf. Bisher verpachtete die European School of Management and Technology (ESMT) im ehemaligen Staatsratsgebäude einen Teil ihres Gartens an das Flussbad für eine Ausstellungs- und Kommunikationsplattform. Später sollen in diesem Garten neben dem Spreekanal - so die Idee - Stufen ins Wasser führen. Allerdings kündigte die ESMT den Nutzungsvertrag des Gartens für 2020.

"Wir möchten gern auf einem Teil der Fläche ein Studentenwohnheim mit 100 bis 150 Plätzen bauen", sagte ESMT-Geschäftsführer Georg Garlichs. Dafür sei eine bislang versiegelte Fläche aus DDR-Beton vorgesehen, die heute als Parkplatz genutzt werde. Mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei bislang jedoch keine Einigkeit für die Erstellung eines Bebauungsplans erzielt worden. Deshalb sei auch der Pachtvertrag mit dem Flussbad nicht verlängert worden.

Generell stehe die ESMT dem Flussbad nach wie vor positiv gegenüber, betonte Garlichs. Auch mit dem Wohnheim sei es möglich, am Spreekanal einen Zugang zum Wasser zu schaffen. Das sieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung genauso. "Wir würden uns über das Flussbad freuen", sagte Sprecherin Petra Rohland. Nur priorisiere die Verwaltung nicht den Standort für das Wohnheim, den sich die ESMT vorstelle. Für den Gartenbereich auf dem Landesareal in Erbpacht müsse Denkmalschutz berücksichtigt werden. Das Verfahren für den Bebauungsplan-Entwurf laufe voraussichtlich bis Mitte 2020. Erst dann herrsche Planungsreife. "Es ist eine große Enttäuschung für uns, dass das Flussbad hier zum politischen Spielball von übergeordneten Verhandlungsprozessen geworden ist", sagte Vorstand Edler dazu. "Wir erwarten von den beteiligten Parteien, dass sie eine Einigung herbeiführen." Ohne dabei ein Projekt zu gefährden, das durch bürgerschaftliches Engagement getragen werde.

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