Süddeutsche Zeitung

Frage der Woche:Welcher Kater darf's denn sein?

Rühren Kopfschmerzen und Übelkeit am Morgen nach der Party von der schieren Menge Alkohol her, die man getrunken hat? Oder liegt es doch eher an der unglücklichen Auswahl der Getränke?

Markus C. Schulte von Drach

Am Samstag Party, am Sonntag Kopfschmerzen und am Montag wie gerädert zur Arbeit? Klar, der Alkohol hat Schuld. Vielleicht ist man nicht daran gewöhnt, oder die Zahl der Getränke war diesmal wirklich zu groß. Schließlich führt Alkohol zu einer Austrocknung des Körpers. Die Folge: Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit, die über längere Zeit andauern können.

Natürlich hätte man den Kater vermeiden können: Gar nicht trinken oder neben dem Alkohol größere Mengen nichtalkoholischer Flüssigkeit zu sich nehmen. Aber könnte man den sogenannten Hangover auch durch eine gezielte Auswahl von Alkoholika in Grenzen halten?

Mit anderen Worten: Ist die Schwere des Katers auch davon abhängig, was für einen Alkohol man konsumiert?

Tatsächlich spielt das eine Rolle. Denn der Flüssigkeitsmangel aufgrund der übermäßigen alkoholischen Flüssigkeitszufuhr ist nur einer von mehreren Effekten.

Beim Abbau von Ethanol, dem wichtigsten alkoholischen Bestandteil der Getränke, entsteht im Körper Acetaldehyd - und das lässt uns unser Körper schmerzhaft spüren. Doch auch andere Substanzen haben sehr unangenehme Auswirkungen.

Nicht nur Ethanol spielt eine Rolle

Besonders wichtig ist offenbar der Alkohol Methanol, der in manchen Getränken mehr, in anderen weniger enthalten ist. Beim Abbau dieser Substanz entsteht Formaldehyd - wie Acetaldehyd ein Zellgift.

Dafür, dass Methanol eine wichtige Rolle spielt, spricht etwa, dass die Stoffwechselprodukte des Alkohols gerade dann gebildet werden, wenn auch der Kater einsetzt. Und schließlich gibt es Hinweise darauf, dass kleine Dosen Ethanol am Morgen nach der Party die Symptome sogar mildern, da dieser Alkohol die Bildung der Methanol-Abbauprodukte blockiert.

Zu Ethanol und Methanol kommen weitere Kater auslösende Substanzen, die als Geschmacks- oder Aromastoffe dienen und im Körper zu ungesunden Stoffen abgebaut werden. Dazu gehören etwa Polyphenole oder sogenannte Fuselalkohole wie Butanol, die bei der alkoholischen Gärung entstehen.

Demnach ist nicht nur die eigene körperliche Konstitution und die Menge der Getränke ausschlaggebend, sondern tatsächlich auch die Auswahl derselben. So führen Alkoholika mit relativ viel Methanol, etwa Brandy, Rotwein (vor allem die billigen Weine), Rum oder Whisky, zu einem schlimmeren Kater als zum Beispiel Weißwein, Gin oder Wodka.

Beim Bier sorgen offenbar Weizenbiere und überhaupt alle obergärigen Biere aufgrund des meist höheren Fuselalkohol-Anteils eher für einen Kater als die meisten Pils-Marken.

Und beim Wein ist auch die teure Flasche kein Garant für einen kopfschmerzfreien Morgen - schon weil die Zusammensetzung des Getränkes in manchen Ländern von Faktoren wie dem Klima abhängt. Und das kann von Jahr zu Jahr wechseln.

Als Daumenregel kann man sagen: Je weniger "Verunreinigungen" neben dem Ethanol in einem Getränk enthalten sind, desto weniger schmerzhaft ist der Kater. Und je dunkler ein Getränk, desto größer das Hangover-Risiko.

Wobei hier natürlich wieder die Alkohol-Mengen selbst nicht vergessen werden dürfen. Denn während große Mengen Bier vor allem über die Dehydration wirken können, schmerzt Brandy eher methanolbedingt.

Den Methanol-Kater dadurch zu bekämpfen, dass man am nächsten Morgen mit ethanolhaltigen Getränken weitersäuft, ist übrigens keine zu empfehlende Lösung, sondern ein Schritt in Richtung Alkoholismus.

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