Süddeutsche Zeitung

Fotoalbum:Maximilian Brückner

Er war schon Luther und der jüngste "Tatort"-Kommissar. Jetzt sitzt der 39-jährige Bayer im Hamburger TV-Studio und erzählt - auf Bairisch.

Protokolle von Peter Burghardt

Als BKA-Ermittler ist Maximilian Brückner in der kommenden Woche im ZDF-Zweiteiler "Der Mordanschlag" zu sehen, er war auch mal jüngster Kommissar im "Tatort". Jetzt sitzt der 39-jährige Oberbayer aus Riedering im Hamburger Fernsehstudio und erzählt - auf Bairisch, in seiner Tasche ein Buch über den Dreißigjährigen Krieg.

Paraderolle: Der Luther war ein Highlight. Mich hat das wahnsinnig gefreut, dass ich 2017 im ZDF-Film "Zwischen Himmel und Hölle" Martin Luther spielen durfte. Erst zwei Tage vor Drehbeginn hatte ich die Serie "Hindafing" gedreht: vom koksenden Bürgermeister, der alle bescheißt, zum Luther - das war schon eine große Gratwanderung und somit eine Herausforderung.

Luther fasziniert mich durch den Dreh jetzt viel mehr als früher, die historische Figur ist so unglaublich komplex und widersprüchlich. Unfassbar, wie der unsere Sprache geprägt und was er losgetreten hat. Der Film war ein Erlebnis. Die Kollegen, die mittelalterlichen Häuser, der ganze Fahrzirkus, die Kutte. Und ich dachte: Jetzt spiel' ich also den Luther, und das als Katholik. Ich bin auf meine Art gläubig und mag Kirchen, weil sich da jeder zusammenreißt und es dort so ruhig ist. Die Gottesdienste sind eine der ältesten Inszenierungen, die es gibt, mit Musik und Theatralik. Und dann noch die Gerüche, die hast du nicht mal im Theater. Gerade war ich in Helsinki zum Drehen und geh' in die Kirche, da schaut der Luther auf mich runter. Ich musste so lachen. Den werd' ich nicht mehr los.

Entdecker: Mit Christian Stückl am Volkstheater ist für mich alles so richtig losgegangen, er ist mein Mentor und ein Freund. Bei ihm hab' ich begriffen, was ich vorher an der Schauspielschule nur theoretisch verstanden hatte. Schauspiel ist eh ein Prozess, du fängst jedes Mal wieder an. Eigentlich wollte ich gar nicht Schauspieler werden. Ich wollte Medizin studieren, hatte sogar schon einen Studienplatz in München. Ich war im Zivildienst, hatte Theater im Dorf gespielt, als Gaudi. Dann hab' ich doch bei der Falkenberg-Schule vorgesprochen. In der ersten Runde war das bei mir "Woyzeck" auf Bairisch. In der zweiten Runde hab' ich den Monolog aus einem Hirtenstück gelesen, den ich mit 13 gespielt hatte, die anderen Schüler als Komparsen haben geprustet. Und dann willst du natürlich erst recht wissen, ob du's kannst. Die Falkenberg in München war eine super Schule, eine komplett andere Welt für mich damals.

Familienhof: Das war mit 13 oder so, am Simssee, ich hatte damals mein eigenes Pferd. Wir sind immer zum Campen irgendwohin geritten, manchmal im gestreckten Galopp. Wir waren wild unterwegs. Jetzt haben wir keine Pferde mehr. Du brauchst viel Zeit für ein Pferd, und unsere Ziegen, Kühe, Schafe, Hühner, Enten halten uns genügend auf Trab. Morgens mache ich als Erstes den Stall.

Wir haben einen alten Bauernhof mit denkmalgeschützter Mühle und kaputtem Sägewerk als Mehrgenerationenhaus ausgebaut. Wir sind acht Geschwister und verstehen uns einfach gut, das war eine klare Entscheidung. So ein Mehrgenerationenhaus kann aber auch anstrengend sein, wie eine Beziehung halt. Aber die Vorteile überwiegen bei Weitem.

Aufstieg: Das ist daheim bei uns im Wohnzimmer, die Ski hab' ich zu Weihnachten gekriegt. Ich glaub', ich konnte Skifahren, bevor ich gehen konnte. Das Skifahren hat mich nie mehr losgelassen, ich liebe das. Ich fahre Telemark-Ski und geh' gern Touren, aber nur Pisten rauf, da ist eh schon alles niedergemäht. Mittlerweile rennt ja jeder überall hoch. Ich fahr' auch nicht drei Stunden lang irgendwohin zum Skifahren, höchstens für ein paar Tage, Tagesreisen sind ökologisch nicht mehr verantwortbar. Touren sind eh das Beste. Gehst rauf, fährst runter, bist ausgepowert. Schöner geht's nicht. Die Kampenwand ist mein Lieblingsberg. Du kriegst immer einen anderen Blickwinkel, wenn du oben bist. Eine Rolle im Film auf Ski? Hatte ich mal. Das war ganz am Anfang.

"Hindafing": Ich bin da der Provinzbürgermeister Alfons Zischl. Ich spiel' zwar sonst nicht viel Bayerisches, aber die Serie mag ich, weil sie so schön morbide und bitterböse ist. Fast wie bei den Österreichern, die sind gnadenlos. Wir überhöhen die Szenen, zum Beispiel im Puff als Sündenfall von Adam und Eva. Oder Zischls Drogenentzug. Der Zischl windet sich auf dem Sofa wie bei "Indiana Jones, Tempel des Todes". Das tut richtig weh, der hat Krämpfe, der verreckt halb. Aber es ist natürlich auch Satire.

Lappland: Die Serie heißt "Arctic Circle" und spielt in Finnland, im Dezember ist Premiere. Ich bin die männliche Hauptrolle, ein Professor, Virologe. Wir waren dafür ein halbes Jahr in Lappland, bei minus 30 Grad wollte ich immer schon mal drehen. Es war auch das erste Mal, dass ich auf Englisch gespielt habe. Die Handlung ist Action-lastig, mit Verfolgungsjagden. Ich steh' auf so was, ich bin schon ein körperlicher Mensch. Für mich war das noch mal ein Sprung. Scandic Noir, Thriller. Ich mag' den europäischen Film mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, das sorgt automatisch für Spannung.

Bayerntod: Den "Brandner Kaspar" spielen wir seit 13 Jahren, ich als Boandlkramer, also als Tod. Das ist der Hammer, die Leute haben da immer so eine Freude. Zwei meiner Brüder sind dabei und meine ältesten Freunde, wir waren mit dem "Brandner" auch schon in Rio. Mit seinen besten Freunden auf der Bühne zu stehen, ist einfach super. Wann hat man das schon, mit seinen besten Freunden zu spielen? Herrlich!

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Quelle:
SZ vom 03.11.2018
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